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Montag, 4. August 2014

Searching For Sugar Man

"Wer ist das?", fragte ich meine Freundin im letzten Herbst.
Sie war für einige Zeit zu Besuch, lebt ansonsten in Sydney. Aus den Lautsprechern im Haus ihrer Eltern kam Musik, die ich nicht kannte, die mich aber sofort ganz tief berührte.
"Rodriguez", antwortete meine Freundin.
Von dem hatte ich noch nie gehört.
"Da bist du nicht die einzige. Niemand in Europa oder Amerika kennt ihn, aber bei uns und in Südafrika ist er ein Superstar."
Als wir zu Weihnachten nach Sydney kamen, hatte sie die CD für mich gekauft. Ich freute mich sehr. Seitdem begleitet uns die Stimme und die Worte Rodriguez´ durch die Tage und selbst das 16jährige Töchterchen singt begeistert mit.


Sixto Rodriguez ist Amerikaner. Mit seiner Gitarre zog er durch die eher abgehalfterten Viertel Detroits und trat in schmierigen Clubs auf. Dort sang er mit dem Rücken zum Publikum. Anfang der 70er brachte er zwei wunderbare Alben heraus: poetisch, ehrlich, verblüffend und sehr sehr klug. Aber niemand wollte die hören. Also arbeitete er weiter auf dem Bau.
Hinter den Mauern, die die Apartheit um Südafrika aufgebaut hatte, wurde er währenddessen unbemerkt zum Superstar. Eine eingeschmuggelte Kassette brachte die Texte in das gebeutelte Land. I Wonder wurde zur Hymne, das Album Cold Fact vielleicht millionenfach verkauft. Doch bis auf das Bild auf dem Cover, gab es keine weiteren Lebenszeichen des Sängers. Irgendwann kursierten die Gerüchte, Rodriguez sei lange tot, hätte sich während seines letzten Konzerts auf der Bühne erschossen oder wahlweise auch angezündet. Was Legenden eben so machen.


Dieser Legende auf die Spur kommen, wollte der schwedische Regisseur Malik Bendjelloul Ende der 90er Jahre. Also schickte er die südafrikanischen Musiker und Journalisten, Stephen "Sugar" Segermann und Craig Bartholomew Strydom, auf die Suche. Anhaltspunkte gab es eigentlich keine. Nur einen Satz im Song Inner City Blues ließ sie stutzen: "Met a girl from Dearborn, early six o'clock this morn. A cold fact." Dearborn ist eine Stadt in unmittelbarer Nähe von Detroit, der Stadt des Motown-Labels. Detroit, wo Rodriguez unendlich bescheiden lebte und noch immer auf dem Bau arbeitete. Sie holten ihn "nach Hause" auf die Bühne, wo er vor komplett ausverkauften Hallen seine Musik einem frenetischem Publikum schenkte. "Danke, dass ihr mich am Leben gehalten habt", sagte er zum Schluss, während alle, alle weinten. Das Geld seiner Auftritte schenkte er seinen Töchtern und wohltätigen Einrichtungen.
Mit Searching for Sugar Man entstand ein absolut berührender Film, der die unfassbare Geschichte Rodriguez´ erzählt. Dafür bekam Malik Bendjelloul im letzten Jahr einen Oscar. Gestern hatte ich das große Glück diesen Film schauen zu dürfen. Er hat mich dermaßen beeindruckt, dass ich heute darüber schreiben muss. Wie ein leises wehes Glück zieht dieser Eindruck durch meinen Bauch und ich hoffe, er bleibt noch etwas. Denn diese Geschichte ist etwas, das meiner Meinung nach das Leben ausmacht. Dazu gehört aber auch, dass sich der Regisseur, der uns dieses berührende Märchen, diese fantastische Geschichte schenkte, vor gut 2 Monaten mit 36 Jahren das Leben nahm. R.I.P.

If there was a word
But magic's absurd
I'd make one dream come true

It didn't work out 
But don't ever doubt
How I felt about you

But thanks for your time
Then you can thank me for mine 
And after that's said
Forget it

Mittwoch, 4. September 2013

Zu Besuch bei der Illustratorin Manuela Olten

Heute habe ich eine liebe Freundin besucht. Wir kennen uns seit etwa 20 Jahren. (Oops, das ist aber lange.)
Manuela Olten ist inzwischen eine sehr erfolgreiche Kinderbuchillustratorin. Mit ihrer Kunst, ihrer Fertigkeit und ihrem Humor gestaltet und schmückt sie aber nicht nur Bilderbücher sondern auch Wattepüppchen. Wattepüppchen? Richtig. Wer diese wunderbaren Wesen noch nicht kennt, wird dies etwas weiter unten tun.





Frau Olten ist unfassbar kreativ und handwerklich geschickt. Wer dachte, unseren Morgenkaffee hätten wir in ihrem Wohnzimmer eingenommen, der irrt. Dieser nette Raum ist eine alte Garage im Garten, der die vordere Wand entrissen wurde. Selbstredend, dass alle Möbel und Wände von Manuelas Händen gestaltet und bemalt wurden.




Gleich daneben befindet sich das kleine Gartenhäuschen von Henriette, dem Töchterchen der Familie Olten.


Manuela Olten hat inzwischen 30 Bücher illustriert und zum Teil auch geschrieben. Mein Lieblingsbuch von ihr ist übrigens: "Mama, wie heißt noch mal das Gelbe?" Warum? Weil ich Mama bin und die Situation im Buch so gut kenne. 
Manus Malstil ist einzigartig, ihre großen Acrylbögen gehören alle an die Wand. Aber noch lieber habe ich ihren Humor. Der zeigt sich meistens in den Details, kleine wunderbare Nebenschauplätze, die es in den Bildern und hinter der Vordergründigkeit zu entdecken gilt. Das macht auch den Eltern Spaß. Und manchmal denke ich, die können über die Bücher noch viel lauter und herzlicher lachen als die kichernden Kids, denen gerade vorgelesen wird. (Obwohl: Wir haben das Glück einen großen Manuela-Olten-Bücherstapel in der Bude zu haben. Und manchmal haut sich das Söhnchen auf das Sofa und schnappt sich den "Manustapel", um damit eine vergnügliche Stunde zu verbringen.)
Ihr bekanntestes Buch ist sicherlich: Echte Kerle.







Und nun zu den Wattepüppchen. Denn diese haben Frau Olten das Herz gestohlen. Einst Dekorationen der 1930er Jahre, entstehen sie nun in unglaublicher Vielfältigkeit im Atelier unterm Dach.





Man kann diese Figuren käuflich erwerben. Nämlich in Manuelas online-Shop "Juime".

Es folgen noch einige Impressionen aus dem überbordenden Olten-Home, in dem ich unglaublich gerne bin und in dem man Tage verbringen und auf Entdeckungstour gehen kann.
Liebe Manu, danke für den schönen Vormittag, den Kaffee und das Rührei.










Mittwoch, 13. März 2013

Akustische Pflanzen – die Kunst des Keita Akiyama

Schon immer liebe ich es, mich künstlerisch (auch) mit der Natur auseinanderzusetzen. Ich glaube, ich war damals die einzige in der Klasse, die mit wahren Freuden für den Kunstunterricht im Grase lag und einen Spitzwegerich zeichnete. 
Als ich über den 25-jährigen Künstler Keita Akiyama stolperte, war ich sofort begeistert. Nicht nur, dass er sich wunderbaren Naturstudien hingibt, er hat auch das Konzept der akustischen Pflanzen entwickelt. Dahinter steht die Idee, dass Pflanzen durch besondere Wuchsformen und Ausprägungen elektrische Töne erzeugen könnten. Wie könnten Pflanzen das tun? Was müssten sie für Formen haben? Und wie würde das dann klingen? Mit diesen Fragen entwickelt und fertigt Akiyama anmutige Zeichnungen der fiktionalen Pflanzen seiner Acoustic Botany. Lasst euch inspirieren!





Ganz besonders schön ist auch sein Blog Miyakojima Factory, das der Künstler über seine Naturbeobachtungen, Inspirationen und neuen Ideen führt.





Sonntag, 2. Dezember 2012

Von Geistern und Phantomen – Eine Geschichte über geheimnisvolle Buchkunst

Heute zum ersten Advent möchte ich Euch von etwas erzählen, das mir unglaublich zu Herzen gegangen ist. Es zeugt davon, dass auch viel Wunderbares in uns schlummert und soll vielleicht daran gemahnen, dieses Wunderbare nicht zu vergessen sondern es zuzulassen. Lieber einmal mehr als einmal zu wenig.

Schauplatz war die Stadt Edinburgh. Vor etwa eineinhalb Jahren begann es. Da fand eine Bibliothekarin der Scottish Poetry Library eine kleine Skulptur, die jemand – ein kunstsinniger Geist, ein literaturbegeistertes Phantom? – heimlich in einem Regal hinterlassen hatte: den "Poetree" – ein etwa 20 cm hohes Kunstwerk aus zusammengerollten Buchseiten. Der beiliegende Zettel verriet nichts über den Künstler oder den Schenkenden sondern deklarierte das Werk als Unterstützung der Bibliotheken, Bücher, Worte und Ideen.


Dann tauchte ein zweites Buchkunstwerk auf. In der Nationalbibliothek fand man über Nacht ein Buchgrammophon platziert auf einem Sarg aus Papier.


Inzwischen sprachen die Medien vom Library Phantom und man ersuchte den Künstler, sich zu erkennen zu geben. Doch das passierte nicht.
Stattdessen beschenkte der das Film House mit einer poetischen Arbeit. Dieses Mal mit einem Schild versehen, auf dem stand: "Ein Geschenk zur Unterstützung der Bibliotheken, Bücher, Worte, Ideen ... und aller magischen Dinge".


Im Scottish Storytelling Center fanden die Angestellten ein geknacktes Drachenei.
"Es war einmal ein Buch und in diesem Buch war ein Nest und in diesem Nest war ein Ei und in dem Ei war ein Drache und in dem Drachen war eine Geschichte", stand auf einem Zettel.


Das International Book Festival wurde mit der nächsten Buchskulptur beschenkt. Denn neben Bibliotheken, Büchern, Worten, Ideen, Gesten und magischen Dingen sollten auch Literaturfestivals bedacht werden. Auf einem Tablett steht eine Tasse Tee und ein Cup Cake. "Im Tee" kann man lesen: "Nothing beats a nice cup of tea or coffee and a really nice book".


Das achte Kunstwerk fand man im Writers Museum. Es war zu allen anderen den Schriftstellern und Schreibenden gewidmet.


Schließlich wurde im November 2011 das zehnte und letzte Werk gefunden, dort wo auch das erste gestanden hatte.
Die 10 wundersamen Werke sind als Wanderausstellung auf Tour.
Alle Fotos und weitere Infos findet man auf der Seite des Edinburgher Fotografen Rob McDougall.

Samstag, 13. Oktober 2012

Meine Entdeckungen auf der Buchmesse #1 – Recycling mit Kids und Buchkunst zum Selbermachen

Bevor ich mich gestern in Halle 3.0. mit den Kinder-und Jugendbüchern begab – quasi meinem Arbeitsplatz, ;-) –, stromerte und stöberte ich in den Kunst- und Kreativabteilungen herum.
Hier meine Entdeckungen:

Der Schweizer :Hauptverlag mit seinen :Hauptsachen zum Thema Gestalten, Kunst, Handwerk und Design ist mir schon immer einer der liebsten. Zwei neue Bücher entdeckte ich am Stand, die es mir sehr angetan haben.


1. forschen, tüfteln, bauen – das Umwelt-Mitmach-Buch für Kinder
Ein Knüller! In der Aufmachung und inhaltlich.
Wo, wie groß, wann und was ist Umwelt? Ein wirklich gut gemachter Teil erklärt den Kids sachlich die Bedrängnisse zum Thema. Danach wird recycelmäßig gebastelt was das Zeug hält, experimentiert  und zum kleinen Ökoguerillero ausgebildet. Klasse!
Meine Lieblingsbasteltipps:
* Kunst im Stillen: Barcodetiere (das werde ich demnächst mal hier zeigen)
* für draußen: solarbetriebene Saatgutschleuder


Der Verlag schreibt selbst dazu:
"Wie fließt der Strom aus der Sonne? Wie weit reist die Ananas, bis wir sie essen können? Und wieso sitzt die Erde im Glashaus? Das Mitmachbuch lädt Kinder zwischen 6 und 12 Jahren dazu ein, drängende Fragen unserer Zeit spielerisch aufzugreifen - und eigene Antworten zu finden.
Ob Umweltschweine aus Verpackungen, Biogas-Stinkbomben, Windradorchester oder in Eigenregie angelegte Piraten-Gärten: Über 60 Projekte zum Selberbauen, Ausprobieren und Erfinden regen Kinder an, ihre Umwelt zu entdecken und zu schützen"
– denn die Zukunft sind unsere Kinder und die machen wir zu den Menschen, die sie einmal sein werden. Das Buch kann helfen! Und macht Spaß! Auch den Jungs!



2. Kunst aus Büchern
28 von PapierKünstlern Schritt für Schritt erklärte Projekte, was man noch so aus Büchern machen könnte.
Dem möchte ich kein Wort hinzufügen, sondern Bilder der Werke einiger der teilnehmenden Künstler sprechen lassen:






Freitag, 12. Oktober 2012

Der Frage-Foto-Freitag

Bevor ich gleich zur Buchmesse fahre, möchte ich noch Steffis Freitagsfragen beantworten. Dieses Mal werde ich sie natürlich dem Buch (im weitesten Sinne) widmen.

1. Gesehen, verliebt?


Spontan und äußerst heftig hatte ich mich 2009 in die Illustrationen von Eva Schöffmann-Davidov verliebt. Das lag natürlich daran, dass mich das Mädelchen auf dem Buch "Das Geheimnis des Wasserritters" sehr an eines erinnerte, das mit in meiner Wohnung lebt. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie groß meine Freude war, als mir mein Verlag im letzten Jahr mitteilte, dass Frau Schöffmann meinen "Letzten Donnerstag" illustrieren würde.

2. Eine schnelle Deko-Idee?


... hatte ich am 23. April, zum Welttag des Buches. Mit diesem Foto grüßte ich die Mädels in Tulipanien.

3. Einer Deiner Lieblingsdüfte?


Auf Seite 60 lasse ich meinen Helden Kurt, der unter dem Einfluss des Halluzinogens "Kinderglück" steht, drei Lieblingsdüfte illusionieren:
"Ich kuschelte mich etwas tiefer in die weiche Decke. Sie roch so gut. So wie ... wie ... wie frisch gemähtes Gras. Oder wie Regen, wenn er auf die sonnenwarme Straße fiel. Oder wie Erdbeeren mit Sahne."


Dies ist dann auch in meinem abschließenden Quiz zur Lesung eine der Fragen: "Wonach riecht die kratzige, stinkende Decke, nachdem Kurt vom Tee der grässlichen Alten getrunken hat?" Die Erdbeeren erinnern die Kids sofort. Das gemähte Gras entlockt ihnen seltsamerweise oft ein "Bäh!". Den Duft des Regens auf der sonnenwarmen Straße erinnern sie zwar, verstehen ihn aber nicht, ;-).

4. Was ordnet Deine Gedanken?


In alten Büchern nach Worten und Illustrationen zu suchen, sie auszuschneiden und Collagen aller Art daraus zu kleben.

5. Neue Liebe?


Das kleine Land Surinam. Denn dorthin schicke ich gerade die Helden in meinem neuen Buch.