Als ich noch klein war, wusste ich gar nicht, dass man am Theater auch Fähigkeiten wie Schneidern, Malen und Schreinern erwerben kann, dass man dort in eigenen Werkstätten lernen darf, die Kulissen für Illusionen zu fertigen. Wahrscheinlich hielt man das bewusst vor mir geheim, sonst hätte ich das bestimmt sofort gemacht. So wie Miriam Bröllos.
Miriam hat Praktika im Malersaal und in der Kostümabteilung des Theaters gemacht, wurde an der Landesbühne in Hannover zur Theatermalerin ausgebildet und arbeitete als solche in Hildesheim. Später hat sie Grafikdesign mit Schwerpunkt Illustration in Bremen studiert. Inzwischen ist sie wieder im Heimatstädtchen und hat ein Atelier in der Wackerfabrik. Dort habe ich sie besucht.
Frau Bröllos Illustrationen fand ich schon immer sehr charmant - besonders die Insekten, Vögel, Pilze und Gänseblümchen, die sich, eigentlich als Nebenschauplätze, in ihren Bildern tummeln.
Momentan möbelt sie in ihrem Atelier Regale, Schränke, Sideboards, Stühle und Tischchen auf. Mit Eisfarben, hübschen Stoffen und Papieren verwandelt sie abgehalfterte Chippendale-Stücke, muffige Bauernschränke und wacklige Biedermeier Stühle in kleine Kunstwerke.
Die erste Idee zum Aufmöbeln kam ihr schon vor vielen Jahren, als sie aus alten Bettgestellen unter dem Namen "Kleine Könige" Kinderbänke zauberte. Aus dieser ersten Idee resultiert auch noch immer ihre Liebe zu Eiscreme-Farben wie Ozeantürkis, Taubenblau, Altrosa oder Mintgrün. Praktischerweise ist Frau Bröllos mit einem begabten Zimmermann verheiratet, der ihre Ideen nicht nur nett findet, sondern sie auch handwerklich unterstützt.
Als sie sich auch um andere verwahrloste Stücke gekümmert und diesen eine neue Bleibe verschafft hatte, verselbstständigte sich die ganze Chose, denn plötzlich wollten viele auch so etwas Schönes fürs Zuhause haben. Sie brachten ihr ungeliebte Erbstücke und holten einige Tage später wunderbare Einzelstücke ab.
Inzwischen kauft Frau Bröllos auch ohne Auftrag auf Flohmärkten und in Gebrauchtmöbelhäusern vielversprechende antike Basisstücke mit Verzierungen, Schnecken, Bögen oder gedrechselten Beinen (Frau Bröllos besitzt einen SCHUPPEN VOLLER MÖBEL!). Normalerweise erkennt sie sofort das Potential und hat ein ziemlich genaues Bild im Kopf, was sie mit den Stücken machen kann. Diese werden, wenn nötig, zuerst vom Ehemann repariert und gängig gemacht, danach von ihr geschliffen, gereinigt und in mehreren Arbeitsgängen lackiert, wobei Miriam die Kanten zum Schluss oft noch einmal anschleift, um den Möbeln den gewissen Chic zu verpassen. Manche Tischchen oder Höckerchen werden mit Stoffen oder Papieren verziert. Alles sehr aufwendig und äußerst liebevoll. (Polsterarbeiten lässt sie allerdings von jemanden machen, der das einmal gelernt hat.)
Auch die Überbleibsel und Zufallsprodukte in einem Atelier sind künstlerisch wertvoll. Mima sammelt beispielsweise die Hölzer, die sie zum Lack Umrühren benutzt und kreiert daraus Kunstwerke - zum Beispiel eine "Skyline".
Im Heimatstädtchen gibt es den quietschvergnügten und zauberhaften Laden "Grüner Salon", der mimamoebel anbietet, ansonsten kann der Liebhaber auch bei Dawanda fündig werden.
Ganz wunderbar ist es für mich und alle, die das Heimatstädtchen am 6. November besuchen wollen, dass Frau Bröllos mit ihren mimamoebeln und ihren Illustrationen am Eintagsladen 4 teilnehmen wird.
Weitere Ateliergeschichten findest Du hier.
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