Samstag, 30. Juli 2011

Reisen Karten Kunst



Noch ist es Juni, beinahe wäre Sommer, dieses latente Ziehen im Bauch schmerzt akut - Fernweh, was schreibe ich, Fernsucht. Oder: Ich reise gern.
Als ich mich entschied, den steinigen Weg des "Armen Poeten" einzuschlagen, wusste ich, dass dieser mit Verzicht einhergehen würde: keine schicken Kleider, keine elektronischen Spielzeuge, kein "richtiges" Auto, keine Design-Möbel und immer in Sorge, dass irgendetwas kaputt geht. Aber niemals hätte ich auf das Reisen verzichten wollen.
Ich bin gern unterwegs. Ich bin auch (immer öfter) gern im Heimatstädtchen und werde mich nie auf der Webseite der Most Traveld People mit ihren 872 weltweiten zum Reiseziel erklärten Orten registrieren lassen. Aber es gibt viel Schönes und Aufregendes auf diesem Planeten: Orte und Plätze, die ich noch sehen, Menschen, die ich noch treffen, Dinge, die ich noch essen und riechen möchte.



Im Rock Restaurant im indischen Ozean würde ich beispielsweise gern einmal Seafood essen.


Das ist sicher einer der Gründe, warum ich Karten liebe. (In jeder Beziehung, denn nicht nur der Geldmangel ist dafür verantwortlich, dass ich kein sogenanntes Navi habe.)
Schon als Kind betrachtete ich gern Schatzkarten in Büchern und auch heute fühle ich mich solange etwas verloren, bis ich einen Blick auf eine Karte werfen, die Umgebung begreifen und meinen Standort erkennen konnte.






Ich zeichne auch gern Karten. Unvergessen der Seminarausflug während meines Architekturstudiums nach Gemonio / Italien zur Bauaufnahme. Wir schritten mit Maßbändern, Papier und Stiften bewaffnet die Kanten einer alten Villa ab, schätzen Höhen und erzeichneten Winkel. Es war toll.




Ich gucke mir auch sehr gern Karten-Kunst an. They draw & Travel ist beispielsweise eine Gallery, in der Künstler die persönlichen Karten ihres Lieblingsortes einstellen ...



..., so die gestickte Karte der Mecklenburgischen Seenplatte von Anja Rieger.

Ein Streifzug im Handmade-Laden Etsy bringt ebenfalls Einiges zutage. Ich habe mal eine treasury list angelegt. Als kleine Übung, um dieses Ziehen zu übermerken.




Freitag, 29. Juli 2011

Kreiseln für die Nachhaltigkeit


Kein Kleidungsstück ist so "fair" und "öko" wie ein Gebrauchtes. Das gibt es schon, das verbraucht keine Herstellungsenergien mehr, weder die der Natur noch die eines ausgebeuteten Menschen. Darum erfüllt ein Flohmarktkleid den Aspekt Nachhaltigkeit in jeder Beziehung viele Male mehr als ein neues American Apparel T-Shirt (die Firma garantiert faire Herstellungsmethoden) oder ein kratziger Pulli aus dem Bioladen.
Klamotten tauschen, verschenken, verkaufen ist inzwischen ein angesagter Trend, der sogar richtig gut und nicht nur gut gemeint ist.
Im Sommer gibt es Flohmärkte zur Genüge. Aber auch immer mehr andere feine Gelegenheiten laden ein, Teil der consumer revolution gegen sinnentleertes Konsumieren zu werden.

Oxfam motiviert beispielsweise zu Swap it -Parties. Ein paar gute Argumente, warum es sich lohnt, über sein Kaufverhalten einmal nachzudenken (Save a fortune, save the planet!) und es zu ändern, findet man auf deren Seite hier.


Im Heimatstädtchen organisiert der charmante Kulturverein "Zucker" immer wieder Klamottenmärkte mit Getränken und Musik. Der nächste findet, wie es der Zufall will, morgen statt.


Am Schönsten sind natürlich private Events, wie unser "Picknick mit Fummel" letztens und sicher bald wieder.



Aber auch das Netz bietet eine Plattform, die mir auf einen ersten Blick ganz gut gefällt, den "Kleiderkreisel". Den gucke ich mir demnächst einmal genauer an. Spätestens im Winter ist dieses Format sicher eine gute Möglichkeit.



Donnerstag, 28. Juli 2011

Vogelfrei - ein kunstsinniges Ausflugsziel

Ich bin ja nicht so die Spaziergängerin. Wenn ich mich fortbewege, dann hoffe ich entweder Gewicht zu verlieren, einen Schatz zu finden oder nach B zu gelangen. Ähnlich geht es mir mit dem Radfahren. Einfach mal in die Pedale treten, nach rechts und links staunen und ein Liedchen pfeifen, das gelingt mir schwer. Also muss für den Fahrrad-Familien-Ausflug ein Ziel her. Hier ist eines: Das Jagdschloss Kranichstein, in dem sich nicht nur interessante Vitrinen mit ausgestopften Tieren verschiedener Lebensbereiche befinden, ich gucke mir so etwas ja furchtbar gern an, sondern momentan auch die Ausstellung "Vogelfrei 9 - Jäger und Sammler" im Park stattfindet.
Natürlich haben die Exponate der 20 Künstler in der Parkanlage sehr viel Platz. Es hat uns aber allen Spaß gemacht, sie zu betrachten. Es hat übrigens geregnet. Trotzdem.

"Zeichnen von Schalenwild" (Werner Henkel) - sachliche und beinahe unverständliche Fachsprache für "Oh, die armen Bambis".



"Jagen" von Susanne Ruoff ließ sich die Kinder ins Ziel stellen.



"Jagdfieber" von Doro Hülder erinnerte mich von Weitem an Guerilla Knitting im Wald.



"Wundersamste Hirsche" von Waltraut Frese gibt es einige. Sehr spaßig.



Der "Kirschbaum" von Daniel Bräg ist mein Lieblingsobjekt der Ausstellung.



Die "Cloud Areas" von Waltraut Munz hätten Alice und dem verrückten Hutmacher auch gefallen.



"Frischer Fisch?" - Lutz Nevermann. Hm!?



Wo wollen die denn alle hin?


Aha!

"Trophäen" von Claudia Kappenberg und Dorothea Seror

Bastel- und Spieltipp für Regentage



Diese etwas ramponierten Kerle fallen mir immer wieder in die Hände, immer dann, wenn die Familie ruft: "Ein Spiel, lasst uns ein Spiel spielen!" Dann spielen wir "Schiki-diki, die Insel der Gefahren". Wer das nicht kennt, muss sich nicht wundern - wir haben es vor 5 Jahren selbst erdacht und gebastelt.



Bestimmt gibt es normalerweise bei der Spiele-Erfindung irgendwelche Wahrscheinlichkeitsberechnungen. Wir haben einfach losgelegt und zuerst einige DIN A4 Blätter mit Klebestreifen verbunden. (So kann man das Spielfeld nämlich später prima zusammenfalten.) Jeder bekam einen Wassermalkasten und dann ging es richtig los.



Eine Insel im Ozean entstand und jeder fügte seine Gefahren hinzu - Löwengebrüll und Schlangengezisch, blutrünstige Haie und schnappende Krokodile, gefährliche Klippen und plötzliche Stürme. Am Ende findet man einen Schatz und darf sich damit auf das Schiff retten.
Alle Gefahren sind an zwei Wegen gelegen, man sucht sich also einen aus. Die Wegstrecken erwürfelt man.



Die Beschreibung übernahm das damals 8-jährige Töchterchen. Heute müssen wir gemeinsam lachen, wenn wir versuchen, sie zu entziffern. Unsere Piraten sind bemalte Korken.
Beim Rumspinnen, Lachen und Basteln vergeht ein ganzer Tag. Das Söhnchen war damals übrigens 5 Jahre alt. Wenn Snacks bereit stehen, muss man nicht einmal eine Essenspause machen.
Und heute spielen wir noch immer gern "Schiki-diki". Selbstgekocht schmeckt den Kids ja auch besser,;-).

Dienstag, 26. Juli 2011

Fluchtvergnügen in einer Parallelwelt


Es ist unverschämt teuer, es ist ungesund und nicht gut für Klima, Energiehaushalt und bestimmt auch nicht fürs Karma, es ist laut und von Menschenmassen verstopft, es passt in keine korrekte Philosophie, es ist kulturlos und albern - und doch: Ich liebe es. Ich bin ein Fan von Disneyland. Denn hier kann man einen ganzen Tag lang Unsinniges, Vergnügliches, Aufregendes, Verbotenes und Ungesundes tun. Wenn man in der Lage ist, die kleinen mahnenden und schimpfenden Stimmen im Kopf einmal bewusst auszuschalten, ist dieser Tag eine rasante Pause von allem.


Man kann minutenlang die dollsten Sachen erleben ...


... sogar durchs All fliegen ...



... manche Dinge lassen einen staunen - weil sie zwar sinnlos aber dennoch traumhaft schön sind ...


... oder unglaublich echt wirken, obwohl man ja ganz woanders ist ...


... lustige Paraden ziehen an einem vorbei und man wippt mit dem Fuß, beim dritten Mal kann man sogar schon mitsingen ...


... spaßige Dinge könnte man kaufen, tut es aber nicht, weil sie tatsächlich nur hierher passen ...


... seltsame, aber liebevolle Gestalten wollen einen umarmen ...


... sogar die eigenen Helden wollen mit einem auf ein Foto ...


... und ein bisschen gruselig ist es auch.


Für den, der will, meine Tipps:

* Am besten unter der Woche bei Regen kommen. Dann ist es nicht so voll. Den Regen bemerkt man gar nicht vor lauter Ablenkung. Außerdem kann man sich einen schicken Regenponcho überziehen. Einen Schirm würde ich nicht mitnehmen, der stört nur.

* Morgens gut frühstücken, sich richtig den Magen vollschlagen. Die Restaurants und Imbisse im Park bieten nämlich nicht nur einseitiges Fastfood in kleinen Portionen, sondern sind auch noch extrem teuer.

* Keine Tasche mitnehmen (auch keinen Rucksack). Die nervt und stört, kann nicht mit Achterbahn fahren und am Ende hat man sie sowieso irgendwo stehen gelassen.

* Gute Laufschuhe anziehen, denn der Tag ist lang und man läuft viel.

* gut zu wissen:
In allen Geschäften (auch denen im Festival Disney, der Ausgehmeile ohne Eintritt) gibt es die immer gleichen Dinge zu kaufen.
In allen Restaurants im Park gibt es quasi dasselbe Fastfood. Trotzdem essen wir immer sehr gerne in Anette´s Diner im Festival Disney (auch wenn der Bluecheese Burger mit French Fries 18 Euro kostet).

Zum Eintritt:

Es gibt ein Tagesticket für einen Park (neben Disneyland steht noch der Disneymoviepark, aber beide schafft man sowieso nicht an einem Tag), das kostet 57 Euro/51 Euro pro Person/Kind.
Wer trotzdem 2 Tage Lust hat, sich auf diese Parallelwelten einzulassen: In diesem Sommer gibt es ein Angebot, das Sommerticket - beide Parks für 2 Tage für 69 Euro pro Person.

Nachtrag vom 2. August 2013: 
Bei einem weiteren Besuch (oder wenn es sehr leer ist) schafft man natürlich beide Parks an einem Tag. Momentan kosten die Tagestickets für beide Parks: 79 Euro. Es gibt auch Zweitagestickets (139 Euro), das ist aber nur etwas für Hartgesottene. Wir hätten am zweiten Tag keine Lust mehr gehabt.

Zur Übernachtung:

Alle Disneyhotels findet man auf der homepage. Wenn man zu viert 2 Übernachtungen und 2 Tage Eintritt bucht, ist man im billigsten Hotel etwa 1000 Euro los.
Das muss nicht sein.
In Marne la Vallée / Val d´Europe gibt es ein Ibis Budget Hotel. Dort kostet eine Übernachtung für 2 bis 3 Personen im Zimmer 69 Euro. Das Hotel ist sauber und selbst die seltsame plastikgespritzte Dusch-Klo-Komposition funktioniert gut. Eine S-Bahn-Station ist direkt daneben. Die Fahrt zum Eurodisney kostet etwa 1,50 und dauert 2 Minuten.
Von hier aus könnte man auch einen Paris-Tagestrip machen.

Mirabellen - Kompott und Kuchen

Sich in der Natur herumzutreiben, deren Schätze zu ernten und sich dann damit stundenlang in der Küche zu verkrümeln, sind manchmal Auszeiten, die man braucht, die einem etwas Glück und Zufriedenheit schenken, wenn draußen alles wolkenverhangen ist und Mörder nicht einmal mehr hässlich sind sondern in Bullerbü aufwuchsen.
Hier nun also ein Post als heiteres kleines Seelen-Pflaster.


Mirabellen-Zeit. Sie hängen so schwer an den Ästen der Bäume, dass man nur noch einen Korb darunter stellen und ein wenig am Bäumchen wackeln muss. Im Nu hat man mehrere Kilo der süß-sauren Früchte geerntet. Das macht auch im Regen Spaß.

Ich habe daraus zwei unterschiedliche Kompotts gekocht.
Einige Kilo der hübschen Früchte habe ich entsteint. Pro Kilo habe ich 1/2 Liter Wasser mit einem Kilo Zucker zu Sirup gekocht. Dann die Früchte und etwas Zitronensäure dazu gegeben. Das Ganze habe ich 15 Minuten gekocht, über Nacht stehen lassen, am nächsten Tag noch einmal gekocht und heiß in Gläser gefüllt.

Die zweite Variante geht schneller, ist weniger süß, dafür würziger und weniger lang haltbar (2 Wochen angeblich nur, na, mal sehen, sind sowieso nur drei Gläser geworden). Pro Kilo Mirabellen habe ich 300ml Wasser und 400 g Zucker sowie eine halbe Vanillestange, 3 Nelken und 3 grüne Kardamoms zu Sirup gekocht. 10 Minuten habe ich dann die nicht entsteinten Früchte mit gekocht und heiß in Gläser gefüllt.
Die Gläser muss man übrigens nach dem Schließen erst einmal auf den Kopf stellen, damit auch der Deckel keimfrei ist.

Mal sehen, was köstlicher sein wird.
Viele Mirabellen-Ideen findet man übrigens hier.


Ich bringe gern Kuchen mit. Erstens mache ich gern eine Freude, zweitens esse ich den gern und drittens habe ich mir einmal vor Jahren ein "Geheim-Rezept" für einen Obst-Rührkuchen jeder Art erarbeitet, der immer gut ankommt. Ich habe ihn als dritte Variante des Tages mit Mirabellen umgesetzt.


Den Teig mache ich relativ fest, damit er den Saft des Obstes aufsaugen kann und dabei zwar saftig aber nicht matschig wird. Die Eier und die Butter sollten zimmerwarm sein, dann kann man die Butter schaumig schlagen und die Eier gerinnen nicht zwangsläufig (wenn das doch passiert, ist es jedoch nicht tragisch, es sieht nur unansehnlich aus).
Die Mirabellen waschen und entsteinen. Das geht einfacher als man erst mal so denkt. Zuckern und zur Seite stellen.
1 Stück Butter (250 g) aufschlagen. 250 g Zucker und eine Prise Salz dazu geben. Außerdem würze ich den Teig mit Vanille, Kardamom und Zimt. Alles aufschlagen. Einzeln vier Eier dazugeben und jeweils komplett unterschlagen. Dann 400 g gesiebtes Mehl und Backpulver hinzu tun. Nur unterrühren. Ein bisschen Milch macht den Teig schön geschmeidig. Wenn man das Ganze zu lange rührt entsteht ein bleischweres klebriges Gebilde. Also lieber nicht.
In eine gebutterte und bemehlte Springform streichen, die saftigen Mirabellen etwas hineindrücken und mit Pinienkernen oder Mandelstiften bestreuen.
Bei 175 Grad etwa eine Stunde backen. Aprikosenmarmelade erhitzen und auf dem Kuchen verteilen.
Mit süßer Vanille-Sahne einfach köstlich.

Montag, 25. Juli 2011

Starke Stücke - Kinderzimmer Collagen


Damit es nicht heimlich, still und leise passierte, hier der Fanfaren-Stoß dazu:
Ich habe im Sidebar eine neue kleine Galerie eröffnet:

- Collagen und Mixed Media

Natürlich findet Ihr die Starken Stücke auch im Shop, nämlich hier.


Treibgut und Beachcombers



Zurück aus dem Urlaub bedeutet auch immer viel Post - die meiste natürlich im Rechner, aber auch "echte" liegt auf dem Esszimmertisch, vom lieben Nachbar und "Molchfütterer" dorthin gelegt. Auch das neue Das Magazin ist dabei - "Treibgut" der monatliche Titel. Wie ungemein passend. Aus Seite 13 lächelt dieser Herr mit der flotten Kette heraus. Wer ist denn dieser Mann mit dem ausnehmend guten Schmuck-Geschmack?

Der Ozeanograph Curtis Ebbesmeyer sammelt und erforscht Treibgut.
Jedes Jahr verlieren Frachter 10 000 Tonnen Ladung ans Meer. Das ist katastrophal und vergrössert die Materialmenge aus der WHIM die Plastikinsel bauen möchte und an der jährlich 100 000 Meeressäuger sterben werden.
Mister Ebbesmeyer sammelt gestrandete einst verlorene Turnschuhe, Plastikenten, Legosteine und andere Konsumgüter ein und erfasst deren Daten. Aufgrund der Orte des Untergangs und des Angespültwerdens ermittelt er neueste Erkenntnisse zu den Meeresströmungen. Das hört sich fast spaßig an. Ist aber wichtig, um die Auswirkungen des Klimawandels zu untersuchen. Denn der verändert bekanntlich die Golfströme, die Folgen sind kaum vorstellbar.
Außerdem konnte Herr Ebbesmeyer errechnen, dass die ersten japanischen Tsunami-Trümmer in einem Jahr an der amerikanischen Westküste stranden werden. Beachcombers warten bestimmt schon. Obwohl ich das gar nicht böse meine, denn irgendwie bin ich ja auch einer.
Manchmal lohnt sich das sogar auch finanziell: Wenn man beispielsweise eine der 28 800 1992 in den Ozean gerutschten Plastikenten findet, bekommt man von der Herstellerfirma 100 Dollar dafür. Die nutzen den Missstand nämlich für Materialstudien.

Natürlich lässt Curtis Ebbesmeyer bei seinen Strandwanderungen die anderen Dinge wie uralte Flaschenpost, Deodorantkugeln, Krebsreusenverschlüsse in Dominosteingestalt oder seltene Glaskugeln auch nicht liegen. Darum ist er inzwischen Kurator einer enormen "Schatzkammer". Ich würde ihn gern einmal besuchen.

Kleine Treibgut-Galerie aus Moliet Plage, Frankreich (- wir durften diese Dinge übrigens nicht in Müllsäcken einsammeln und auf dem Campingplatz in die Mülltonnen werfen -):









Freitag, 22. Juli 2011

Ruf der Tiefe oder Gefahren am Strand



Diese zarte Schönheit ist furchterregend - eine Portugiesische Galeere (Physalia physalis) oder Blue Bottle (wie sie in Australien genannt wird). Nicht nur wir, sondern auch diese Polypen-Kolonien (aus der Gattung der Staatsquallen), eroberten gerade die atlantischen Strände des französischen Südwestens.
Ich traf sie schon an den pazifischen Stränden, da jedoch in Moliet keine Warnungen ausgesprochen wurden, dachte ich, dass es sich um eine harmlose Art handeln müsste. Wir schossen sogar Fotos und überlegten, ob man sie mal berühren sollte. Nur ein bisschen. Nur um zu testen, ob sie echt waren.



Dann wickelte eine dieser Seeblasen mit seinen Tentakeln das Töchterchen ein. Zum Glück trug dieses einen Wetsuit aus Neopren. Trotzdem. Die peitschenhiebartigen Schmerzen an den nackten Beinen und Händen ließen sie schreien. Und dann machten wir alles falsch, als wir sie unter die Süßwasser-Dusche stellten. Doch wir hatten Glück - keine Verbrennungen, keine allergische Reaktion, keine Atemnot, kein Herzstillstand.
Am nächsten Tag wurde der Strand im Nachbarort Vieux Boucau gesperrt.
Richtig wäre es gewesen: im Salzwasser baden, nicht mit den Händen abreiben, sondern mit Rasierschaum oder trockenem Sand bedecken, antrocknen lassen und dann das Ganz mit einem Stück Plastik abreiben. Auf alle Fälle zum Arzt. (Hier kann man noch mehr dazu erfahren.)
Manchmal ist es erschreckend, wie wenig man weiß von den Dingen, die einem begegnen. Irgendjemand kümmert sich schon. So wird es oft suggeriert.

Zum Thema (im weitläufigen Sinne) habe ich einen Lese-Tipp. Dieses Buch habe ich den Kindern des abends am Zelt vorgelesen (eine schöne Tradition, der auch das Alter der beiden (13 und 10) keinen Abbruch tut.



"Ruf der Tiefe" von Katja Brandis und dem Meeresbiologen Hans-Peter Ziemek.
"2018. Die Tiefsee ist noch immer einer der geheimnisvollsten Orte der Erde. Für den 16-jährigen Leon aber bedeutet sie Zuhause, denn als Flüssigkeitstaucher kann er sich auf dem Meeresgrund frei bewegen. Doch dann breiten sich Todeszonen aus und nicht nur die Wesen der Tiefe geraten in Panik …"
Hier die Seite dazu.

Die Geschichte ist spannend, spielt an einem ungewöhnlichen Ort, hat einen sympathischen "Rettet unseren Planeten!"-Ansatz und vermittelt, ohne dass es weiter stört, Wissen über die Tiefsee und deren Bewohner, über Genetik und Stammzellen.
Wirklich empfehlenswert! Auch für Erwachsene. Und damit ein echtes Vorlesebuch für die ganze Familie. Vielleicht mal eine neue Idee? Statt Fernseher gucken beispielsweise.