Dienstag, 12. Januar 2016

Die Mutter-Kolumne – Täglich frische Luft?

Kennt Ihr den Papalagi? Das bist Du, das seid Ihr und wir und ich betrachtet durch die erstaunten Augen eines fiktiven Südseehäuptlings. Alltäglichkeiten, die schon immer so waren, die man einfach so macht, die doch richtig sind, erscheinen in dessen Worten plötzlich gar nicht mehr so normal und logisch, allenfalls witzig oder absurd manchmal sogar falsch. So etwas mache ich jetzt auch. Jeden Monat in der eltern.family nehme ich mir eine Selbstverständlichkeit aus dem Leben mit Kindern vor und frage mich: Klar, alle machen das so, aber wie so eigentlich?


Manche behaupten ja, es gäbe kein schlechtes Wetter nur schlechte Kleidung. Solche Leute tragen gerne Goretexjacken, Fleecemützen und robuste, wasserundurchlässige Schuhe mit wärmenden Filzeinlagen, die man nur im Internet oder in speziellen Outdoor-Läden bekommt.

Dass ich noch nie eine derartige Allwetterbekleidung besaß, liegt nicht daran, dass ich sie unkleidsam und farblich zumeist etwas fragwürdig finde. Ich besuche auch hin und wieder diese oft etwas streng riechenden Läden, kaufe beispielsweise Gaskartuschen für den Campingkocher und betrachte staunend, was man alles zu brauchen scheint, wenn man sich mal ins Freie wagt. Nein, es liegt daran, dass diese Funktionskleidung erstens sehr teuer ist und ich zweitens bei Regen, Hagel und Sturm einfach nicht so gerne rausgehe. Daran änderten auch die Geburten meiner Kinder nichts.

Ich höre das empörte Luftschnappen der Guten und bin mir der Schwere meiner Schuld durchaus bewusst. Ich weiß sehr wohl, dass Kinder täglich und ohne Rücksicht auf die Wetterlage an die frische Luft gehören. Und natürlich führte dieser Umstand immer wieder zu einem enormen inneren Konflikt. Nicht nur mit meinem schlechten Gewissen, sondern auch mit meinen Eltern. Sie schoben jedes tropfende Näschen, jedes tränende Äuglein und jedes kleine Hüstelchen auf die Pimpelhaftigkeit meiner Kinder, ausgelöst durch den nachweislich von mir verursachten Mangel an frischer Luft. Diesen Nachweiß erbrachte ein Hauttoncheck, den mein lieber Herr Papa mit einem Stück weißen Karton durchführte. Ehrlich gesagt, konnte ich ihn dessen nie tatsächlich überführen, bin mir aber sehr sicher, dass er stattfand. Es könnte natürlich auch sein, dass großelterlicherseits einfach per se behauptet wurde, meine Kinder seien bei schlechtem Wetter zu selten draußen. Immerhin wussten meine Eltern ja, dass ich mich dort nicht so gerne aufhielt, wenn es ungemütlich aussah. Übrigens genauso wie meine Kinder. Das muss genetisch und oder ererbt sein. Wenn es vor den Fenstern stürmte und pladderte, machten wir es uns dahinter lieber geschichtenlesend auf dem Sofa gemütlich. Je nach Lage manchmal tagelang und meist im Schlafanzug. 
Doch wir waren nicht dumm.

„Kinder, Omi und Opo holen euch gleich fürs Wochenende zu sich. Wir müssen mal raus“, sagte ich in solchen Momenten.
„Auweia, das gibt bestimmt Ärger“, sagte das Töchterchen.
„Genau, weil wir so weiß sind wie Bettlaken“, tönte das Söhnchen heiser und etwas hüstelnd.

Die Situation war ausreichend anlysiert. Aber draußen regnete es noch immer. Es galt, Plan B umzusetzen. Also standen wir auf, zogen unsere Jacken an, setzten Mützen auf, banden Schals um, schlüpften in Gummistiefel und stellten uns auf den Balkon, die Gesichter dem grauen Himmel entgegengereckt. Der Wind rötete unsere Wangen und wenn wir uns ein bisschen verbogen, konnten wir beim Nachbarn im Haus ums Eck mit Fernseher gucken. Wir verbrachten die Zeit damit, das von Ferne Gesehene zu synchronisieren.

„Mützen ab!“, sagte ich nach einer Weile.
„Genau, wegen dem Vitamin D“, erklärte das Söhnchen. 
Wir wussten bescheid.

Als wir glaubten, genug davon gebildet zu haben, gingen wir hinein und machten es uns mit großen Tassen heißer Schokolade wieder auf dem Sofa gemütlich.
Trotzdem nagte natürlich das schlechte Gewissen an mir.

„Mach dir keine Sorgen, Mama“, tröstete das Töchterchen. „Bei Omi und Opo müssen wir sowieso ganz viel wandern.“

Da war ich auf einmal sehr froh, dass meine Eltern Goretexjacken tragen und auch welche für die Kinder gekauft hatten.

Montag, 11. Januar 2016

Far Above The World – Mach´s gut, Major Tom – zum Tod von David Bowie

Die Zeile mit der Nachricht liegt direkt vor meinen Augen, doch ich kann sie nicht glauben: David Bowie ist tot! Fassungslos starre ich darauf. Eine Träne läuft meine Wange hinunter. Dabei bin ich gar kein liebender Fan, war nie auf einem seiner Konzerte, habe mir keines seiner Alben gekauft. Nur eines besitze ich. Changes. Auf Kassette. Trotzdem gehörte David Bowie in mein Leben, in meine kleine Familie. Dass er jetzt ging, ist unendlich traurig. Ich öffne ein neues Dokument und schreibe, versinke in Erinnerung:  


Jeden Morgen eines jeden Wochentags saßen wir im „Herdenkutsche“ genannten gelben Kangoo. Wir waren umgezogen und für ein halbes Jahr, bis zum ersten Schultag des Töchterchens und des Söhnchens Krippe-Kindergarten-Wechsel ins neue Viertel, mussten wir zur angestammten Kindertagesstätte zehn Kilometer mit dem Auto fahren. Das hätte doof sein können. Es war sehr früh, wir drei noch müde und die Straßen berufsverkehrverstopft. Doch es wurde jedes Mal eine gemeinsame wunderbare halbe Stunde. 
„Mama, das Astronautenlied!“, krähte allmorgendlich das dreijährige Söhnchen aus dem Kindersitz direkt nach Anschnallen und Motoranlassen.
Ich schob die Kassette ins Kassettendeck. Es hudelte einige Sekunden etwas altersschwach. Doch dann durften wir aufatmen. Beides funktionierte noch.
„Pst!“, machte das Töchterchen.
„Weiß ich doch“, wisperte das Söhnchen.
Der Motor ratterte blechern, das Lied begann sehr leise. Ich stellte es jedes Mal zu laut.
„Jetzt setzt er den Helm auf“, raunte es unisono auf der Rückbank.
„Drei, Zwei, Eins, Start“, flüsterte es.
„Jetzt fliegt er los!“, schrie das Söhnchen und ich regelte schnell die Lautstärke nach unten.
Eine Weile schwiegen wir.
„Jetzt steigt er aus, stimmt´s Mama?“, krähte das Söhnchen.
„Ja, jetzt steigt er aus und fliegt ganz alleine in die Sterne“, erklärte das Töchterchen.
„Weil er so Sehnsucht hat, stimmt´s Mama?“, wusste das Söhnchen.
„Obwohl ihn seine Frau ganz dolle liebt“, flüsterte das Töchterchen. „Und obwohl er wusste, dass er sterben wird.“
„Er wollte lieber zu den Sternen fliegen, als auf der Erde leben“, erklärte das Söhnchen.
Dann war das Astronautenlied zu Ende.
„Noch mal!“, schrieen die beiden von hinten.
Ich spulte zurück. Dreimal schafften wir es, dem Song zu lauschen. Jeden Morgen. Ein halbes Jahr lang.
Danke, David Bowie!
Mach´s gut, Major Tom! 
Ich werde dich nie vergessen.

Donnerstag, 7. Januar 2016

Puddingkuchen im Gläschen

Manchmal backt oder kocht man ja etwas und dann ist das dermaßen lecker, dass man selbst ganz erschauert. So ging es uns mit dem gebackenen Vanillepudding. Zehn Gläschen hatte ich gemacht, aber als ich mir ein zweites holen wollte, waren schon alle weg. Dabei leben wir hier in der Bude nur zu dritt.


Man braucht dafür:
4 Eier / 180g Zucker / Vanillepaste oder das ausgekratzte Mark einer Schote / 125 Butter + etwas für die Gläschen / 125 g Mehl / 450 ml Milch / eine Prise Salz

10 kleine ofenfeste  Gläschen

So geht´s:
Ofen auf 175 Grad vorheizen.
Eier trennen.
Butter schmelzen.
Eiweiß steif schlagen, zur Seite stellen.
Eigelb und Zucker so lange schlagen, bis eine feste hellgelbe Creme (ähnlich einer Zabaione) entstanden ist.
Langsam die Butter zufügen.
Vanille und Salz hinzugeben.
Vorsichtig das Mehl unterheben.
Die Milch unterrühren (nicht erschrecken, die ganze Chose wird nun flüssig.)
Das steife Eiweiß vorsichtig aber so lange unterrühren, bis es sich gut verteilt hat und die Masse nun wie eine luftige, etwas angedickte Flüssigkeit wirkt.
Die Gläschen mit flüssiger Butter auspinseln. Mit einer kleinen Kelle die Teigmasse einfüllen.
Die Gläschen für 45 bis 50 Minuten in den Ofen stellen. Nach 25 Minuten mit Backpapier abdecken.


Wir konnten uns nicht einigen, ob diese kleine Köstlichkeit warm oder kalt besser schmeckt. Sie ist einfach sehr sehr lecker.