Heute habe ich gemeinsam mit meiner Kollegin Alina Bronsky an einem Gymnasium des Heimatstädtchens die Gewinner des Schul-Literatur-Wettbewerbs geehrt. Wir waren quasi Teil der Jury. Nachdem die kleinen Gewinner mit lobenden Worten, Urkunden und diversen Gutscheinen versorgt waren und ihre wunderbaren Geschichten zum besten gegeben hatten, war noch Fragestunde an die Autorinnen.
Ich liebe ja diese Fragen der Kids und plane grundsätzlich solche Zeiten nach meinen Lesungen ein. In diesem Fall war es aber doch sehr besonders, weil die Fragenden sich ja selber an Literatur versucht hatten und sehr an Büchern interessiert waren. Sie lasen und lesen! Und wollten Büchertipps. Toll! (Natürlich fielen mir auf die Schnelle nur die Titel ein, die ich momentan lese, also endete das Ganze dann umgekehrt, als Frau Bronsky fragte: "Was lest ihr denn so?")
Darum nun, wohl überlegt, neues Lesefutter, von mir in den letzten Wochen entdeckt und empfohlen:
Achtung: brutal, Angst erregend, zum Teil eklig - und super schön!
John Connolly "Das Buch der verlorenen Dinge" (für Hartgesottene, Träumer und Angsthasen, die keine Angst mehr haben wollen)
Ein tolles Buch, das man nicht so schnell wieder los wird. Leider muss man sich zuerst durch etliche echt öde und dröge Seiten quälen, in denen man den 12jährigen David und seine traurigen Lebensumstände kennen lernen soll. Doch dann wird David in eine Parallelwelt geschleudert, die aus Märchen, Legenden, Ängsten und Absurditäten kreiert ist. Die Abenteuer Davids dort, seine Suche nach seiner gestorbenen Mutter und dem Buch der verlorenen Dinge und die Begegnungen mit seinen wahr gewordenen Ängsten sind spannend, mitreissend, manchmal grenzwertig, schaurig, eklig und schön. Ein dickes Buch für Jung und Alt, aber nichts für Weicheier und Heulsusen.
Achtung: manchmal tut es weh, es ist traurig und poetisch, verdammt realistisch - und märchenhaft wunderbar
Antonia Michaelis: "Der Märchenerzähler" (für alle, die wissen, was es heißt, wirklich zu lieben, oder die wissen wollen, wie das ist, vielleicht ab 13 Jahren, und vielleicht für Mädchen)
In diesem Buch geht es um die Liebe - die Liebe zwischen großem Bruder und kleiner Schwester, zwischen Eltern und Kind, zwischen einem Junge und einem Mädchen, die beinahe erwachsen sind.
Die Realität ist nicht immer sanft, leise und blau, das muss Anna erfahren, als sie sich in den Außenseiter Abel verliebt. Denn Realität bedeutet (auch) Sozialamt, Armut, Kinderheim, Drogen, Vergewaltigung, Verlassenwerden, Mord, Angst und Enttäuschung. Doch Abel kann diese Dinge in ein wundersam poetisches Märchen wickeln. Es gibt einige Morde und am Ende ist einer tot, der nicht hätte sterben dürfen. Manchmal scheint es keine Hoffnung mehr zu geben. Doch das Leben geht trotzdem weiter.
Achtung: Nichts für Platzängstler
S.A. Bodeen "Überleben" (für Jungs ab 13, und für Mädchen, die mal wissen wollen, wie ein Junge so fühlt, nachdem die Atombombe fiel)
Eine interessante Perspektive - nachdem die Bombe fiel, sitzen Eli und seine Familie für geplante 15 Jahre im Familienbunker mit allen Schikanen fest. Eli´s Vater ist einer der reichsten Männer der Welt. Es sollte also im Luxusbunker an nichts fehlen. Sechs Jahre sind vergangen und ein seltsamer Trott hat sich unter der Erde entwickelt. Doch dann scheint alles zusammenzubrechen, denn das Essen wird knapp und Eli kommt den grausamen Geheimnissen seines durchgeknallten Vaters auf die Spur.
Nachdem das Buch knallig losgeht und sich dann erst einmal relativ langsam dahin schleicht, glaubt man, in der Mitte plötzlich keine Luft mehr zu bekommen. Und dann wird alles ausgesprochen spannend.
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