Schneckenrennen

Am Sonntagnachmittag waren wir zum Grillen geladen. Inzwischen sind Tochter und Söhnchen so alt, dass es keine Selbstverständlichkeit mehr ist, dass sie uns "Alte" begleiten möchten.

"Haben die auch Kinder?"

"Ja, zwei Mädchen."

"Und wie alt sind die?"

Problem: Sie sind sehr viel jünger. Wir sind trotzdem zu viert in den Garten der Gastgeber gefahren. Und während sich der geliebte Mann gemütlich zum Plausch an den Grill setzte, bekam ich etwas Stress wegen der Kinderbeschäftigung.

Bis ich die drei Weinbergschnecken fand. Heimlich bereitete ich am Schneckenfundort im Schatten eines Baumes eine Rennbahn vor: Zwei Dachlattenstücke rahmten die Strecke, Ziel war ein Salatblatt, eine weitere Latte versperrte den Rückweg. Die drei Schnecken lagen schlafend an der Startlinie. Irgendwann wachten sie auf. Alle Kids waren begeistert. Sie schlossen Wetten ab und gaben den Schnecken die Namen ihrer Eltern und Verwandten. Die schrieb ich vorsichtig mit einem Edding auf die Häuser. Dann ließen wir die Rennteilnehmer allein. Alle paar Minuten rannte die Rennleitung zur Rennbahn, um über Erfolge und Rücklagen zu berichten. Dazwischen war Raum zum Essen, zum Erzählen und gemeinsam durch den Garten zu flitzen.

"Weinberschnecken stehen aber unter Naturschutz", mahnte jemand. Wir taten ihnen auch nichts an. Als Belohnung gab es Salat und irgendwann werden die Mädchen vielleicht die leeren Häuser mit den verblassten Namen darauf finden und sich an einen schönen Sonntagnachmittag erinnern.