Heute bin ich philosophisch gestimmt und versuche meine Welt und meine Existenz darin zu deuten.
Ich bin Mutter, Frau, Freundin, Geliebte, Tochter, Schwester, Tante.
Ich arbeite als Erzieherin, Krankenschwester, Amüsierdame, Psychologin, Spieleerfinderin, Geschichtenerzählerin, Autorin, Vorleserin, Eventorganisatorin, Designerin, Bastlerin, Redakteurin, Köchin, Managerin, Putz- und Zugehfrau, Grafikerin, Künstlerin, Fotografin - das sind einige meiner Berufe, die mir auf die Schnelle einfallen.
Es gibt solche Tage: Die Kinder liegen im Bett mit gesund gefüllten Bäuchen, geputzten Zähnen, gemachten Hausaufgaben und geschnittenen Fußnägeln, die Küche ist aufgeräumt, das Leergut entsorgt und der Kühlschrank gefüllt, es gab einen Telefonplausch mit der Frau Mama, das Bad blitzt, der geliebte Mann wurde geliebt und die Balkonpflanzen sind gegossen. Das kostet die Zeit von sieben Uhr morgens bis zu dem Moment in dem ich einschlafe. Alles richtig gemacht - ein guter Tag. Allerdings habe ich keine müde Puseratze verdient.
Es gibt Tage, da beantworte ich alle Mails und Anrufe, auch die Unangenehmen, ich schreibe 2000 Worte im neuen Kinderbuch, ich entwerfe und fertige eine Kette, korrigiere einen Text für das Lieblingsmagazin und organisiere ein paar Dinge für den nächsten Eintagsladen. Ein guter Tag. Das findet meine Familie allerdings nicht.
Dazwischen jobbe ich hin und wieder irgendwo anders, wo man "richtiges" Geld verdient, treffe ich auch mal Freunde oder bin irgendwie kulturell unterwegs, helfe jemandem bei irgendetwas, ist jemand krank, lese ich (viele) Bücher, diskutiere und streite ich mit Familienmitgliedern, mache mir Sorgen um die Welt, recherchiere für meinen Blog, einen nächsten Artikel oder mein neuestes Buch, muss ich zu Elternabenden. Nur ein paar Dinge, die mir gerade so in den Sinn kommen.
Da kann man nicht in ALLEM großartig sein, das weiß ich. Manchmal wäre ich aber gern gut - zumindest in einigen der Punkte.
Außerdem würde ich hin und wieder auch gern mal Sport machen, faulenzen, weiße Lilien in Vasen anordnen und seufzen.
Inzwischen glaube ich, das Gut-Sein klappt nur mit festen Plänen. Das ist nun leider nicht so meine Art. Und wie schon einmal geschrieben, dauert es allein 28 Tage um nur eine Angewohnheit zu ändern, wenn man sie konsequent durchzieht.
Trotzdem glaube ich daran, dass es Hoffnung gibt.
In der Glücksforschung stellte man fest, dass sich glücklich und zufrieden fühlt, wer ganz bei den Dingen ist, die er tut - also wenn ich koche, dann sollte ich das mit ganzer Seele tun; wenn ich schreibe, dann ohne die Gedanken an das Mittagessen für die gleich heimkehrenden Kinder; wenn ich den Johannesplatz ehrenamtlich vom Unkraut befreie, dann in totaler Versunkenheit. Natürlich gibt es auch Ausnahmen - die Toilette putzen zum Beispiel.
Irgendein Künstler antwortete letztens nach seinen Fehlern im Leben befragt, er hätte oftmals an zu vielen Projekten gleichzeitig gearbeitet. Ich weiß, was er meint. Aber ob der auch Erzieher, Krankenbruder, Amüsierherr, Psychologe, Spieleerfinder, Geschichtenerzähler, Autor, Vorleser ....
Außerdem werde ich hier im Zuhause einen Haushaltstag einführen. Es kann nämlich nicht sein, dass ich jeden Tag räume und putze, mal hier, mal da und trotzdem sieht es nie richtig ordentlich aus.
Also: Freitags gibt es von nun an Fisch und eine geputzte Bude. Sonst nichts. Es sei denn - das Telefon klingelt, diese eine Mail kommt, eine Idee fällt mich an, meine Kreativität bricht aus, ein Kind ist krank, eine Freundin hat Sorgen, das Konto ist leer ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen