Montag, 5. August 2013

Neues vom urbanen Acker

Nach vier Wochen unterwegs war ich ganz gespannt, was sich so auf dem Acker getan hatte. Bewaffnet mit Gießkanne, Hacke und Kamera verbrachte ich zwei Stunden auf dem Feld. Es machte so viel Spaß, dass ich völlig die Zeit vergaß und nach 2,5 Stunden Feldarbeit bei 33 Grad in der prallen Sonne mit einem Mordssonnenbrand zum See radelte. Egal. Es hat sich gelohnt. Als Neu-Demeter-Urban-Gardener schreibe ich mir alles auf und lerne. Und natürlich koche, brate und grille ich köstliches Gemüse.


Die erste der 27 Reihen gehört den essbaren Pflanzen. Kornblumen, Ringelblumen und Borretsch stehen in voller Pracht. Man könnte die Blüten und die Borretschblätter zu Salaten geben. Doch es tummeln sich unglaublich viele Bienen und Hummeln darinnen. Sollen sie sie haben.


Zucchinis wachsen ja zu enormer Größe. Zum Glück gibt es eine Menge Gerichte, die man daraus bereiten kann. Am liebsten mag ich sie in sehr, sehr dünne Scheiben geschnitten (Sparschäler), mit Olivenöl und Salz aufs Backblech gelegt und kurz gegrillt (oder eben gleich auf den Grill, klar).
Als wir 1983 "in den Westen" kamen, waren Zucchinis und Kiwis schon etabliert. Doch kurz zuvor war das noch nicht so. Eine Freundin erzählte mal, sie hätte als Kind ein Gespräch belauscht, in dem gärtnernde Nachbarn von ihren neuen Kiwis schwärmten. Die seien "sooooooo groß"und dabei zeigten sie mit ihren Händen etwas an, das nur Zucchinis gewesen sein konnten.


Die Kürbisse blühen wie verrückt. Leider sind die Blüten von der Hitze ganz schlaff und fast geschlossen. Denn eigentlich würde ich sie gerne einmal in Bierteig ausbacken. Na, vielleicht morgen.


Wir sind uns ein bisschen unsicher: Sind das Zucchinis oder Kürbisse? Die Blätter ähneln den Kürbissen, aber wie sollen die denn alle groß werden? Da ist doch gar kein Platz. Kathrin hat gestern mal eine Kugel mitgenommen und ruft nachher an, um was es sich handelt.


Petersilie. Wunderbar. Erst kann man aus den Blättern Salat und Tabulé machen, später werden wir die Wurzeln ernten.
Es ist gar nicht so leicht, Wurzeln wie Möhren oder Pastinaken dem Erdreich zu entreißen. Sie stecken bombenfest. Ich greife das Blattgrün und ruckle und drehe vorsichtig so lange, bis die Wurzel aufgibt. Das klappt aber nicht immer. Kathrin will mir die Tage noch einen Wurzel-Ernte-Trick zeigen. Ich bin gespannt.


Die Maispflanzen stehen zur Begrenzung der einzelnen Saisongartenparzellen. Ich freue mich schon auf die Kolben. Die kann man in den Blättern belassen auf die Glut eines Feuerchens (oder Grills) legen.


Ha! Nachdem unsere selbstgezogenen Wassermelonen wegen der langen Kälte im Mai eingegangen waren, kaufte ich noch einmal kleine Pflänzchen nach. Sie sind inzwischen riesig und bedecken große Bereiche. Sie blühen auch reichlich. Wegen der Hitze gibt es sogar zwei Melonen. Noch sind sie erst wenige Zentimeter groß, aber mal sehen, vielleicht werden sie ja etwas.


Eigentlich bin ich keine Bioeinkäuferin (außer bei Fleisch). Doch ich liebe selbstgezogenes Gemüse. Denn das schmeckt wirklich viel besser (bei Bioprodukten, die ja doch in Massen produziert und optimiert sind, finde ich das nämlich nicht).
Es ist auch erstaunlich, wie sich unserer Seegewohnheiten mit dem Wunsch, sich besser und gesünder zu ernähren, geändert haben. Früher als "verschrumpeltes Zeug" verschrien, lösen solche Bilder bei mir Gelüste aus. Ich weiß eben, wie köstlich die Möhren sind.


Die Tomaten sind noch grün. Die haben sich von der langen kalten Periode wirklich einschüchtern lassen.


Der Feind! Auch wenn er hier so niedlich versucht, eine Fluchtpyramide zu bauen. Kartoffelkäfer und ihre Larven fressen alle Kartoffeln und auch die Auberginen ratzekahl. Darum müssen wir sie einsammeln und vernichten. Selbst die freilaufenden Hühner auf dem Nachbarfeld mögen sie nicht fressen, weil sie bitter sind.
Als Kind fand ich sie sehr schön und stoppelte über die Kartoffelfelder, um sie zu sammeln und in kleinen Gläsern zu halten. Da wusste ich noch nicht, welch Schädlinge sie sind. Sie gerieten einst sogar in die Propaganda-Hetze des "Kalten Krieges", als die damalige DDR-Regierung behauptete, die "Amikäfer" wären extra mit Kartoffelkäferbomber von den Amerikaner abgeworfen worden, um die Bevölkerung zu schwächen.


Einfach schön!
Es gibt viel zu tun.

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