Samstag, 26. März 2016

Köstliche Oreo-Torte

In Magazinen und im Netz stieß ich auf verschiedene Rezepte für eine Torte mit Oreo Keksen, die ja eigentlich auch ohne Torte schon sehr lecker sind. Doch verarbeitet wie in diesem Rezept, das ich mir aus den anderen zusammengebastelt habe, sind sie einfach himmlisch.

Man braucht:

300 g Oreo Kekse
60 g Butter
750 g Sahnequark
3 Eigelb
600 ml gezuckerte Kondenzmilch (Milchmädchen)
1 Päckchen Sahnesteif
50 g geraspelte Schokolade
2 Limetten


So geht´s:
Zuerst darf man voll kindlicher Freude, die Oreo Kekse trennen. Die Kekshälften kommen in eine Plastiktüte, die Füllung in eine Rührschüssel.
Die Butter schmilzt man bei mittlerer Temperatur.
Die Kekshälften mit einem Nudelholz ganz fein zerbröseln. Etwa 3 bis 4 Esslöffel davon zur Seite stellen. Den Rest mit der geschmolzenen Butter gut mischen.
Eine Springform (24 cm Durchmesser) mit Backpapier auskleiden. Die Keks-Butter-Mischung fest auf den Boden drücken und für etwa eine Viertelstunde ins Gefrierfach stellen.
Den Ofen auf 200 Grad Celsius vorheizen.
Die Keksfüllungen, den Sahnequark, die 3 Eigelb und 200ml der gezuckerten Kondenzmilch (den Rest in den Kühlschrank stellen) sehr gut mit dem Mixer verrühren bis eine homogene Masse entstanden ist. Diese auf dem Keksboden verteilen und das Ganze für etwa 30 Minuten backen, herausnehmen und mit der geraspelten Schokolade bestreuen. Dann den Kuchen in der Form auskühlen lassen. Das dauert ziemlich lange (etwa 1 Stunde).
400 ml gezuckerte Kondenzmilch mit dem Saft der beiden Limetten aufschlagen, das Sahnesteif einrieseln lassen und solange schlagen, bis eine fluffige Creme entstanden ist. Diese auf die erkaltete Torte streichen.
Die Torte für etwa eine Stunde in den Gefrierschrank oder für 4 Stunden in den Kühlschrank stellen. Vor dem Servieren mit den zur Seite gestellten Oreokrümeln bestreuen.
Köstlich!

Dienstag, 22. März 2016

Die Mutter-Kolumne – Kinder brauchen ihre eigene Kinderkultur ... ähm, wirklich?

Kennt Ihr den Papalagi? Das bist Du, das seid Ihr und wir und ich betrachtet durch die erstaunten Augen eines fiktiven Südseehäuptlings. Alltäglichkeiten, die schon immer so waren, die man einfach so macht, die doch richtig sind, erscheinen in dessen Worten plötzlich gar nicht mehr so normal und logisch, allenfalls witzig oder absurd manchmal sogar falsch. So etwas mache ich jetzt auch. Jeden Monat in der eltern.family nehme ich mir eine Selbstverständlichkeit aus dem Leben mit Kindern vor und frage mich: Klar, alle machen das so, aber wie so eigentlich?


Man kennt das: Ständig werden allerlei kulturelle Veranstaltungen in den Kalender eingetragen: Konzerte, Theater, Lesungen, Ausstellungen – jedoch nicht als romantische Dates, sondern als unterhaltende aber vor allem geistfördernde Kulturevents für die Kleinen. Kinderkonzert mit Ralf und seiner Gitarre, das Lilliput-Theater spielt "Wir tanzen auf dem Tisch", Bilderbuchkino mit Frau Ulla aus der Stadtbücherei, Mitmachkunst aus Pappenheim. Zu diesen Terminen geht man en famille auch hin, jedenfalls eher als zu zweit zu Glasperlenspiel in die Centralstation, obwohl man sich das fest vorgenommen hatte. Denn Kinder brauchen diese ihre eigene auf sie zugeschnittene Kultur. Zudem ist das Zeitfenster sehr gering, es bleiben acht kurze Jahre und die müssen genutzt werden. Oder? 

„Das ist langweilig“, raunte mein Söhnchen damals, als wir auf Sitzkissen kauernd einem Barden lauschten, der seine Textchen mit gezupften Gitarrenakkorden begleitete. 
Spätestens als er uns bat mitzusingen, verschwanden wir klammheimlich. Beinahe klammheimlich, denn ich stolperte über eines der Sitzkissen und unterbrach so ungestüm den lauschigen Moment.
„Das beste war, als Mama hingeflogen ist“, erzählte der Spross von jenem Konzert. 
Das kann nicht in der Absicht des Musikers gelegen haben.

Einmal begleitete uns mein Vater auf ein Kinderkonzert. Er hing neben mir auf dem Stuhl, die Augen halb geschlossen. Dann kam das erste Mitmachlied. Die beiden langhaarigen Eltern vor uns sprangen wie von der Tarantel gestochen auf und fuchtelten begeistert nach Anleitung mit den Armen, gingen in die Knie und hüpften hoch. Von dem Moment an machte uns das Ganze Spaß. 
Meinen Kindern leider nicht, die saßen vorne und starrten verwundert auf die kreischende und fuchtelnde Musikantentruppe.

Wir besuchten auch Kindertheateraufführungen. Solange meine Kinder dachten, auf der Bühne stünden tatsächlich Ernie und Bert, die für sie sangen, war alles wunderbar. Doch mit vier Jahren erkannten sie die Wahrheit.
„Da sind Erwachsene drunter, die spielen nur“, stellte das Töchterchen fest. „Denken die, ich bin doof und merke das nicht?“
Während die begleitenden Eltern Spaß zu haben schienen, gähnten die Kleinen und mein Sohn flüsterte, so dass es auch alle anderen gut hören konnten: „Die Frau in dem hässlichen Kostüm hat eine komische Stimme.“

Zur selben Zeit tobten meine Sprösschen kopf- und rumpfschüttelnd zu meinen alten Nirvana-Platten durch die Bude, sangen Bowies Major Tom mit, verharrten regungslos und mit vor Faszination geöffnetem Schnütchen vor Impro-Thetargruppen in der Innenstadt und besprachen wochenlang die Installationen von Edward Kienholz, die sie in der Kunsthalle gesehen hatten.
„Kultur für Kinder wird eben von Erwachsenen gemacht, die sich vorstellen, was Kindern gefällt“, sagte ich zu meinem Vater. „So gefällt sie letztendlich den Eltern, wie damals beim Konzert dem Paar vor uns.“ 
Er grinste. „Mit denen hatte ich mich noch unterhalten. Sie waren gar kein Paar und hatten auch keine Kinder. Das waren Sozialpädagogen.“
In dem Moment kam mein Töchterchen um die Ecke, schrappte auf ihrer Luftgitarre und grölte: „Here we are now, entertain us!“
Mein Vater schaute mich sehr nachdenklich an. Allen kann man es eben nie recht machen. Doch auch das ist ja ein Aspekt von Kunst und Kultur.

Sonntag, 20. März 2016

Leckere Frühlingszwiebel – Focaccia und Hummus

Für unser Probekochen zum nächsten Tischdienst mit dem Motto "Frühlingserwachen" hatte ich mir die Frühlingszwiebel heraus gesucht. Ich bug ein Brot und mixte dazu ein Hummus. Beides ergänzte sehr fein Annas Rote-Bete-Eier, das Gurkenlassi und die Rohkost-Karotten-Torte von Selina. Bitte schön, hier kommen meine Rezepte. Die der anderen beiden findet Ihr auf unserer Tischdienst-Seite.



Frühlingszwiebel-Petersilie-Focaccia:

Man braucht:
ca. 8 bis 10 ganze oder halbe Frühlingszwiebeln (falls sie zu dick sind, halbieren)
1 Bund glatte Petersilie
2 Knoblauchzehen
Olivenöl
Salz

ein drittel Stück frische Hefe
300 ml lauwarmes Wasser
1 El Honig oder braunen Zucker
1 Tl Salz
Olivenöl
450 g Mehl (eventuell etwas mehr)

So geht´s:
Das Mehl in eine Schüssel sieben, eine Kuhle hineindrücken, Hefe hineinkrümeln, den Honig, Salz, Olivenöl und etwas Wasser hinzugeben und daraus mit einer Gabel einen kleinen Vorteig mengen. Den für einige Minuten in der Mehlkuhle ruhen lassen. Dann nach und nach das restliche Wasser hinzugeben und den Vorteig und das Mehl zu einem Hefeteig verarbeiten. So lange kneten, bis dieser schön geschmeidig ist.
In eine Schüssel etwas Olivenöl auf Boden und Wände verteilen, den Teig hineingeben, mit einem Küchenhandtuch abdecken und eine Stunde lang ruhen lassen.
Ein hohes Backblech (o. Ähnliches) mit Olivenöl etwas einfetten, den Teig darauf geben und mit den Händen zu einem Fladen auf das ganze Blech drücken.


Ofen auf 200 Grad Celsius vorheizen.
Die Frühlingszwiebeln waschen, eventuell halbieren und je nach Geschmack überschüssiges Grün abschneiden.
Petersilie waschen und grob hacken. Knoblauch schälen und fein hacken. Petersilie und Knoblauch mit etwa 100 ml Olivenöl und einem Teelöffel Salz mischen.


Die Frühlingszwiebeln in den Teig drücken. Petersilienmischung großzügig darauf verteilen, dabei auch etwas Öl auf die Zwiebeln geben. Eventuell noch etwas grobes Salz über alles streuen.


Die Focaccia bei 200 Grad für etwa 20 bis 25 Minuten backen.



Dazu gibt es Frühlingszwiebelhummus.

Man braucht dafür:
10 Frühlingszwiebeln
Olivenöl
1 große oder zwei kleine Dosen Kichererbsen
ca 100 g Tahini (Sesampaste)
3 Bio-Zitronen
Salz
Chiliflocken


So geht´s:
Die Frühlingszwiebeln waschen, überschüssiges Grün abschneiden, in eine Auflaufform legen und mit reichlich Öl beträufeln. Die Auflaufform ca. 10 Minuten bei 200 Grad Celsius in den Ofen stellen.
Die Schale von zwei Zitronen abreiben und den Saft aller drei auspressen.
Frühlingszwiebeln, abgetropfte Kichererbsen, Tahini, Zitronenschale und -saft, ein, zwei Prisen Salz, gemahlene Chiliflocken nach Geschmack und einen ordentlichen Schuss Olivenöl in den Mixer geben und so lange mixen, bis eine sämige Masse entstanden ist. Falls die zu fest erscheint, löffelweise noch etwas Öl, Orangensaft oder Wasser zugeben.
In eine Schüssel füllen, mit etwas Olivenöl beträufeln, und mit gemahlenem Chili abrunden. (Auf dem Bild seht Ihr etwa ein Drittel der entstandenen Menge.)


Beides reicht für etwa 6 Leute. Vom Humus bleibt sogar noch etwas übrig. Das kann man in ein Schraubglas füllen, im Kühlschrank lagern und noch etwa eine Woche lang genießen.
Guten Appetit!


Mittwoch, 9. März 2016

Tourtagebuch – 5 Tage vorlesend in Oberbaden unterwegs


Immer wieder werde ich gefragt, wie meine Lesereisen so seien. Nun denn, während der der letzten Woche schrieb ich Tagebuch.

Erster Tag –
Der Koffer ist gepackt. Unbedingt hinein gehörten die warmen Socken, das Bild der Kinder, das Kuschelkissen, ein Regenschirm, der Ordner der Bibliotheksstelle, in dem meine Reise wunderbar aufbereitet ist, der Rechner natürlich und Leselektüre für mich. Am besten ein Lieblingsbuch, dieses Mal sogar zwei: Die Landkarte des Chaos und Flavias siebter Fall. Schwer wird der Koffer von den Büchern, aus denen ich vorlesen werde, den 600 Autogrammkarten, die entweder zu viele oder zu wenige sein werden. Noch schwerer wird er durch die Einsamkeit, die mit mir reisen wird.
„Machs gut“, sagt mein Sohn mit einem Schmunzeln in den Augen. Er freut sich auf vier Tage sturmfrei. Der Preis ist eine blitzblank geputzte Bude, wenn ich zurück komme. Das klappt wunderbar, das weiß ich schon.
Es regnet nicht nur, es beginnt überraschend zu schneien.
Zugfahren im Dunkeln mag ich nicht.
In Heidelberg weht es mich fast vom Bahnsteig. Ich bin viel zu dünn angezogen, schaue mich nervös um. Hier wird doch wohl keiner niesen müssen? Herumfliegende Bakterien, gar Vieren könnte ich jetzt nicht bekämpfen. Neben mir niest es tatsächlich. Hilfe, bin in extremer Gefahr!
Eineinhalb Stunden mit der S-Bahn. Wohin, kann ich nicht sehen. Plötzlich ein Ortsname, den ich kenne, aber nicht von hier. Hatte ich eigentlich je geprüft, ob es eventuell mehrere Seckbachs gibt? Vielleicht verteilt über ganz Deutschland? Ich kann niemanden fragen, denn außer mir unternimmt niemand sonst diese Fahrt. Den Zugführer will ich nicht stören, der muss sich konzentrieren, damit er durch das Schneetreiben etwas sieht. Nun habe ich etwas zum Gruseln. Mitten in der Nacht im Irgendwo ankommen, wo einen keiner erwartet, wo nichts ist. So beginnen Geschichten.
Um 20 Uhr am Bahnsteig erwartet mich Frau Link, die nette Dame von der Bibliothek, und bringt mich ins zehn Kilometer entfernte Hotel in Buchen. Ich bitte um Wärme und drehe das Heißgebläse voll auf. Sie hat nichts dagegen. Zum Dank umarme ich sie, obwohl wir uns erst seit fünfzehn Minuten kennen. Ich entschuldige mich, aber sie sagt, das mache doch nichts. Wie schön.
Man empfängt mich nett im Gästehaus. Obwohl das Hotel Zum Reichsadler heißt und von außen auch so aussieht, hat sich im Zimmer jemand gestalterisch ausgetobt, jemand der vielleicht lieber Innenarchitektur oder Design studiert hätte, aber dann eben doch das elterliche Hotel übernahm. Ich freue mich darüber.
Draußen schneit es noch immer, dabei wäre, wäre nicht ein Schaltjahr, meteorologischer Frühlingsanfang. Hunger habe ich zum Glück fast keinen. Die Heizungen bleiben eiskalt, das Internet ist zu langsam, um irgendetwas darin zu finden. Ich krieche unter zwei weiche Decken, lese eine Stunde lang, nehme eine Schlaftablette. Ich schaffe es, nicht zuhause anzurufen. Beinahe kann ich schlafen.

Zweiter Tag –
Ich wache panisch auf, zum Glück vor dem Wecker. Ich mag das Geräusch nicht, das er macht. Ich schalte sofort den Fernseher an. In der Fremde bin ich in der Stille zu sehr allein.
Zum Frühstück ist alles da, lag vorher aber wohl beim Discounter im Regal. Sogar der Saft ist keiner. Ich höre mich selbst schlucken. Dann wird mir ein bisschen übel. Dabei wäre das Brötchen ohne etwas drauf lecker gewesen. Dorfbrötchen, obwohl ich mich, glaube ich, in einer kleinen Stadt befinde.
Die Bibliothek liegt romantisch im alten Kern, dieser liegt in einer morgendlichen Wintersonne.
Der junge Reporter der ortsansässigen Zeitung schaut mir beim Interview nicht in die Augen, dafür fotografiert er von der Seite, während ich lese. Ich sage ihm nicht, dass man so etwas mit einer 45-Jährigen nicht tun sollte.
Die zwei Lesungen sind spaßig. Zum Glück hört das nicht auf. Was wäre, falls das mal passieren sollte?
Die 160 Drittklässler sind fröhlich und stellen viele Fragen. Ein Junge faltet gerne Origami. Er kann auch den Kranich, mein ewiges Scheitern. „Oh, wie toll!“, rufe ich. „Denn wusstet ihr, dass man einen Wunsch vom Universum erfüllt bekommt, wenn man 1000 Kraniche gefaltet hat?“ Alle nicken, so etwas weiß man hier. Ein ganz besonderer Ort scheint das zu sein. Wir lachen zusammen und es gehen nur zwei Stühle kaputt.
Ich trinke zu viel Kaffee und sitze wieder eineinhalb Stunden in der S-Bahn. Dieses Mal schaue ich hinaus. Hübsch ist es da. Die Sonne scheint immer noch. Dann muss ich zur Toilette und weiß, dass ich erst in einer Stunde im IC nach Karlsruhe gehen können werde.
Ich schaffe es. Auf dem Nebengleis fährt der IC zurück ins Heimatstädchen.
In Karlsruhe empfängt mich Frau Hess, der ich diese Reise zu verdanken habe, mit weinrotem Schal, wie sie mir zuvor auch schrieb. Wir plaudern und lachen sogleich, als kennten wir uns schon lange. Dann essen wir Torte. Menschen, die mit mir Torte essen, sind mir grundsympathisch. Das Hotel liegt zwischen Bahnhof und rosa Flamingos. Es wirkt beruhigend nostalgisch.
Ich suche etwas Gesellschaft im Facebook, bin glücklich, als mir meine Tochter antwortet. Alles okay. Ich muss schlucken. Himmel, wann hört dieses Vermissen mal auf? Bald werden sie doch ausziehen. Bis dahin muss das besser laufen in meinem Herzen.
Später gehe ich noch einmal hinüber in den Bahnhof, esse asiatisch mit zu viel Glutamat und artifiziellen Geschmacksstoffen. Die Blicke der Menschen taxieren mich. Ich bin eine in einem alten Mantel ohne irgendeine Tasche an einem Ort, von dem man abfährt, an dem man ankommt, aber nicht verweilt. Schon gar nicht ohne Tasche. Plötzlich habe ich das Bedürfnis mir die Haare zu waschen. Wie schnell das geht.
Im Zimmer schalte ich sofort die Glotze an. Die Flüchtlinge an der mazedonischen Grenze leiden furchtbaren Durst. Ich gehe noch einmal hinunter und hole mir im Hotelflur eine Flasche Wasser am Automaten.
In der Dusche sitzt ein Käfer. Vor Schreck spüle ich ihn mit dem Wasserstrahl in den Abfluss. Das schlechte Gewissen treibt mich tropfend aus dem Bad. Etwas Furcht ist auch dabei. Davor dass er zurückkommt, wütend aus dem schwarzen Loch krabbelt, wächst und wächst, um schließlich Rache zu nehmen. Ich kann so etwas nicht vermeiden. Wenigstens verdiene ich unser Geld damit.
Vielleicht schreibe ich noch, vielleicht lese ich oder schaue zu viel Fernsehen. In Moskau hat ein Kindermädchen ein Kind enthauptet.
Dann ruft wunderbarerweise eine Freundin an und ich bin beinahe zuhause.

Dritter Tag –
Vielleicht ist der Restaurantchef ein Scherzkeks, vielleicht kann er nicht lesen oder er ist gar nicht da. Die kleinen Metallschildchen, auf denen die Speisen des Frühstücksbuffets ausgewiesen sind, stehen alle falsch. Das Buffet selbst hat etwas von einer mittelalterlichen Wunderkammer: In verschiedenen Glasgefäßen gibt es von Mandelkaramellbruch bis eingelegten Pilzen so allerlei Merkwürdiges. Ich nehme mir ein Brötchen, etwas Pflaumenmus, ein Ei, beobachte die Flamingos beim Flamingosein. Ein Mann setzt sich neben mich; zahnlos, zitternd bestellt er ein Hefeweizen. Mir ist das so früh am Morgen etwas zu viel Leben.
Im Treppenhaus kommt mir ein unglaublich schöner Mann entgegen, so einer, der bestimmt nach Einhorn riecht. Ich überlege, was ich Spektakuläres tun könnte, um bemerkt zu werden. Doch dann fällt mir ein, wie ich morgens um sieben aussehe. Verknorkelt UND tattrig ist wahrlich nicht der Eindruck, den ich gerne vermitteln möchte.
Die S-Bahnfahrt dauert nicht lang. Der Tag ist so grau, dass er zum Klischee gereicht. Der stetige Regen tut der Stadt Pforzheim nicht gut. Wir fahren durch hässlich anmutende Straßen verwahrloster Nachkriegs-Bauten. Wo ist das Gold, wo sind die Diamanten?
Ich habe Bammel vor der ersten Lesung. Die Gruppen einer Sonderschule mit geistig behinderten Kindern haben sich angemeldet. Ich möchte ihnen so sehr gerne etwas Schönes geben, dass ich beinahe anfange zu weinen, als sie dann tatsächlich lachen und sich an der Lesung erfreuen. Himmel, ich wäre die unbrauchbarste Sozialarbeiterin der Welt.
Mit den ersten Klassen im Anschluss rede ich über Schlangen, Blindschleichen, Spinnen und Zwerge. Offiziell lese ich aus meinem ersten Kinderbuch: Herr Klopstock, Emma und ich. Außerdem erfahre ich, dass viele der Papas einen Frack trügen; einer, ein Wirtschaftsprüfer, verübe darin sogar täglich seinen Beruf. Wir sprechen auch ein bisschen russisch. Das liegt am Viertel. Hier liegt Schönes neben Schrecklichem. Nebenan verteidigen gerade ein paar Russlanddeutsche ihre neugegründete Bürgerwehr, während ich mit ihren Kindern noch schnell die Waldtiere aufzähle. Die Cobra lasse ich nicht gelten.
Ich bin früh zurück in Karlsruhe.
Es regnet immer noch. Meinen Schirm habe ich vergessen. Trotzdem laufe ich die zwei Kilometer zum ZKM. Anders bekomme ich meine der Gesundheit förderlichen 6000 Schritte nicht zusammen. Ich weiß nicht, warum ich unterwegs wieder ein Chinarestaurant betrete. Wahrscheinlich ist es Hunger und die Sorge, vor dem Museum nichts anderes mehr zu finden. Ich esse schlecht, dafür zu viel. Buffet eben. Buffet mit Hunger.
Ich gehe gern in Museen. Das ZKM kenne und mag ich. Ein paar Studenten der angegliederten HFG tanzen Ballett in einem der Lichthöfe. Ich schaue ihnen zu. Einige Projektgruppen haben sich auf den Galerien verteilt und erarbeiten Kunst, erinnern mich an meine Zeit als Architekturstudentin. Außerdem roch es bei uns damals ganz ähnlich – nach Ideen und zu süßem Parfum, nach sauren Weinresten und möglichen Küssen, nach heimlich gerauchten Zigaretten und wilden Träumen, nach altem Staub und zu großen Versprechen.
Die Ausstellung jagt mir eine Gänsehaut über den Nacken: Globale Überwachung und Zensur. Aufregend und bedrückend. Ich hinterlasse trotzdem einen Fingerabdruck und mein Konterfei. Das Büro, das das ZKM für Edward Snowden eingerichtet hat, blieb bisher leer.
Für den Rest des Tages spreche ich kein Wort mehr.
Stimmt nicht. Ich rufe zuhause an. Mama, wir sind doch schon groß; hör mal auf, dir so viele Sorgen zu machen. Ich wachse da rein. Versprochen.


Vierter Tag –
Ich bin gänzlich im Unterwegsmodus angekommen. Am Frühstücksbuffet erscheint mir alles dermaßen normal, dass ich überlege, heimlich die Schildchen umzustellen.
Vielleicht bin ich müde, der Wecker klingelte bereits um 6 Uhr, davor klapperten die ganze Nacht die vier Meter hohen Rollläden im Wind, aber bevor ich es richtig begreife, ist die erste Lesung in Iffezheim schon wieder vorbei. Sie war bestimmt sehr nett. Ich würde mich daran erinnern, wäre sie es nicht gewesen.
In die zweite in Gaggenau schleicht sich dann etwas Magie. Manchmal ist das so, auch wenn ein Außenstehender es wohl gar nicht bemerken würde. Ich lese, als hätte ich noch nicht viele viele viele Male diese Stellen gelesen, ich erzähle begeistert, die Kinder fragen neugierig, wir lachen zusammen. Vielleicht war er nur in mir, aber da war so ein Moment, in dem alles alles stimmte. Am Ende habe ich gerötete Wangen, wirres Haar und bin völlig erschöpft.
Zurück in Karlsruhe laufe ich vom Bahnhof zum Schloss. Die Stadt scheint eine einzige lärmende Baustelle zu sein. Ein einsamer Republikaner zetert unerhört im doppelten Sinne durch ein Megafon. Es regnet in Strömen, der Wind weht eisig. Tapfer laufe ich durch den Matsch um die Barockresidenz herum. Das gehört sich so. Außer mir tut das aber niemand. Zum Glück habe ich meinen Schirm dabei. Schade, dass der Wind ihn zerstört. Er war jedoch von Anbeginn seltsam wackelig und auch aufgespannt etwas zu platzsparend. Ich selbst bin mit 1.80m-Körpergröße ja nicht besonders platzsparend. Wir hatten also insgesamt nicht so gut zusammengepasst.
Plötzlich bin ich von schwarzen Männern umringt. GSG 9. Um Gottes willen, was wollen die von mir?, denke ich, denn außer denen bin nur noch ich im Park. In mir breitet sich dieses kribbelig unangenehme Gefühl aus, das man hat, wenn man aus Versehen eine Bühne betritt, obwohl man gar nicht zum Ensemble gehört. Dann sehe ich die Übertragungswagen. Klar, hier geht es um das Verbot der NPD. Da öffnen sich die Türen des Bundesverfassungsgerichts und ich werde von einer Wolke aus schwarzen Anzügen eingesaugt. Wir stehen alle gemeinsam an der Ampel. Ich überlege kurz, ob ich jemanden am Ärmel zupfe und mal nachfrage. Traue mich aber nicht.
Ich laufe noch ein wenig herum. Ehrlich gesagt, verlaufe ich mich ein bisschen. Die Kamera lasse ich wohlgeborgen im Rucksack.
Plötzlich stehe ich vor dem Ring Café. Ein nostalgisch-schöner 50er Jahre-Bau voller alter Damen mit Frisuren und Hüten, mit Schmuck, Rüschen und räudigen Pelzen. Sogar einige verzierte mobile Taschenhaken, um damit die Tasche am Tisch aufzuhängen, entdecke ich. Begeistert bestelle ich mir Rhabarber-Baiser-Torte. Sie schmeckt wie früher bei Omi im Garten.
Weil ich mir in einem Schokoladenladen auch noch eine Tüte Trüffel kaufe, rücke ich später die Möbel im Zimmer etwas zur Seite und lege eine Gymnastikrunde ein. Ich stoße mich nur einmal an einem kleinen Tischchen.
Während Frau Klum großgewachsene kleine Mädchen ver- und zerstört, esse ich erst eine Tüte Chips und danach die mit den Schokoladentrüffeln auf.

Letzter Tag –
Der Schlafmangel macht sich bemerkbarer. Jede Nacht nur durch die flachen Phasen zu wandeln, sieht irgendwann einfach nicht mehr gut aus. Ich versuche, meine Augenringe wegzuschminken. Das ist ähnlich erfolgreich wie ein Gebirge azurblau anzumalen, damit man es nicht mehr sähe. Irgendeine Perspektive bleibt immer verräterisch.
Im Frühstücksraum steht plötzlich ein Mann in geflochtenen Lederhausschuhen neben meinem Tisch. Weiter oben sieht er gut aus. Einen Moment bin ich erstaunt, doch dann erkenne ich das Geniale. Er ist ein wahrer Kosmopolit. Er weiß, zuhause ist dort, wo man seine Hausschuhe trägt. Das nächste Mal, werde ich auch welche mitnehmen. Ich möchte ihm gerne verstehend zulächeln. Leider komme ich nicht mehr dazu, denn ich stoße aus Versehen meine volle Kaffeetasse um. Schade.
Später in der S-Bahn erschrecke ich wieder, ob meines gräulich-faltigen Gesichts. Himmel, wie kann das ich sein? Doch als ich mich etwas weiter umschaue, schäme ich mich stattdessen, denn diese Gedanken sind abscheuliches Jammern auf hohem Niveau.
Ich bin ein bisschen neben mir. Das ist bestimmt auch dem Schlafmangel geschuldet. Daran ändert die erste Lesung leider nicht viel, obwohl die wirklich sehr nett ist und voller lieber Kinder. Doch mir ist, als erwache ich zur Lesung, glänze, lese, erzähle, lächle, juble eine Stunde lang und erlösche dann wieder. Muss das Adrenalin sein. Zum Abschied drückt mir die Bibliothekarin noch ein Käsebrötchen in die Hand. Am liebsten hätte ich sie umarmt. Einen Moment überlege ich, ob ich ihr sage, dass so ein Käsebrötchen manchmal den Unterschied macht, ob man sich wie ein geduldeter Gast oder wie ein willkommener Mensch fühlt. Dann kommt mir das aber etwas zu pathetisch vor. Ich sollte dringend schlafen.
Die letzte Lesung findet in Karlsruhe im Museum für Literatur statt. Ich möchte noch einmal alles geben. Nicht nur weil Frau Hess zuhört oder weil wir in diesen Räumlichkeiten der Literarischen Gesellschaft gastieren. Aber natürlich kommt es anders. Zwei Klassen sind zu spät, die Begrüßungsrede zieht sich etwas und plötzlich bleiben mir nur noch 40 Minuten für mein gesamtes Programm. In denen entdecke ich eine Lebensalternative: Falls das irgendwann nicht mehr laufen sollte mit dem Bücherschreiben, werde ich Marktschreier. Mir gelingt es, in nur zwei Dritteln der üblichen Zeit alles zu lesen und zu erzählen, zu lachen, herumzuhüpfen und zu jubeln. Ich darf es zugeben, danach bin ich nass geschwitzt.
Eine letzte Umarmung und ich sitze im Zug nach Hause. Während der Zugfahrt frage ich mich, ob meine Kinder noch leben, ob sie heute in der Schule waren, wie die Bude wohl aussieht und wie das Konzert von Alligatoah war, das die beiden gestern (um Gottes willen, das erste des Sohnes, und beide des nächtens in Frankfurt, und überhaupt) besuchten.
Später erfahre ich, alles super.
Danke. An alle!
In drei Tagen geht es wieder los.

Freitag, 4. März 2016

Pavlova mit Mango und Erdbeersoße

Kennengelernt habe ich diese wunderbar leichte Torte als ein australisches Nationalgericht, zu Ehren der Tänzerin Anna Pavlova nach dieser benannt. Zwar streiten sich Neuseeland und Australien darum, wer nun der wahre Erfinder sei, doch mir ist das, ehrlich gesagt, völlig egal. Schön ist, dass sie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts überhaupt erfunden wurde.
Irgendwie befürchtete ich immer, dass sie nicht klappen würde, büke ich sie einst einmal selbst. Doch das stimmte zum Glück nicht. Sie geht eigentlich ganz einfach, braucht nur ihre Zeit.
Nun ist der Damm gebrochen und die Pavlova gehört zu unserem Leben. Und wie! Denn dieses köstliche Gebäck, außen knuspernd, innen weich und saftig, gefüllt mit Sahne und Obst ist einfach himmlisch.

Man braucht:
* für das Baiser: 6 Eiweiß / 1 TL Apfelessig / 2 Tl Speisestärke / 280 g Zucker
* für die Füllung: 400 ml Sahne / 4 EL braunen Zucker / 1 TL Vanillepaste / 1 Päckchen Sahnesteif / eine reife, süße, nicht fasrige Mango / 1 Bio-Limette / 2 EL braunen Zucker
*für die Erdbeersoße: 400 g gefrorene Erdbeeren / 4 EL Holundersirup / 2 EL Puderzucker

So geht´s:
Den Ofen auf 125 Grad Celsius vorheizen.
Speisestärke sieben und mit dem Zucker mischen.
Die Eiweiß steif schlagen. Dabei den Essig und nach und nach die Zuckermischung dazugeben. So lange schlagen bis eine glänzende, zähe Masse entstanden ist.
Ein Backpapier auf ein Backblech legen. Darauf die Baisermasse als Kreis geben. Mit dem Löffel eine Art Körbchen von etwa 24 cm Durchmesser formen, also die Mitte vertiefen und einen breiteren Rand hochstehen lassen.


Ab in den Ofen damit und 2 Stunden backen. Dann den Ofen auf 80 Grad Celsius herunterstellen und das Baiser noch 2 weitere Stunden trocknen lassen.
Es wird vielleicht ein wenig reißen, besonders wenn der Rand etwas zu dünn war. Doch das macht nichts, denn das Innere verbleibt weicher und hält alles zusammen.
Das Baiser auskühlen lassen.


Eine Mango in kleine Würfel schneiden. Die Schale der Limette in feinen Streifen abreiben, den Saft auspressen. Mango, Limettenschale und Saft sowie den Zucker vermischen und kalt stellen.
Die angetauten Erdbeeren mit dem Sirup und dem Puderzucker in einen Mixer geben und pürieren.
Kurz vor dem Servieren Sahne steif schlagen. Dabei Sahnesteif, Vanillepaste und 4 EL braunen Zucker hinzugeben. Die geschlagene Sahne auf das Baiser streichen, Mango darüber geben und zum Schluss die Erdbeersoße großzügig darauf verteilen.
Die Pavlova lässt sich mit einem scharfen Messer in ganz normale Tortenstückchen schneiden.
Achtung: Superköstlich!