Donnerstag, 28. November 2013

Houmus auf Frau Herdens Art


Ich liebe Houmus. Darum wollte ich es einst für Gäste zubereiten. Leider ging mir der Mixer dabei kaputt. In meiner Not veränderte ich das Rezept mit einer fruchtigen Note und erhielt so ein Houmus, das vielleicht gar nicht wirklich als eines erkannt wird, aber sagenhaft lecker ist.
(Es kann sein, dass ich dieses Rezept schon veröffentlichte, aber es ist einfach zu köstlich, um das nicht mehrfach zu tun, :-))


Man braucht:
1 Tasse Kichererbsen / 3/4 Tasse Tahin (Sesampaste) (bekommt man im türkischen oder orientalischen Lebensmittelladen) / ein Bund glatte Petersilie / 1/4 Tasse Limettensaft / 3/4 Tasse gutes Olivenöl / 3/4 Tasse Orangensaft / 1 Knoblauchzehe / 1/2 Chilischote / Salz / gemischten Pfeffer


So geht´s:
Alles in den Mixer geben und solange mixen, bis eine cremige wunderbare Paste entstanden ist. Mit Weiß- oder Fladenbrot essen oder zum Dippen für Cracker und Gemüsesticks. Köstlich!


Mittwoch, 27. November 2013

Warum ich auf Facebook auf Stimmenfang gehe – eine Erklärung


Man sagt, der zweite Platz sei der undankbarste, der ewige Zweite ein armer Tropf. Ich weiß nicht, ob das auch auf mich zutrifft. Ich erinnere mein Leben anders: entweder Siegerin oder mit dabei gewesen. Siegerin war ich auch als Zweite oder Dritte.
Ein Beinahe oder Fast motiviert mich unglaublich. Es spornt mich an, es noch einmal und dann vielleicht in besser zu versuchen. Nicht verbissen, aber beflügelt. Das fühlt sich gut an, es macht mir Spaß. Natürlich musste ich das erst Lernen. Kritik anzunehmen und die eigene Arbeit darüber zu hinterfragen, ist einem sicher nicht angeboren. Auch ich kenne Wut und Zorn und Trotz, weil man mich nicht verstanden hatte. Wie ich glaubte.
Mein Buch „Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet“ war erfreulicherweise ein riesiger Erfolg. Das war einfach unglaublich. Kritiker, nun ja, waren voll des Lobes. Mein Buch wurde an die Seite von „Momo“ gestellt, mit dem Hinweis, dass es zusätzlich erfrischend lakonisch sei. „Der Dritte Mann“ wurde im Zusammenhang mit meiner Geschichte erwähnt und ich googelte gleich mal nach, wer dieser Herr überhaupt ist. Ich war platt, dankbar und sehr froh.

Als der Verlag nach einem weiteren Abenteuer meiner Helden fragte, stürtzte ich mich sogleich hinein. Im Hinterkopf den Satz, den ich so oft gehört hatte: „Seltsam, dass der „Letzte Donnerstag“ nicht für den Deutschen Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert wurde.“  Mir war zwar vom eigenen Übermut ein wenig übel, aber versuchen konnte ich es doch mal, oder?
Was ich nicht wusste: Ein zweites Abenteuer derselben Helden findet wenig Aufmerksamkeit bei den Kritikern, in Magazinen und Buchblogs. Den „Letzten Montag“ besprach niemand mehr. Traurig begann ich zu zweifeln. Als ich dann den Grund erfuhr, machte mich das zwar nicht glücklicher, doch dann wusste ich, es lag nicht an meiner Geschichte sondern an seltsamen Strukturen im Literaturbetrieb.

Wie aber sollte der Leser nun mein Buch entdecken? Sollten nur die Fans des „Letzten Donnerstag“ den „Letzten Montag“ lesen dürfen? Wie konnte ich zwischen 8000 jährlichen Neuerscheinungen auf mein Buch aufmerksam machen, wenn es niemand tat, der per se erhört wird? Für so etwas habe ich doch eigentlich gar keine Zeit! Ich muss doch die nächsten Bücher schreiben.

Natürlich erzähle ich auf den „Letzten Donnerstag“-Lesungen vom „Letzten Montag“. Das passt immer ganz gut. Ich beende meine Lesung nämlich an einer Stelle, da Kurt und Sandro gerade in einer Monsterwelle ertrinken. Daran kann ich prima anknüpfen: „Schaut, die beiden sterben nicht in der Kanalisation. Sie haben ja längst das nächste gefährliche Abenteuer im Dschungel überlebt.“ Einige Male hörte ich dann schon: „Cool. Ich kaufe mir erst mal das Dschungelbuch (den 2. Band).“

Der Tulipan Verlag und ich entschlossen uns, eine Leserunde bei Lovelybooks zu starten. Eine schöne Gelegenheit, den Kindern mein Buch nahezubringen (sie konnten es gewinnen) und sie nach ihrer Meinung zu fragen. Und was passierte? Es gefiel ihnen so gut, dass sie es für den Leserpreis „Beste Bücher 2013“ nominierten.
Mich machte das unglaublich glücklich. Denn das ist doch das Wichtigste, dass ein Buch an allen Regeln des Literaturbetriebs vorbei, seinen Leser findet.
Danke, Ihr Lieben! Und wer mag, kann heute noch abstimmen. Hier.

Montag, 25. November 2013

Durch den Kinderbuchdschungel mit dem KILIFÜ

In jedem Jahr erscheinen etwa 8000 neue Kinder- und Jugendbücher. Niemand kann so viel lesen. Aber eine gute Auswahl wird einem gemeinhin nicht leicht gemacht. In den großen Buchladenketten liegen die immergleichen Bücher sehr bekannter und von den Verlagen hochgepushter Autoren. Über die wenigen Rezensionen von Kinder- und Jugendbüchern in Tageszeitungen oder Magazinen muss man quasi stolpern. Was also tun, wenn man seinen Kindern, Enkeln, Nichten und Neffen oder dem netten Nachbarjungen mal ein gutes Buch schenken möchte?
Man könnte die Bibliothekarin der Stadtbücherei fragen. Die kennt sich aus. Auch einige kleine Buchläden sind gut bestückt und wissen gut bescheid. Manche veröffentlichen Lesetipps im Schaufenster oder im Internet. Dort findet man auch Buchblogs und Kinderbücherseiten, die viele Titel von Lesekindern lesen und besprechen lassen. Beispielsweise Lovelybooks (hier) und Bücherkinder (hier).


Doch wenn man nun nicht gerne am Rechner sitzt und lieber gemütlich auf dem Sofa mit einer Tasse Tee in den schönsten rezensierten Neuerscheinungen stöbern möchte? Dann kann man durch den KILIFÜ, den Almanach der Kinderliteratur 2013/2014, blättern.
Auf knapp 190 Seiten stellt dieser etwa 300 Kinderbücher vor. Diese sind in die Kategorien für Kleine, für Mittlere, für Große, Sachliches und für die Ohren eingeteilt. Dazwischen finden Begegnungen und Interviews mit Machern von Kinderbüchern statt (beispielsweise auf Seite 44 ein Interview mit meinem wunderbaren Kollegen Kai Lüftner). Pro Seite werden etwa 2 Bücher vorgestellt – in Bild (leider etwas dunkel geraten) und Wort.
Die Macher des jährlichen Kinderliteraturführers wollen Kinder zum Lesen verführen und stellen darum freche, überraschende, mutige, traurige, lustige, heldenhafte und manchmal auch sperrige Bücher vor. Damit hinterher niemand sagen kann: "Wie bitte? Von diesem Buch habe ich ja noch nie gehört."
Für 7.90 Euro plus 2 Euro Versand kann man den zudem sehr hübschen Almanach bestellen und zwar hier.


Und? Gibt es nichts zu meckern?
Doch! (Achtung: Frau Herden beschwert sich) Wo ist mein "Letzter Montag"? Immerhin steht der seinem Vorgänger, dem "Letzten Donnerstag", in nichts nach und der war im letzten Jahr dabei. Irgendwo steht etwas von Perlen, die sicherlich nicht gefunden wurden. Okay, somit wurde er doch erwähnt. Aber trotzdem. Im illustren Kreis der Werke meiner hochgeschätzten Kollegen, mit denen ich zusammen lese oder tolle Projekte mache, hätte der auch gerne verweilt. Na, das tut er dann ja vielleicht in den Bücherregalen der Kinderzimmer. :-).

Kleiner Nachtrag, denn ich erfuhr soeben die Wahrheit von Sandra Rudel, einer der Macherinnen des Almanachs:
"Nur erste Bände, keine Folgebände... Deshalb! Und aus ganz und gar keinem anderen Grund! Deshalb freuen wir uns nun auf Julia!"
Aha!

Samstag, 23. November 2013

Das kleine Glück – Dampfnudeln mit Vanillesoße

Als Kind aß ich sie gerne und ich erinnere mit lachendem Herzen die glücklichen Gesichter meiner Kinder, wenn sie mit klebrig verschmierten Schnuten aus dem Kindergarten kamen und riefen: "Heute gab es Dampfnudeln. Mit Vanillesoße!"
Sie liegen ja immer da, in den Kühltruhen der Supermärkte, ganz blass und in Plastik gewandet. Sie kosten auch nicht viel. Trotzdem dauerte es eine ganze Weile bis ich sie endlich einmal mit nach Hause nahm. Letztens aßen wir sie mit geschmolzener Butter und Mohnzuckerstreußel. Heute sollte es Vanillesoße sein. Also kochten wir die fix zusammen, während die Hefeklöpse im Dampf garten.


Man braucht:

450 ml Milch / Vanillepaste oder eine Schote / 3 gehäufte Esslöffel Zucker / 2 Eier / 2 Teelöffel Speisestärke / 200 ml Sahne

So geht es:
In einem Topf die Milch mit dem Zucker, der Vanillepaste (oder dem ausgekratztem Mark plus der Schotenschale) etwas vor sich hin köcheln lassen. Stetig rühren, damit nichts überkocht. Das hat das Söhnchen gemacht, so konnte ich währenddessen die Eier schaumig schlagen, Sahne und Speisestärke hinzugeben und unterrühren. (Falls man eine Schote verwendete, diese nun aus der Mich fischen.) Die Eiersahne in die köchelnde Milch geben und mit einem Schneebesen rühren bis das Ganze noch einmal aufgekocht ist.


Die Dampfnudeln auf Teller legen und in Vanillesoße ertränken. Mit Gabel und Löffel essen! :-) Restliche Soße in ein Schraubglas füllen und im Kühlschrank bis zum Verzehr aufbewahren.

Donnerstag, 21. November 2013

Ein Tag ganz tief im Herdenschen Literauturgeschehen – Geschichte vom Bürgersteig, neues Buchcover und Nominierung

Ich habe ja immer einige Probleme, mich zu entspannen und mal eine Pause zu machen. Irgendwo lauert dann sofort das schlechte Gewissen. Ich weiß, das ist total ungesund und auch völliger Quatsch. Trotzdem, man kann ja leider nicht immer aus seiner Haut.
Man soll aber auch die Feste feiern, wie sie fallen. Darum wird jetzt für mindestens 2 Stunden gefeiert – quasi eine Mittagspausenfestivität. Warum?

1. Haben wir (wir das sind die Kinderbuchautoren Rüdiger Bertram, Kai Lüftner und ich) heute die 5. Geschichte vom Bürgersteig veröffentlicht. Die findet Ihr hier. Sie ist dieses Mal von mir und heißt "Assiclip".

2. Schickte mir mein Verlag heute das Cover meines neuen Buches, das im Februar 2014 erscheint. Schön, oder? Die wunderbare Eva Schöffmann hat sich mal wieder riesige Mühe gegeben.


Und 3. haben die Leser mein Buch "Letzten Montag habe ich das Böse besiegt" auf die Shortlist zum Lesepreis bei Lovelybooks gesetzt. Das freut mich wirklich, denn das bedeutet ja, den Kids (nicht irgendeinem Kritiker) gefällt es. Wer nun dafür abstimmen möchte, kann das hier tun. Danke schön.


Und ganz am Ende, also eigentlich nach der Mittagsfeierei, und somit ist das hier ein Nachtrag, lernte ich auch noch was "Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet" auf Türkisch heißt. Okay, ich weiß nun, wie es geschrieben wird. Nämlich so:


Kurt, Sandros und Tildas erstes Abenteuer auf Türkisch. Irgendwie lustig, dass Kurtardim "ich rettete" heißt und gleichzeitig Kurts Namen beinhaltet.

Und noch mal ganz grundsätzlich: Danke! Und: Hoch die Tassen!

Dienstag, 19. November 2013

Knusprige Schokohaufen – kinderleicht und köstlich

Kennt Ihr das? Man hat eine unglaubliche Lust auf etwas Süßes, aber außer ein paar Nüssen und etwas Kuvertüre ist nichts in den Küchenschränken zu finden. So erging es mir gestern. Kurzerhand habe ich mir daraus einige köstlich knusprige Pralinen hergestellt. Nachmachen lohnt sich!


Man braucht:
eine Packung gute Vollmilch-Kuvertüre (ehrlich gesagt, schmecken nicht alle von denen, darum sollte man sich eine finden, die man mag. Das lohnt auch für alle Kuchen und Plätzchen. Ich mag am liebsten die Lindt-Kuvertüre) / ca. 2 bis 3 Handvoll Nüsse aller Arten (Haselnüsse, Mandeln, Walnüsse, Pistazien – was so da ist) / 3 bis 4 Esslöffel Haferflocken oder Müsli / Vanille (-paste (1/2 Teelöffel oder -mark aus einer halben Schote) / 1/2 Teelöffel Zimt


So geht´s:
Die Kuvertüre im Wasserbad schmelzen.
Alle Nüsse hacken.
Nüsse, Haferflocken, Zimt und Vanille in einer Schüssel mischen. So viel geschmolzene Schokolade unterheben, dass eine zähe Masse entsteht, die nicht verläuft.
Auf ein kaltes Backblech mit einem Löffel kleine Haufen portionieren. Diese erkalten und erstarren lassen, dann mit einem Messer vorsichtig vom Blech lösen.
Fertig! Lecker!
Kann man auch sehr gut mit den Kids zusammen machen.

Sonntag, 17. November 2013

Frau Herden in Braunschweig zur Jugendbuchwoche


Noch immer ziemlich müde, aber voller neuer Eindrücke bin ich nun wieder zuhause. Die letzte Woche verbrachte ich in Braunschweig. Dort las ich 13 Mal aus meinen Büchern vor – in Lese- und Musikräumen, in Turnhallen und Klassenzimmern, jeweils vor einer oder höchstens zwei Klassen. Ein naher und intensiver Austausch mit den Kindern, wie ich ihn bei meinen sonstigen Lesungen vor bis zu 200 Kindern noch nicht kannte.


Ich lernte die unterschiedlichsten Schulen kennen – von der kleinen gemütlichen Dorfschule über die moderne Vorstadtschule bis zum finsteren Bau im sozialen Brennpunkt. Begegnet bin ich dort Kindern – Jungen und Mädchen, die in Deutschland unter sogenannten gleichen Bedingungen lernen. Vorgekommen bin ich mir wie in unterschiedlichen Welten, an die sich die kleinen Menschen in spätestens zwei Jahren perfekt angepasst haben werden.




Ich war glücklich mit meinen Lesungen, meinen Erzählungen, dem Quiz und den Fragerunden in jeder dieser Schulen den Kindern eine Freude gemacht oder sie zumindest vor ungeliebten Mathestunden "bewahrt" zu haben. Besonders berührt hat mich die Begegnung mit den Kindern aus sogenannten sozial schwachen und bildungsfernen Familien.


Enttäuschend fand ich nur eine Lesung (tatsächlich erst die zweite der über 100 Lesungen, die ich 2012 und 2013 gab). Sie fand in einer supermodernen, pädagogisch sicher sehr wertvollen, überbordenden Schule statt. Dort begegneten mir Kinder (und Lehrer), die so satt waren, dass da kein Blatt mehr Platz hatte in ihren Bäuchen und zwischen ihren verwöhnten und überlasteten Gehirnen. Sie erlaubten mir zwar, sie zur Abwechslung zu bespaßen, doch ihre Reaktionen blieben minimal. Eine Lehrkraft erzählte mir später seufzend ihre Not mit den anspruchsvollen, kontrollgewohnten Eltern. Professoren und Architekten, die sofort anriefen, wenn sich Ruben-Heinrich falsch behandelt fühlte und gar auf den Lehrer hören sollte. "Für diese Kinder sind wir nur ein Teil des Bespaßungspersonals, das sie von morgens bis abends umgibt und versorgt." Für mich eine Erfahrung, die meiner emotionalen Erschütterung in der Brennpunktschule um nichts nach stand.


Sehr nett fand ich unser Hotel, das eher einer Jugendherberge glich. 20 Autoren waren wir dort, trafen uns morgens zum Frühstück, unternahem des Abends etwas gemeinsam. Es war herrlich – wie auf einer Klassenfahrt. Ich lernte wundervolle Kollegen kennen und neben einem interessanten Austausch hatten wir auch eine Menge Spaß zusammen. Über eine Einladung zur Braunschweiger Buchwoche 2014 würde ich mich auf alle Fälle sehr freuen.


Braunschweig selbst durchstromerte ich zu den Nachmittagsstunden, oft schon etwas müde. Vielleicht irritierte mich die Stadt deshalb so? Sie will mir erscheinen wie ein zusammengewürfeltes Gemisch verschiedenster Gebäude. Ein Eindruck, den ich auch aus meiner Heimatstadt kenne. Beide Städte wurden jeweils in einer Brandnacht 1944 zu über 95 % zerstört.
Einige Impressionen:

























Dienstag, 12. November 2013

Ich könnte heulen – Lesen an "schwierigen" Schulen

Meist lese ich an Schulen oder auf Lesefesten. Dazu haben mich interessierte Menschen eingeladen, die die Kinder auf Lesungen vorbereitet haben. Kinder, denen im Laufe ihres Lebens das Medium Buch vermittelt wurde.


Manchmal ist es jedoch ganz anders.
Zur Zeit weile ich in Braunschweig und lese fünf Tage lang je dreimal im Rahmen der Braunschweiger Kinderbuchwoche an den verschiedensten Schulen. Diese konnten sich für die Lesungen bewerben, das heißt, sie müssen sie nicht bezahlen, ein engagierter Förderkreis kulturinteressierter Eltern ist nicht nötig.


Daraus folgt, dass ich auch vor Klassen sitze, deren Schüler gemeinhin die angebotene Bildung nur von sehr fern betrachten. Da sitzen Kinder vor mir, denen noch nie vorgelesen wurde, die nicht stille sitzen, nicht richtig schreiben und auch nicht lesen können. Kinder, deren Eltern keine Zeit oder keine Lust haben, sich für Kultur oder eben Bildung zu interessieren oder sie an ihren Nachwuchs zu vermitteln. Hinzu kommen natürlich auch noch die Jungen und Mädchen, die tatsächlich eine gravierende Lernschwäche haben.


Diese Lesungen sind sehr anstrengend für mich – emotional anstrengend. Ich weiß, dass ich hier nicht mit einer Lesung ein kleines Leben ändern kann und doch versuche ich es trotzdem irgendwie.
Ich kam nicht umhin, einige Unterschiede festzustellen. So fiel mir auf, dass die Kinder in solchen Schulen den Humor meiner Bücher nicht verstehen. Stumm blicken sie mich bei Stellen an, an denen sonst losgeprustet wird. Dafür reagieren sie bei ekligen Passagen besonders heftig.
Natürlich sind meine Beobachtungen keine empirischen Erhebungen – und doch, ich muss die ganze Zeit darüber nachdenken.


Ich gebe alles bei solchen Lesungen. Ich verstelle meine Stimme noch etwas mehr, schreie, flüstere und raune. Es spornt mich an, wenn sie mir an den Lippen hängen und förmlich in mich hineinkriechen. Ich versuche mich nicht irritieren zu lassen, wenn ein Junge plötzlich laut hinter mir aufgetürmte Stühle zu zählen beginnt. Es waren 47.
"Bitte, bitte, hör nicht auf zu lesen", flehten die Kinder, als ich das Buch schließlich zuschlug. Sie kamen auf mich zu, umarmten mich und baten mich, ganz, ganz bald wiederzukommen. Dabei hatte ich den Eindruck gehabt, dass mindestens die Hälfte gar nicht zuhören würde. Doch dem war gar nicht so.


Auf dem dunklen Gang sprach mich nach einer solchen Lesung eine Sozialarbeiterin an.
"Haben die gerade etwas geschenkt bekommen? Sie wirken so freudig, geradezu euphorisch."
"Ja", antwortete ich, "ich habe ihnen vorgelesen."
"Na, ich meine, etwas richtiges."
Ich musste schlucken – und sah mich in diesem Gebäude um. Bedrückend schlug auf mich ein, dass hier nicht sehr viel Liebe herrschte, wenig Interesse war, irgendwie selbst die Hoffnung sich in den dunklen Ecken versteckte.


Auch die unfreiwillig belauschten Lehrerzimmergespräche drückten mir auf das Herz. Hier ging es nicht um kreative Ideen, lustige Ausflüge und die nächste Aufführung der Theatergruppe. Hier saßen erschöpfte Lehrkräfte, die beieinander Trost und Hilfe suchten. Hier ging es um Gestörtheit, wütende Eltern, Aggression, Lernrückstand und Apathie.


Ich trage das nun mit mir herum. Auf einem abendlichen Autorentreffen gab mir ein geschätzter Kollege den Rat, solche Erlebnisse auf einer beruflichen Ebene zu belassen. Sie als Schriftstellerin wahrzunehmen, sie aber nicht in meine Seele kriechen zu lassen. Mitleid hilft eben auch niemandem. Daran werde ich arbeiten müssen. Denn ich könnte immer noch heulen.

Montag, 11. November 2013

Salat mit geschmortem süßen Gemüse und Ziegenkäse

Herrlich, herrlich ist dieses Essen und eigentlich ist es sehr dumm von mir, es mit hungrigem Magen zu posten. Aber bevor es jetzt den nächsten Post vom Schreibtisch einer Kinderbuchautorin gibt, hier erst einmal eine nette Kleinigkeit für zwischendurch oder auch wunderbar für Gäste im Rahmen eines herbstlichen oder winterlichen Menüs.


Man braucht:
Wurzelgemüse (Karotten, Rüben, Petersilienwurzeln, Pastinaken, Beten) / Sud: je ein Teil Olivenöl, ein Teil dunklen Balsamico, ein Teil Honig / Salz und Pfeffer / Chilischote
Salat nach Geschmack (z. Bsp. Eisbergsalat oder Frisee) / Kürbiskerne / Feta aus Ziegenmilch
Weißbrot

So geht´s:
Wurzeln und Beten in "Fingerchen" schneiden. In eine feuerfeste Form geben.
In einer kleinen Schüssel entsprechend der Gemüsemenge Sud vorbereiten. Zum Beispiel für je 2 der 5 Wurzeln oder Beten: Je 4 Esslöffel Olivenöl, Balsamico und Honig zusammenrühren, salzen und pfeffern, eine halbe Chilischote in wintzige Stücke schneiden und untermischen. Das Ganze auf die Gemüsestifte geben. Bei 200 Grad für ca. 30 Minuten in den Ofen stellen. Das Gemüse aus dem Sud nehmen, Sud in einer Sauciere oder einem kleinen Kännchen auffangen.

In einer Pfanne die Kürbiskerne rösten. Feta zerkrümeln. Salat waschen und vorbereiten.

Nun etwas Salat auf einen Teller geben. Darauf Gemüse anrichten. Feta darüber krümeln und Kürbiskerne darüber geben. Zum Schluss einen ordentlichen Schuss des Suds über das Ganze gießen.
Fertig! Lecker mit Weißbrot!

Sonntag, 10. November 2013

Der kleine Buchladen – Freude und Leid – "wortwahl" in München

Nach meinen Lesungen in München wandelte ich noch etwas zwischen den Schiffen und Fliegern des Deutschen Museums – (das in seiner Physikabteilung überraschend trocken und ermüdend daher kommt, also eigentlich ganz so wie mein damaliger Physiklehrer, dabei liebe ich die Physik!) – herum und verlor mich anschließend im gegenüberliegenden Viertel zwischen Gärtnerplatz und Viktualienmarkt.


Plötzlich stand ich in der Reichenbachstraße Nummer 15 vor der qualitativ anspruchsvollen Auslage eines Buchladens. Von außen geahnt, von innen bestätigt – eine grandiose Auswahl an Kinder-, Kunst-, Koch- und Designbüchern erwartete mich im überbordenden Lädchen.


Natürlich entdeckte ich sofort die Kinderbücher all meiner lieben Kollegen und dann lachten mir auch meine Kurt-Bände entgegen. Wahrlich, hier bewies jemand Geschmack. :-)


Scherz beiseite, das Angebot ist riesengroß, sehr besonders und einfach wunderbar. Hier tut jemand etwas für die Lesefreude und die Buchkultur.
"Wie heißt denn dieser Laden hier?", fragte ich, denn ein Schild konnte ich nirgends entdecken. wortwahl. erfuhr ich von einem freundlichen Mädel und später auf der Straße auch, dass für ein Schild noch kein Geld übrig war.


Begeistert schoss ich einige (leider verwackelte) Fotos, die ich hier präsentieren wollte, als ich etwas unfreundlich – nun, ja – angefahren wurde: "Keine Fotos!" Zum Glück schluckte ich meinen Unmut hinunter, ging auf die verärgerte Dame zu und stellte mich vor. "Sie schreiben tolle Bücher", lobte sie. Zwanzig Minuten später wusste ich eine Menge über die Freude und das Leid einer Büchernärrin mit einem kleinen, großen Laden, denn solange plauderten Nicoletta Miller und ich.


Ich erfuhr, dass das wortwahl-Team aus einem befreundeten Kollektiv 12 fester Mitarbeiter bestünde – Kunstwissenschaftlern, Germanisten, Theaterwissenschaftlern, Schauspielern und Ethnologen – die alle verrückt nach Büchern seien und das Angebot aus ihren persönlichen Favoriten zusammenstelle. Dass jedes der Bilder-, Kinder- und Jugendbücher sorgfältig ausgewählt und auch gelesen sei. Dabei unterstützten 20 Lesekinder das Team. Dass das vielfältige Angebot weithin bekannt sei, so dass sich die Stammkundschaft nicht nur aus Münchnern sondern auch aus dem Ausland zusammensetze.
Doch warum durfte ich nicht fotografieren? Genau darum. Denn all die Mühe und Energie, die das humanistische Team in die Auswahl stecke, würde nicht nur von den Kunden geliebt, sondern auch – auweia! – von der Konkurrenz gestohlen.
Wie bitte? Ziehen denn die kleinen Buchhandlungen nicht alle an einem Strang?
Scheinbar nicht. Denn immer wieder würden die Mitarbeiter Menschen erwischen, die mit Videokameras und Handys im Ärmel durch den Laden streifen und filmen. Nicoletta Miller erhielte öfter Anrufe befreundeter Verlage darüber, dass eine ganz ähnliche Bestellung der und der Buchhandlung eingegangen sei.
"Können Sie sich vorstellen, wie sich das anfühlt? Wir haben mit viel Herzblut unsere Favoriten zusammengestellt und dann kommt die Konkurrenz, macht ein paar schnelle Fotos und hat einige Zeit später das gleiche Angebot."
Als Autorin finde ich es natürlich sehr erstrebenswert, wenn Menschen mit Geschmack und Liebe ein Angebot für möglichst viele bestimmen, aber dieses Procedere finde ich ganz schlimm.


Genauso respektlos sei ein bestimmtes Verhalten von einigen Kunden. Die kämen und erfreuten sich an der Einzigartigkeit und der fundierten Beratung der Buchhandlung, um dann später zuhause die Bücher beim Onlineanbieter zu bestellen. Weil "sie keine Lust haben, die Bücher nach hause zu tragen". Solchen gedankenlosen Menschen begegne das wortwahl-Team auch an anderer Stelle. Für das große Münchner Kulturfest Tollwood, – das sich aus ganzheitlichen und bewussten Aspekten bildet und in diesem Jahr beispielsweise unter dem Motto "Artgerecht" stattfindet, – erstellt es ein ganz besonderes Buchprogramm. Und auch dort würde fleißig notiert und fotografiert statt gekauft werden. "Solche Leute stehen auch am Amnesty-Stand, reden über Menschenrechte und tragen eine Lidltüte in der Hand. Wenn man sie dann darauf anspricht, wissen sie gar nicht, was man meint."
Ich kann mir sehr genau vorstellen, wie schmerzhaft diese Ignoranz sein muss. Der Frust und die Enttäuschung darüber dürfen jedoch nicht gewinnen. Mit Aufklärung kann man Augen und Herzen öffnen. Danken wir denen, die den Mut dabei nicht verlieren. Zum Beispiel dem wortwahl–Team um Nicoletta Miller.