Freitag, 31. Januar 2014

11 Fragen

Stefanie Leo stellt nicht nur unzählige Kinder- und Jugendbücher auf ihrer Webseite Bücherkinder vor, sie vernetzt auch die, die etwas mit Kinderbüchern machen, und führt den Blog Lesen Leben Lachen. Nun hat sie mich an einem so genannten Blog Award beteiligt. Ich muss zugeben, ich mag diese Awards nicht besonders. Als ich noch meinen englischsprachigen Blog führte, der sich hauptsächlich mit dem Thema handmade beschäftigte, machte ich bei jedem mit. Natürlich ist der Sinn das Vernetzen. Doch inzwischen hat sich mein Blogprofil sehr geändert. Heute schreibe ich vom Schreibtisch einer Kinderbuchautorin, fotografiere und koche. Ich freue mich über Menschen, die Freude haben, meinen Blog zu lesen. Aber ich interessiere mich nicht mehr für die Anzahl der täglichen Klicks darauf.
Darum möchte ich diesen Award nicht so annehmen, wie gewünscht. Entschuldige bitte, Stefanie. Aber gerne beantworte ich deine 11 Fragen.

1. Welche Jahreszeit magst du am liebsten?

Ich mag den Frühling, weil das Leben draußen wieder losgeht und die Pflanzen blühen, was das Zeug hält.
Ich mag den Herbst, weil man im Wald Pilze und silberne Altweiberhaare findet.
Ich liebe den Sommer.
Ich mag den Winter überhaupt NICHT!

2. Wohin führt dich deine nächste große Reise?

Da unsere letzte große Reise in die Zukunft am anderen Ende der Welt erst 3 Wochen zurückliegt, wird die nächste große Reise wohl anderer Art sein. Gestern bekam ich eine sehr schöne Mail meiner Agentin. Daraus könnte sich eine tolle Reise entwickeln. Vielleicht verliebe ich mich in diesem Jahr auch? Vielleicht finde ich einen Schatz? Ich bin gespannt.



3. Welche Fähigkeit hättest du gerne?

Im Kleinen wäre ich gerne geduldiger. Im Großen würde ich gerne die Welt retten. Wenn alles möglich wäre, möchte ich gerne fliegen können.


4. Beschreibe dich mit drei Adjektiven!

Ich bin humorvoll, ehrlich und aufbrausend.
Es würde auch mit einem Adjektiv funktionieren: Ich bin lebendig!
Außerdem klettere ich gerne auf Elefanten.



5. Twitter, Facebook, Instagram … auf welche Plattform möchtest du am wenigsten verzichten?

Ich bin im Facebook mit Kollegen und Lesern vernetzt. Da Schreiben gemeinhin ein recht einsames Tun ist, möchte ich darauf nicht verzichten.


6. Welches Buch liegt gerade oben auf deinem Nachttisch?

Ich lese selten nur ein Buch zu einer Zeit. Diese sind meine momentane Lektüre:



7. Gute Vorsätze 2014 – was hast du dir vorgenommen?

Eigentlich gar nichts. Das hatte alles beim letzten Mal nicht funktioniert. Und davor auch nicht, und davor ...

8. Was verbindest du mit dem Wort “Heimat”?

Nicht viel.
Ich habe kein "Elternhaus". Erst verließen wir 1983 die damalige DDR (da war ich 12 Jahre alt), dann sind meine Eltern auch aus der Wohnung gezogen, in der ich meine Pubertät verlebte.
Ich schreibe gerne auf Deutsch und höre andere sehr gerne Englisch sprechen.
Ein Zuhause ist immer dort, wo meine Kinder sind.


9. Was bringt dich zur Weißglut?

HA! LÜGEN!


10. Blogtipps – nenne mir deine drei liebsten Blogs!

Ganz ehrlich? Momentan habe ich leider keine Zeit, Blogs zu lesen. Manchmal stoße ich im Facebook auf einen interessanten Post in irgendeinem Blog. Aber regelmäßig irgendwo dabei zu sein, das schaffe ich gerade nicht.
Ich bin gespannt, wen oder was ich (wieder) entdecke, wenn ich irgendwann einmal in den Armen der Muße weile.

11. Vervollständige diesen Satz: “Es ist nie zu spät …”

... etwas zu ändern!
Das klingt etwas phrasenhaft, aber es ist meine ganze Überzeugung. Darüber habe ich sogar schon nette Bekannte und zwei Freundschaften verloren. Denn nicht jeder kann oder möchte das annehmen. Viele Menschen haben Angst und verharren. Selbst im Unglück. Aber traurig sind sie dennoch. Und leiden. Und klagen. Das macht mich schrecklich unglücklich.

Samstag, 25. Januar 2014

Sahnequarkjoghurt mit Karamellwalnüssen, Bisquit und Lemon Curd

Worin ich ja immer besser werde ist, dass ich auf die Schnelle und aus dem Stegreif ein köstliches Dessert zaubern kann. So etwas muss man als Mama etwas älterer Kinder einfach können. Außerdem sammeln sich hier auch wunderbare Dinge aus vorher einmal umgesetzten Rezepten wie angefangene Lemon Curd Gläser, Dulce de Leche Reste, Walnüsse, halbe Packungen Löffelbisquits und so weiter.
Letztens fragte das Töchterchen also nach etwas Leckerem zum Nachtisch und ich machte dieses Triffle (wenn man so will, könnte man es Triffel nennen).


Das braucht man:

1 Pck. Quark / 1 Becher Sahne / 1 Becher Joghurt / Vanillepaste / 3 Eßlöffel braunen Zucker / 2 Handvoll Walnüsse / 2 bis 3 Eßlöffel Honig / 3 bis 4 Eßlöffel Dulce de Leche (Karamell aus gezuckerter kondensierter Milch) / einige Löffelbisquits /  etwas Limettensirup / etwas Orangensaft / Lemon Curd


So geht das Ganze:

Zuerst gibt man in Dessertschälchen zerbrochenen Löffelbisquit. Darauf träufelt man einige Löffel Orangensaft und Limettensirup.
In einer Pfanne röstet man bei höherer Temperatur grob gehackte Walnüsse. Diese löscht man mit Honig ab und rührt das Ganze gut durcheinander. Dann gibt man noch etwa 2 Eßlöffel der Karamellmasse hinzu und rührt wieder alles gut um. Die Nüsse sollen vom karamellisierten Honig und der Dulce eingehüllt werden. Abkühlen lassen.
Die Sahne steif schlagen. Dann Quark, Joghurt, Zucker und Vanille dazugeben und unterschlagen. Die cremige Masse auf die nun weichen Bisquitstücke geben.
Darauf die erkalteten Nüsse legen.
Das Ganze mit etwas Lemon Curd beträufeln.
Fertig! Lecker!

Freitag, 24. Januar 2014

Lesung in Hannover – Frau Herden kommt ins Fernsehen


"Warum möchte Frau Herden denn ausgerechnet in Hannover lesen", fragte die nette Dame vom Kulturamt.
Hmh. Eine ungewöhnliche Frage. Denn eigentlich lese ich quer durch die Republik, überall dort, wohin mich Schulen und Veranstalter einladen. Doch dieses Mal hatte der Verlag angefragt.
Und das kam so: Natascha Geier, Redakteurin des Kulturjournals beim NDR, war auf meinen Blogpost gestoßen, der ganz wunderbar in ihr kommendes Thema mit dem Arbeitstitel "Arme Kinderbuchautoren" passte. Ob ich neben Kirsten Boje daran mitarbeiten würde, fragte sie an. Natürlich sagte ich zu. Denn inzwischen hatte ich über den Zuspruch zum Post erfahren, wie wichtig es wäre, über dieses Thema einmal zu sprechen. Das hatte ich bis dahin noch nicht getan. Dankbar meinen Traumberuf ausüben zu dürfen, hatte ich meine sehr bescheidene finanzielle Lage still akzeptiert und mich über die Unterstützung wunderbarer Menschen, die an mich glauben, gefreut.
Im Rahmen des Berichts sollte eine Lesung gezeigt werden. Am besten irgendwo im Norden. So kam also die Dame vom Kulturamt ins Bild.
Doch es gab tatsächlich noch einen Grund, warum ausgerechnet Hannover: So oft hatte ich hier am Bahnhof gestanden, die Graffiti betrachtet und gedacht: Warum eigentlich nie Hannover? Warum fahre ich hier immer nur durch? Ich wollte hier gerne einmal aus dem Zug steigen.



"Ich hoffe, das Hotel ist besser als die Bilder im Internet", sagte Franziska Rakel vom Verlag. War es nicht. Ist es wahrscheinlich nie. Und ich merkte, dass ich für einiges inzwischen wohl doch zu alt bin. Ich habe keine Probleme mitten im australischen Busch voller Spinnen, Skorpionen und Bull Ants zu zelten, aber wenn ich beruflich in ein Hotel komme, möchte ich nicht an ein FDGB Ferienheim oder das Auffanglager in Gießen erinnert werden. (Dort verbrachte meine Familie 1983 die erste Woche "in Freiheit", nachdem wir die damalige DDR verlassen hatten. Es war dort nicht schön.) Doch zum Frühstück saß man ganz wunderbar nostalgisch und die Menschen waren sehr nett, so dass ich wohlgemut zur Wilhelm-Busch-Schule aufbrach. (Übrigens feiern Max und Moritz in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag. Dazu gibt es ab Februar im Wilhelm Busch Museum Hannover eine feine Ausstellung. Ach, da würde ich gerne so manchen Lehrer hinschicken, der nicht mehr weiß, was Jungenstreiche sind und kleinste Kleinigkeiten, die noch nicht einmal das Wort Streich verdienen, kriminalisiert.)



Das Fernsehen kam und alles brummte. Die Aula war für 150 Kinder vorbereitet, die Kameras wurden aufgestellt, Spots bildeten ein nettes Streiflicht auf dem hinter mir hängenden Vorhang, alles war vorbereitet. Wir hatten noch etwas Zeit, darum drehten wir schnell die Szenen "Frau Herden kommt" und "Frau Herden geht" vor der Tür.
Die Kinder kamen angeflitzt und suchten sich jeweils den tollsten Stuhl. Frau Geier und ich beobachteten das von der Seite, als es zu jenem netten Gespräch kam, das erklärt, warum ich meinen Job (auch) so liebe.
Ein kleiner, sagen wir, etwas pummliger Junge, mit einem Aussehen, das auf viel mehr heimatliche Sonne schließen ließ, als in unseren Breitengraden so üblich ist, fragte mich: "Sind Sie die Autorin?"
"Ja, die bin ich", antwortete ich.
"Und, wie geht es Ihnen so?", fragte er.
"Gut", antwortete ich, weil es stimmte.
Ein Mädchen, dass neben dem Jungen saß, fragte darauf hin: "Sind Sie aufgeregt?" Klar, das war eine berechtigte Frage, das Fernsehen war ja da. Außerdem saßen 150 kleine Menschen auf den Stühlen, die nicht höflich so tun würden, als gefiele ihnen etwas, was sie doof fanden.
"Nein", sagte ich dennoch, denn es war die Wahrheit.
Darauf stumpte der Junge das Mädchen etwas unwillig an und brummelte ärgerlich: "Warum fragst du denn so was?"
"Na, ich habe mir eben Sorgen gemacht", raunte die Kleine zurück.
"Das brauchst du doch nicht. Die hat doch gesagt, es geht ihr gut."



Frau Geier erklärte den Kindern, der sicherste Weg, nicht ins Fernsehen zu kommen, ist der, in die Kamera zu winken. Natürlich fiel es den Kleinen trotzdem schwer, die Kameras gänzlich zu ignorieren. Sehr faszinierend war es für sie auch, dass ein Kameramann gar kein Mann sondern eine Frau war. Vielleicht brachte das ja so manches kleine Mädchen zum Träumen. Besonders beim Quiz, als der Kameramann quasi vor mir lag, reckten die Kids die Hälse. Mich machte das auch etwas nervös. Ich meine, wie sieht das denn aus? So von unten? Trotzdem waren Lesung, Quiz und die Fragerunde einfach schön. Alle hatten Spaß. Ich sah die Kinder gebannt lauschen und die Lehrerinnen lachen. Na, und mir macht es ja eigentlich immer eine Riesenfreude.

"Die Lehrerinnen sagten, Sie hätten beim Quiz sehr viele von den Kindern dran genommen, die sonst immer zu kurz kommen in der Klasse", sagte der Rektor hinterher. Das mache ich mit Absicht, erklärte ich. Ich hab einen Blick für sie. Klar, sie sind ja meine Stadtteilritter und Weltretter. Trotzdem freue ich mich natürlich, wenn ich höre, dass es auch klappte.


Im Anschluss hatten wir das Interview zum Thema. Ich beantwortete Frau Geiers Fragen (wie es meine Art ist, ;-)) sehr ausführlich. Nun bin ich natürlich sehr gespannt, wie das alles zusammengeschnitten wird. Das Kulturjournal zum Thema wird wahrscheinlich in der dritten Februarwoche ausgestrahlt.


Beim Verabschieden drückte mir der Rektor noch einmal seine Begeisterung aus. Das freute mich natürlich sehr. "Warten sie nur ab", sagte er. "Sie werden noch einmal eine ganz große Kariere machen."


Viel Zeit für die Stadt selbst blieb mir dann leider nicht mehr. Aber eine nette Entdeckung machte ich: Es gibt eine Markthalle. Ich liebe Markthallen und aß dort sehr fein zu (Nach)Mittag.


Sonntag, 19. Januar 2014

Hash brown Burger mit pochiertem Ei und Gorgonzola

In Sydney sind die Frühstückscafés immer rappelvoll. Die Menschen sitzen draußen auf den Stühlen in der Sonne und wenn man an ihnen vorbeiläuft, kann man einen Blick auf wunderbare Frühstücksteller mit pochiertem Ei, Bacon, Avocado und dicke Scheiben gerösteten Weissbrots werfen.
In Erinnerungen schwelgend, habe ich heute ein leckeres Frühstück mit australischer Inspiration für uns  bereitet. Das Ganze hat etwas gedauert, aber es lohnte sich.


Man braucht:

für die Hash Browns (oder Rösti):
2 Teile grob geriebene Kartoffeln / 1 Teil grob geriebene Möhren / Salz / Pfeffer/ Speiseöl

Eier / Essig / Gorgonzola / Salz / Pfeffer

So geht´s:
Die geriebenen Kartoffeln und Möhren mischen. Salzen und Pfeffern. In einer beschichteten Pfanne das Öl auf mittlerer Stufe erhitzen. In der Pfanne aus etwa 2 Esslöffel der Kartoffelmasse jeweils flache Taler drücken. Langsam und ziemlich lange rösten, bis sie goldbraun und kross sind. Dann vorsichtig wenden. Etwas Gorgonzola auf jeden zweiten Taler krümeln und mit anschmelzen lassen. Die Taler auf Küchenkrepp zum Abtropfen geben.

In der Zwischenzeit in einen großen Topf soviel Wasser geben, dass man eine Tasse völlig darinnen versenken kann. Einen Schuss Essig dazugeben und zum Sieden bringen. Nun vorsichtig ein rohes Ei in die Tasse aufschlagen. Die Tasse quer ganz in das Wasser senken und dann das Ei im Wasser vorsichtig in den Topf gleiten lassen. Nach 3 bis 4 Minuten mit einer Schöpfkelle herausholen.

Auf einem Teller den "Burger" anrichten. Köstlich!

Samstag, 18. Januar 2014

Schreiben und Kinder sollen unvereinbar sein? Gedanken zu Julia Franks Kolumne in der Welt


Julia Frank schreibt in der Welt, dass Mama Sein und Schreiben für sie unvereinbar seien. Denn beides liebe sie innig, beides bereite ihr größte Probleme. So ist das Schreiben für sie schon immer gleichermaßen „Liebe und Krankheit“. Und die gemeinsame Zeit mit den Kindern möchte sie intensiv wahrnehmen und sich davon beglücken lassen. Wohingegen deren Krankheiten sie bis an den Rand der Erschöpfung drängen. Ein dazwischen hin und her Hüpfen überfordere sie masslos. So der erste Teil des Artikels.

Natürlich dachte ich sofort an mein Leben. Geht es mir genauso? Nein, dachte ich im ersten Moment. Aber das liegt vielleicht am unterschiedlichen Genre. Denn ich schreibe Kinderbücher. Wenn ich mich in eine meiner Geschichten versenke, dann ist es nicht dramatisch, wenn eines der Kinder ob meines geistesabwesenden Gesichtsausdrucks irritiert fragt: „Hey, Mama, alles okay mit dir?“. Ich kann meine Kinder einfach in meine Abenteuer im Kopf mitnehmen (wenn sie das möchten). Wenn ich ihnen zuhöre, wenn ich sie beobachte, dann inspiriert mich das. Außerdem verfüge ich über ein nettes Talent: Ich kann mich egal wo und in welchen Umständen innerlich zurückziehen, mich an den Schreibtisch setzen und einige Sätze schreiben. Da ich im Kopf sowieso ständig fabuliere und formuliere, genügt diese Form manchmal für ein halbes Buch. Die andere Hälfte schreibe ich, wenn die Kids in der Schule oder mit ihren Freunden unterwegs sind.

Das heißt aber nicht, dass ich die Stunden mit meinen Kindern gemeinhin oberflächlich, geistesabwesend, gedanken- und anteilslos verbringe. Nein. Ich liebe das Zusammensein mit ihnen. Ganz platt: Sie sind mein Ein und Alles. Mein Schreibtisch steht allerdings mitten im Wohnzimmer. Das bedeutet: Ich bin im Mittelpunkt, sobald irgendjemand sonst außer mir zu Hause ist. Dafür brauche ich dieses Talent.

Die Tage passierte allerdings folgendes: Meine Agentin war an einem Roman (für Erwachsene), den ich vor einigen Jahren (als die Kinder klein waren) schrieb, interessiert. Er ist nicht leicht und locker, sehr ambivalent, er ist gleichermaßen traurig und lustig, es geht um Einsamkeit, um Angst vor Nähe. Und natürlich findet dort auch Sex statt. Ich überarbeitete gerade so eine Stelle, als das Söhnchen (12 Jahre) neben mir auftauchte und über meine Schulter mitlas. Schnell verdeckte ich den Bildschirm und fuhr meinen Sohn an: „Was willst du denn?“ „Hey, hey, entspann dich mal. Ich habe dir gar nichts getan“, sagte er und hatte recht. Das war eine völlig neue Situation. Und ich dachte so bei mir: Falls dieses Buch erscheinen soll, vielleicht benutze ich dann ein Psydonym.

Julia Frank schreibt nicht für Kinder und die Liste der Preise, die sie für ihre Bücher erhielt, ist mannigfaltig. Die Art und Weise, wie jemand arbeitet, wie viel Ruhe und Konzentration er benötigt, ist individuell. Auch die Schnelligkeit in der man zwischen der Wirklichkeit und den inneren Welten zu wechseln vermag, ist sehr unterschiedlich. Ich kenne Menschen, die sind nie wirklich da. Man könnte sie Tagträumer nennen. Ich kenne genauso viele Menschen, die wissen nicht mehr, wie man träumt oder sich versenkt.
Ich denke, das es sich hier um ein individuelles Phänomen oder Thema handelt. Als große Kolumne in der Welt veröffentlicht, bekommt Julia Franks Aussage jedoch eine Allgemeingültigkeit, auf die sich eventuell gar Verleger berufen könnten, die mich etwas irritierte.

Der zweite Teil des Artikels nahm dann eine ganz andere Richtung. Julia Frank ist genau so wie ich alleinerziehend. Sie kommt immer wieder in die Bredoullie, wenn sie mehrtägige Leseanfragen oder auch nur soche mit einer Übernachtung bekommt. Wie soll sie das mit den Kindern organisieren? Und das ist genau mein Thema. Denn hier hat sie meine Not sehr schön formuliert.
Wenn ich auf Lesereise gehe, dann vermisse ich meine Kinder. Während ich da vor den anderen Jungen und Mädchen stehe, ihnen eine schöne Zeit schenken möchte, kann ich das nicht für meine beiden tun. Abends allein im Hotelzimmer fühle ich mich dann sehr einsam und frage mich, ob ich eine gute Mutter bin. Dann rufe ich zu Hause an: Wie geht es euch? Was macht ihr? Vergesst nicht Zähne zu putzen. Habt ihr die Hausaufgaben gemacht? Wenn alle Fragen positiv oder eventuell sogar mit einem „Mama, du nervst“ beantwortet werden, dann ist alles gut. Wenn nicht, bin ich viele, viele Kilometer zu weit weg.
Wenn ich die Lesungen und Reisen ablehne, verdiene ich kein Geld. 
Zu diesem Thema wird es übrigens bald mehr geben. Mein Post Bist du reich? Ha! ich bin Kinderbuchautorin hat mediale Folgen.

Montag, 13. Januar 2014

Sydney – ein fulminanter Jahresstart

Zurück aus der Zukunft und tief im Jetlag um vier Uhr morgens auf dem Sofa sitzend den Tag erwarten – so sieht es gerade aus. Aber auch: randvoll! Voller Erlebnisse, voller Bilder, voller Sehnsucht. Sehnsucht zurück in diese Stadt, die eine der schönsten sein soll und eigentlich die Schönste ist.


Ein wunderbares neues Jahr wünsche ich Euch. Wie kann das meine jedoch bei diesem Anfang noch mithalten? Zwei Wochen Sydney, eine Woche Camping in Seal Rocks. Besser geht es nicht.


Zu Beginn: Egal wie und mit welcher Airline – der Flug ist furchtbar und teuer. Außerdem zerfetzt er Euch die CO2-Billanz mehrerer Jahre, das kann man mit ein bisschen Recyceln und Jute statt Plastiktüte nicht mehr ausgleichen. Das heißt für uns nun: Dieses Jahr wird Nachhaltigkeit riesig geschrieben (auch wenn ich das Wort wirklich nicht mag).


Außerdem leidet man drei Tage zu Beginn und die ersten drei Tage wieder zurück unter Jetlag. Da kann man nichts machen. Keine Melatonin-Pille oder geschicktes Schlafverhalten hilft, der Körper nimmt sich, was er will, und man darf darüber nicht ärgerlich werden, sonst wird der Preis sehr hoch.


"Mama, wir waren irgendwie noch nie im Urlaub wie die anderen Leute." Das stimmt und das ist unser ganz großes persönliches Glück. Wir besuchen immer entweder Freunde oder Familie. Dieses Mal meine allerliebste Freundin Regina (und ihre Familie), mit der ich einst studierte, für einen Triathlon trainierte, mit der ich surfte und in Kalifornien lebte. Wir kennen uns bald 20 Jahre. (Dass ich nun wieder 2 Jahre warten muss, bis ich sie wiedersehen darf, brach mir das Herz. Aber der Rückflug war sowieso schlimm.)


Vor 15 Jahren war ich das erste Mal in Sydney, damals mit dem 9 Monate alten Töchterchen, für 8 Wochen. Vor 7 Jahren verbrachte ich etwa 4 Wochen dort ohne die Kids. Dieses Mal also drei Wochen australischer Sommer inklusive Weihnacht (mhm, das war ein bisschen seltsam, aber ein richtig schöner, sehr enthusiastischer Gottesdienst mit fetziger Musik und eine Party von 12 Uhr mittags bis 22 Uhr abends am 25. Dezember) und Jahreswechsel (einfach toll: vom Moore Park aus Richtung Stadt ins Feuerwerk geschaut. Wer tatsächlich am Opernhaus stehen möchte, muss schon am frühen Abend dort sein) zu dritt.


Ich bin kein Mensch der Reiseführer. Immer fuhr ich irgendwo hin und lebte dann dort, tauchte in das fremde Land ein und erkundete mein neues Zuhause. Denn das wurde es ganz schnell. Das muss genetisch sein. Den Kids ergeht es ebenso. Herumlaufen mit offenen Augen und Ohren. So.




Zum Beispiel: Newtown, das alternative Viertel. Da kamen wir hin, weil das Töchterchen zum Zahnarzt musste (übrigens sehr zu empfehlen: Newtown Dental Care). Die King Street ist einfach toll: Restaurants, ausgeflippte Boutiquen, süße Handmade-Läden und schöne Buchhandlungen.


Wir fuhren immer mit dem Bus – egal wohin. Ich liebe Busfahren, setze mich ans Fenster, lasse mich durch die Straßen kutschieren und schaue hinaus. Den Busfahrern muss man übrigens an den Haltestellen zuwinken, sonst fahren sie einfach weiter. Am günstigsten sind 10er Prepaid Tickets, die man in den Zeitungsläden bekommt.


Hier meine ganz persönliche Sydney-Must-Do-Liste:

* joggen oder spazierengehen vom Bronte Beach zum Bondi Beach (Bronte to Bondi Walk). Ein traumhaft schöner Weg! Wer länger laufen möchte, wendet sich in Bronte erst einmal nach rechts, dann kann er sich noch den unglaublichen alten Seemannsfriedhof auf den Klippen von Waverley anschauen. In Bronte gibt es auch eine nette Fish-and-Cips-Bude. Wasser und Toiletten sowie unzählige Bademöglichkeiten findet man am Wegesrand.
Übrigens haben die meisten Strände in Sydney noch einen kleinen Meereswasser-Pool zum Schwimmen. Normalerweise ist der umsonst zugänglich. In Bondi gehört er den Icebergs und kostet Eintritt. Dafür ist er richtig groß und man kann dort auch in die Sauna gehen.


* vietnamesische Fresh Spring Rolls essen! Ach, ach, ach. Die werde ich demnächst mal selbst machen. Aber für mich gehören sie einfach nach Sydney, genauso wie Sushi, das man dort an jeder Ecke bekommt.

* das Museum of Contemporary Art und die Art Gallery besuchen

* einen Tag im Taronga Zoo verbringen. Dazu fährt man vom (furchtbaren) Circular Quay mit der Fähre über die Bucht. Dort kann man mit der Seilbahn nach oben fahren und dann seinen Weg nach unten laufen (oder umgekehrt). Für mich (und ich kenne auch den in San Diego) der schönste Zoo der Welt.



* gegen Abend durch den Hyde Park wandeln und ein Picknick auf einer Wiese machen. Der große Weg hindurch ist mit glänzenden Platten belegt, die Bäume bilden ein hohes grünes Dach. Diese ganz besondere Stimmung verführt so manchen zu wunderbaren, aufsehenerregenden oder selbstvergessenen Darbietungen. (Wo sonst sieht man einen muskelbepackten, tätowierten Mann im Muskelshirt mit einer zarten Frau in einem romantischen Kleid in den Armen Tango tanzen?)

* eine der vielen Shows anschauen. Ich habe vor 7 Jahren das Musical "Hedwig and the angry inch" und dieses Mal im Rahmen des Sydney Festivals das Stück "Scotch and Soda" in einem Zirkuszelt gesehen und war beide Male total begeistert.

* vom Opernhaus durch den Botanischen Garten in die Woolloomooloo Bay laufen und im Andrew "Boy" Charlton Pool ein paar Bahnen ziehen.


Der Deutsche interessiert sich ja auch immer für das Wetter. Lange dachte ich, das sei eine Verlegenheitsgeste, aber inzwischen glaube ich, er meint das ernst. Also: Es ist warm, es weht eine Brise, es ist oft bewölkt, manchmal tröpfelt es vom Himmel, wenn die Sonne scheint, sticht sie mit tausend Messern, wenn sich der Wind legt, fällt es schwer zu atmen.
Immer, immer, immer muss man sich mit Sonnenschutz eincremen und einen Hut tragen. Ichverbrannte trotzdem. Jeden Tag aufs Neue.
Man soll viel trinken. Das fällt mir in Sydney nicht so leicht. Das Wasser schmeckt nicht nur nach Chlor, sondern auch noch muchig. Getränke sind superteuer. Wie eigentlich alles. Doch man gewöhnt sich daran. Das war eigentlich schon alles, was es zu meckern gibt. Ach, nein, da sind noch die Schlangen. Menschenschlangen. Vor dem Restaurant, an der Bushaltestelle, an der Kinokasse – überall. Sydney ist demokratisch, wer zuerst kommt, ist zuerst dran. Mich macht so etwas ja etwas nervös. Ich reserviere gerne. In Sydney geht das nicht und die Bewohner nehmen es gelassen – sie holen sich zum Warten ein Glas Wein oder ein Bier und plaudern die Zeit weg. Eigentlich ja doch irgendwie nett.


Und Seal Rocks? War unser Urlaub im Urlaub. Etwa vier Autostunden nördlich von Sydney gelegen. Camping, Beach (vier Strände), Surfen.



Wer mag: Weitere Fotos findet Ihr hier.