Posts mit dem Label Ateliergeschichten werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Ateliergeschichten werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 4. September 2013

Zu Besuch bei der Illustratorin Manuela Olten

Heute habe ich eine liebe Freundin besucht. Wir kennen uns seit etwa 20 Jahren. (Oops, das ist aber lange.)
Manuela Olten ist inzwischen eine sehr erfolgreiche Kinderbuchillustratorin. Mit ihrer Kunst, ihrer Fertigkeit und ihrem Humor gestaltet und schmückt sie aber nicht nur Bilderbücher sondern auch Wattepüppchen. Wattepüppchen? Richtig. Wer diese wunderbaren Wesen noch nicht kennt, wird dies etwas weiter unten tun.





Frau Olten ist unfassbar kreativ und handwerklich geschickt. Wer dachte, unseren Morgenkaffee hätten wir in ihrem Wohnzimmer eingenommen, der irrt. Dieser nette Raum ist eine alte Garage im Garten, der die vordere Wand entrissen wurde. Selbstredend, dass alle Möbel und Wände von Manuelas Händen gestaltet und bemalt wurden.




Gleich daneben befindet sich das kleine Gartenhäuschen von Henriette, dem Töchterchen der Familie Olten.


Manuela Olten hat inzwischen 30 Bücher illustriert und zum Teil auch geschrieben. Mein Lieblingsbuch von ihr ist übrigens: "Mama, wie heißt noch mal das Gelbe?" Warum? Weil ich Mama bin und die Situation im Buch so gut kenne. 
Manus Malstil ist einzigartig, ihre großen Acrylbögen gehören alle an die Wand. Aber noch lieber habe ich ihren Humor. Der zeigt sich meistens in den Details, kleine wunderbare Nebenschauplätze, die es in den Bildern und hinter der Vordergründigkeit zu entdecken gilt. Das macht auch den Eltern Spaß. Und manchmal denke ich, die können über die Bücher noch viel lauter und herzlicher lachen als die kichernden Kids, denen gerade vorgelesen wird. (Obwohl: Wir haben das Glück einen großen Manuela-Olten-Bücherstapel in der Bude zu haben. Und manchmal haut sich das Söhnchen auf das Sofa und schnappt sich den "Manustapel", um damit eine vergnügliche Stunde zu verbringen.)
Ihr bekanntestes Buch ist sicherlich: Echte Kerle.







Und nun zu den Wattepüppchen. Denn diese haben Frau Olten das Herz gestohlen. Einst Dekorationen der 1930er Jahre, entstehen sie nun in unglaublicher Vielfältigkeit im Atelier unterm Dach.





Man kann diese Figuren käuflich erwerben. Nämlich in Manuelas online-Shop "Juime".

Es folgen noch einige Impressionen aus dem überbordenden Olten-Home, in dem ich unglaublich gerne bin und in dem man Tage verbringen und auf Entdeckungstour gehen kann.
Liebe Manu, danke für den schönen Vormittag, den Kaffee und das Rührei.










Montag, 9. Januar 2012

Ateliergeschichten – Kathrin Ullrich



Kathrins Monster lernte ich auf dem Eintagsladen late night kennen. Dann auch Kathrin selber. Und weil ich es sowieso nicht mehr lange für mich behalten kann, verrate ich es einfach hier schon einmal: gemeinsam mit vier weiteren Mitstreitern starten wir ab dem 5. Februar einen wunderbaren zuckersüßen Kaufladen im Heimatstädtchen. Doch dazu ein Andermal. 
Kathrin wohnt mit Freund und Monstern gleich um die Ecke. Dort ist auch ihr Atelier. Vorgestern habe ich sie besucht.


Eigentlich stammt Kathrin aus der Nähe von Bamberg. Sie studierte Industriedesign in Coburg. Die feste freie Mitarbeit  für die Agentur ID4 führte sie ins Heimatstädtchen. Für diese entwarf Frau Ullrich eine Weile "logstoff"–Taschen.


Doch dem Handarbeiten gehört ihre eigentliche Leidenschaft. Mit 16 Jahren strickte sie mit Hilfe ihrer Oma eine erste Jacke und erschuf sicher eine interessante Mischung aus Tradition und Revolte. Denn die Designerin befand sich damals mitten in ihrer "Punk-Phase".
Auch die Liebe zu Monstern war quasi angeboren. 
"Ich hatte immer den Kopf voller Monster, die unbedingt raus wollten", erzählt sie mir.


Zuerst gezeichnet, dann in einem Filzversuch, aber schließlich genäht erblickten sie das Licht der Welt. Und die Welt war begeistert. Das war zu der Zeit, als genähte Monster durch die Autowerbung flitzten. Die richtige Zeit, sozusagen. Frau Ullrichs Schwester riet zu einem kleinen Label.


Seit 2008 gibt es also das charmante Monsterlabel ka-fee
Inzwischen hat Kathrin dafür 17 verschiedene Designs – was schreibe ich da – natürlich Persönlichkeiten entwickelt. Jede hat ihre eigene Charakteristik, ihre Vorlieben und Frechheiten. Beispielsweise Bruce: "Zugegeben, Bruce ist zurückhaltend. Er beobachtet gerne erst mal aus dem Hintergrund, was passiert. Aber wenn er sich erst mal eingewöhnt hat wird man feststellen, dass er ein unglaublich netter Kerl ist, der gut zuhören kann und sich sehr viele Gedanken um Gott und die Welt macht."


Schnell stellte Kathrin fest, dass besonders Männer die Monster kauften. Vielleicht fühlten sie sich verstanden? 
Doch auch viele Kinder verlieben sich spontan in die kleinen Gesellen, was immer wieder zu niedlichen Diskussionen zwischen Mama und Kind vor dem Marktstand führt. Irgendwie ja auch so eine Art Applaus für die Künstlerin. Und auch der ist ja des Künstlers Brot.



Aber eben nicht allein. Darum arbeitet Frau Ullrich vier Tage die Woche als Projektmanagerin und einen Tag widmet sie den kleinen Kerlen. "Ich brauche die Handarbeit als Ausgleich zur Kopfarbeit im Job", sagt sie. Etwas mit den Händen zu gestalten, etwas das nicht perfekt sein muss und dadurch persönlich wird, das ist das Schöne.


Für das Jahr 2012 hat sie große Pläne (einen davon erwähnte ich oben, stelle ihn aber später vor, ;-)).
Sie möchte ein zweites Label gründen – "Sünaha". Das bedeutet "süchtig nach Handarbeit" und wird genau das repräsentieren. Unter diesem Namen möchte Frau Ullrich tausende Ideen, die sie in einem Skizzenbuch festhält in allen möglichen Handarbeitsformen umsetzen. 
(Frau Ullrich ist tatsächlich jemand, der immer ein Skizzenbuch dabei hat. Wie wunderbar ist das denn? Dazu geraten, nein, es regelrecht verlangt, haben meine damaligen Architekturprofessoren. Und ja, ich kaufte Unmengen an Skizzenbüchern. Ich habe sie noch alle. Innen sind sie blütenrein. Schade.)
Ich bin gespannt und werde die Sache verfolgen.


Frau Ullrichs allererstes Monster.


Auf dem Sofa sitzen einige, die irgendwie nichts geworden sind, aber schon ein Gesicht hatten.

Noch mehr Ateliergeschichten sind hier zu finden.

Montag, 21. November 2011

Ateliergeschichten - Anna aus Finnland



Als ich Anna in ihrem kleinen Häuschen besuchte, das sie gemeinsam mit Oskar Waild bewohnt, war es Abend. Das hatte einen Vor- und einen Nachteil. Einfach einmalig war der überbordende Abendbrottisch, an dem wir uns zum Gespräch niederließen. Zum Fotografieren war es allerdings zu dunkel. Andererseits ist Anna Finnin. In Finnland ist es oft dunkel und kalt, weiß die Redakteurin. Und erklärt sich so die Bilder schön.



Eigentlich hätten wir uns auch irgendwo treffen können, denn Anna erklärt einfach die ganze Welt zu ihrem Atelier, in dem sie überall die Häkelnadeln klappern lässt, um farbenfrohe Mützen für ihr Label PIPOyourlife! zu häkeln.



Die kleine Anna, die, ohne es zu wissen schon ein erweitertes PIPO Modell trug (siehe das Bild ganz oben), wuchs in Finnland auf. Natürlich lässt das die Redakteurin sofort an Skandinavische Einrichtungs- und Bastelbücher denken.



"Nein", sagt Anna, "ich habe vor PIPO nur etwas gestrickt und genäht. Schals und Mützen und Socken und Pullover. So wie jede normale Frau eben." (Aha, denkt die Redakteurin und auch, dass sie noch niemals ein paar Socken gestrickt hat. Einen Pulli schon, okay zwei, der eine wog 15 kg und wurde vom Beschenkten nie getragen, der andere liegt in Einzelteilen noch immer unter dem Bett - das nur mal so am Rande.) "Vielleicht erinnert das aber mein Sohn etwas anders, der ja die Sachen alle tragen musste", fügt Frau Lähdesmäki noch hinzu und lächelt.



Klein-Anna und ihre Schwester besuchten sehr gern die Großeltern. Oma 1 war Modistin und bastelte mit ihnen kleine Biegepüppchen und Pompontierchen. Oma 2 war Schneiderin und mit Opa verheiratet, der mit den Kindern aus allerlei Materialien die ganzen Sommer über Traumlandschaften baute. (Die Redakteurin muss schon wieder an Skandinavische Bastelbücher denken.)



Doch die große Anna, entschloss sich zu einem Architekturstudium. Das empfahl ihr die Schullehrerin, weil sie Annas Zeichnungen bewunderte, außerdem hat Architektur auch etwas mit Statik zu tun, und Anna rechnet sehr gern. So verschlug es sie ins Heimatstädtchen. Letztendlich entschloss sie sich jedoch, ausschließlich ihrer Liebe für Zahlen nachzugehen und übernahm die Buchhaltung eines großen Kulturbetriebes.



Und dann trat PIPO in ihr Leben. Und das in Form einer Mütze, die sie irgendwo sah. "Es war ein herrlich unseriöses Modell, etwas clownesk, aber nicht albern." Anna kaufte sich Wolle und begann diese Mütze aus der Erinnerung heraus nachzuempfinden. Das tat sie beim ersten "Bierhäkeln", das vom Kulturverein "das zucker" initiiert worden war.



"Ich mag keine Projekte, die ewig dauern. Ich möchte eine genaue Übersicht, wann etwas fertig ist. Darum wollte ich letztendlich auch keine Architektin werden."
Zum Ende der trinkfreudigen Veranstaltung hatte Anna die erste PIPO fertiggestellt, die sicher nur noch wenig mit der Inspirationsquelle zu tun hatte, die aber ein Beginn war. PIPO heißt übrigens auf finnisch Mützchen.



Anna mag keine künstlichen Fasern. Darum verhäkelt sie nur Merino-Wolle.
Inzwischen weiß sie ganz genau, welche Wollstärke und Wollart sich zu welcher Form verarbeiten lässt. Das hat sie alles ausprobiert, berechnet und herausgefunden. Vielleicht hat das ja etwas mit ihrer Affinität zur Mathematik zu tun, denke ich und erinnere eine Situation, da eine gemeinsame Freundin wage eine Mütze beschrieb, die sie gern hätte und Anna ihr diese Mütze zwei Stunden später in die Hand drückte.



"Nach Anleitungen kann ich überhaupt gar nicht arbeiten. Darin finde ich mich nicht zurecht und müsste jede Zeile, die ich schon gehäkelt habe, durchstreichen", sagt Anna.
Annas Mützen sind unverwechselbar. Darum ist es auch gar nicht nötig nach einer Anleitung zu arbeiten.



Annas Mützen tragen lustige große Bommeln und sind froh und fröhlich in den Farben. Die Farbzusammenstellung darf man sich aussuchen. Endlich wird es draußen kalt. Mal sehen, wie viele PIPOs ich diesen Winter durchs Heimatstädtchen wippen sehen werde.
Wer noch keine hat: Anna wird am Dreitageladen dabei sein.




Freitag, 18. November 2011

Ateliergeschichten - frau zucKer



Gestern war ich im Atelier von frau zucKer. Frau zucKer kreiert kleine Baby-Sächelchen auf so schöne Weise, dass man ihr Tun Kunst nennen muss. Es gab Geschichten und Hintergründe, Tee und Lebkuchen. Natürlich sind auch wieder Ideen hin- und hergeflogen. Denn auch Christina (frau zucKer) ist immer anfällig für Projekte und Ehrenamtliches. Da trafen sich also mal wieder zwei.




Bevor Christina frau zucKer wurde, hat sie eine Bauzeichner-Lehre gemacht und einige Semester Architektur studiert. Dann stolperte ihre Schwester über den perfekten Beruf für sie: Requisiteur(-in). Eine Requisiteurin kümmert sich um alle bespielbaren Kleinteile auf der Bühne im Theater. Vom ersten Probetag bis zur letzten Aufführung ist sie dabei, muss sich überlegen, wie sie beispielsweise eine Ananas zum Explodieren bringt (ohne das Premieren-Roben oder teure Kostüme beschmutzt werden), besorgt DAS Champagnerglas, beschriftet Stöcke für die Proben mit "Keule" oder "Axt" oder hält Zuckerglas für die entscheidende Szene bereit. Ein sehr kommunikativer und vor allem kreativer Beruf. Erlernt hat Christina ihn in einem 2-jährigem Volontariat am Theater im Heimatstädtchen. Zum Abschluss gab es an einer Schule in Hamburg noch 3 x 4 Wochen Schulblöcke und eine staatliche Prüfung.



Bis zur ersten Babypause arbeitete frau zucKer, die im echten Leben Frau Harres heißt, auf der Bühne und in jeder der Theaterwerkstätten - sie schmiedete Gestelle für Flügel, baute und patinierte Kisten, färbte Stoffe - doch nähen konnte sie nicht. "Ich kann nähen, wenn ich zurückkomme", versprach sie sich und bekam das erste Töchterchen.



Den Nähkurs machte dann aber erst einmal Christinas Schwester. Das Ergebnis war ein kleines Baby-Mützchen. Im Anblick dessen, erwachte frau zucKer in Frau Harres.



Sie versuchte und probierte so lange herum, bis sie ebenfalls eine Kindermütze genäht und diese sogar noch optimiert hatte.



Als dann der charmante kleine Laden "Zeig Dich" im Heimatstädtchen eröffnete, in dem kreative Menschen ein Verkaufsfach mieten konnten, bestückte sie eben so eines mit sieben Mützen. Leider schloss "Zeig Dich" wieder. Doch da formte sich längst ein neues Projekt.



Gemeinsam mit 9 Mitstreitern eröffnete frau zucKer einen eigenen Laden - das Projekt "das zucker". Ein kleines Geschäft, in dem man wunderbare handgemachte Dinge erstehen konnte, einige Dawanda-Lables entdeckte man dort, mein Lieblingsverlag war vertreten, es gab hausgemachte Musik und einige ganz besondere japanische Spässchen - der Lieblingsladen meines damals 10-jährigem Töchterchen, die mit ihrem Roller immer mal wieder dorthin rollerte, um mal zu gucken, was es Neues gab. Inzwischen ist "das zucker" ein wunderbarer Kulturverein mit einem ganz einzigartigem Programm.




Aber frau zucKer näht weiter. Inzwischen gibt es eine kleine Kollektion von ganz besonderer Baby-Kleidung. Auf dem letzten Eintagsladen hat sich eine kleine Zusammenarbeit angebahnt, die mich sehr froh macht: frau zucKer näht und dachs dessert liefert charmante Aufbügler, die in frau zucKers Design integriert werden. Wie schön.




Christina wird mit ihrer kleinen aber feinen Kollektion auf dem Dreitageladen vertreten sein.
Ach ja: Taschen näht sie auch. Wer nicht abwarten kann oder gar nicht zum Dreitageladen kommen wird, kann hier gucken und kaufen.