Das Heimatstädtchen trägt ja hin und wieder Haute Couture - momentan sogar mit Designer-Accessoires. Es sieht toll aus!
Doch der Reihe nach.
Letztens saßen wir des nachts im warmen Regen, die große runde Kirche in unserem Rücken offerierte uns Cocktails, Hammerklopfen und Bohrgeräusche wetteiferten mit einer Nachtigall. Wir schauten über die Weite, betrachteten die leuchtenden Pilze und die riesige Welle. "Und das alles hier bei uns und nicht in N.Y., Paris oder Tokyo", dachte ich und war glücklich. Denn Kunst und Kultur machen glücklich. Schade, dass es so viele gibt, die das nicht wissen.
Doch wo waren wir? Und was passierte dort?
Der neue Theatervorplatz des Heimatstädtchens spielt "große Welt". Das macht er aber sehr gut. Er ist ein bisschen zu groß und einiges kann man nicht verstehen - dass beispielsweise acht als riesige Pilze getarnte Tiefgaragenausgänge eigentlich keinen Sinn machen, es sei denn das Architekturbüro meinte es gut und wollte jedem einzelnen Parkenden das einzigartige Gefühl eines alleinigen Aufgangs ermöglichen und das auch zu jeder Zeit. Ich glaube, manche tragen dabei extra große Hüte und winken nach rechts und links.
Aber genau diese Dimension und die nicht zu verstehende Funktion sind genau das, was diesen Platz zu einem wirklichen Treffpunkt macht. Jeder kann ihm so nämlich eine eigene Funktion geben. Und das bedeutet, die Bewohner nehmen den Platz an. Des nachts fühlt man sich gar wie in Alices Wunderland und muss dazu noch nicht einmal aus dem Fläschchen trinken.
An diesem Ort baut sich nun eine Welle auf. Ich liebe Wellen. Ich verbringe die Sommer diese reitend am Ozean. Darum war es per se nicht schwer, mich damit zu beeindrucken. Doch diese Konstruktion aus Sperrmüll und weggeworfenen Dingen, die sich da frech auf dem mit Lob und Preisen ausgezeichneten Platz erhebt, ist atemberaubend.
Das Architekturkollektiv raumlabor Berlin und der Sound-Designer Bruno Franceschini entwickelten das Konzept zur Raum-Klang-Installation "The Big Crunch", die mit Hilfe von Studenten umgesetzt und heute um 18 Uhr mit großem Trara eröffnet wird - als Auftaktveranstaltung zur Darmstädter Schwerpunktwoche des Architektursommers Rhein-Main 2011. Wie schön, dass es hier ein Büro namens osa gibt - das office für subversive architecture - das sich für diese Schwerpunktwoche verantwortlich zeichnet.
Wir waren gestern dort. Natürlich durften wir noch nicht hinein, darum konnten wir auch noch nicht dem begleitenden Sound im Inneren lauschen.
Dafür fanden wir unseren eigenen. Denn die Umgestalter des Platzes hatten wohl schon damals eine Ahnung und konzipierten eine "Brandungsscheibe"- eine federgelagerte Metall-Scheibe gefüllt mit unzähligen Metallkugeln, ähnlich einem Regenstab. Das Töchterchen und ich haben versucht, das in einem Filmchen zu demonstrieren. Die Frau Mama versagte etwas, weil sie vergaß, auch einmal den Zoomer zu benutzen, um die Welle etwas rechter ins Bild zu rücken.
(Schade, das Filmchen lädt gerade nicht hoch, ich versuche es später noch einmal).
(connection stream link: http://m-e.sh/eLv)
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