Mittwoch, 13. Februar 2013

Alles Reste – Eine leckere Paprikacreme

Sechs Wochen lang (bis Ostern) wird ab heute traditionell gefastet. In meinem Bekanntenkreis verzichtet aber niemand gänzlich auf Speisen. Stattdessen üben sich viele im Verzicht einzelner Güter – sie trinken 40 Tage keinen Alkohol, essen keinen Zucker oder kein Fleisch. Andere machen ein Fernseh- oder facebook-Fasten. Von einer Familie las ich, sie wolle auf die Benutzung von Kunststoffen verzichten, auch von denen, die sie schon im Hause hat. Ein interessantes Experiment, das einen sicher an die eigenen Grenzen führt.

Irving Penn - Two Glasses of Water (via)

Ich bin nicht der Fastentyp und halte auch nicht so viel von dogmatischer, superstrenger Reglementierung. Mir gefällt jedoch die Idee der Erkenntnis. Wie oft verlieren wir im Alltag den Blick für das Übermaß, in dem wir leben. Wie oft sind uns frevelhafte Taten gar nicht mehr bewusst. Das hat meist mit Unaufmerksamkeit, Stress, Vergesslichkeit oder Bequemlichkeit zu tun. Ich denke, jeder kann sich da an die eigene Nase fassen.
Zum Beispiel: das Essen (um mal einen Bogen zum eigentlichen Fastenthema zu schlagen). Wie oft schmeißen wir unbedacht ein Stück Käse fort, weil das trocken wurde, die schrumpligen Paprika mag auch keiner mehr und das harte Brot schon gar nicht. Vor nicht langer Zeit wurde eine Zahl veröffentlicht, wie viele Tonnen Lebensmittel die deutschen Haushalte jährlich in den Müll werfen. Ich habe sie vor Schreck wieder vergessen.
Dass ein Haltbarkeitsdatum eigentlich nur ein gesetzlich vorgeschriebener Näherungswert ist, wissen inzwischen die meisten. Oder schmeißt noch irgendjemand eine geschlossen Packung Irgendwas fort, ohne zu prüfen ob der Inhalt noch gut ist, nur weil das da drauf steht? Würde man das mit einer angeschwemmten Fischdose auch machen, wenn man schiffbrüchig auf einer einsamen Insel säße?

Um nicht nur zu reden, habe ich mir für heute ganz praktisch ein Rezept überlegt. Ein leckeres Rezept aus echt alten Resten, aus denen ich eine ganz vielfältige pikante Creme gezaubert habe.


So geht´s:

Den Kühlschrank ausräumen und die alten Paprika (3 Stück), die schlaffen Möhren (4 Stück), die olle Zwiebel, zwei eingetrocknete Knoblauchzehen und die letzten getrockneten Tomaten in Olivenöl (5 Stück) in kleine Stücke schneiden. In einem Topf alles für eine Weile in ordentlich Olivenöl schmurgeln lassen, bis das Gemüse weich ist. Salz, Pfeffer und Thymian zugeben. Das Ganze mit einer (abgelaufenen) Packung passierte Tomaten auffüllen und noch einmal schmurgeln lassen. Vom Herd nehmen, den letzten Schluck (schon feste) Sahne aus der längst geöffneten Flasche dazugeben und alles mit dem Pürierstab zu einer feinen Creme verarbeiten. Die kann man einige Tage im Kühlschrank aufheben.

Zwei köstliche Gerichte haben wir gestern und heute daraus gemacht:
1. Einfach als Soße zu Spaghetti. (Eine Soße, die auch Kindern, sogar mäkligen Söhnchen gut schmeckt.)


2. Altbackene Brotscheiben auf ein Blech legen, mit etwas Olivenöl beträufeln, einen ordentlichen Klacks der Creme darauf und mit einem Sparschäler vom alten trockenen Käse Flocken darüber streuen. Für 5 Minuten bei 200 Grad in den Ofen. Lecker!
Ich finde ja, dieses Reste Wegkochen genauso spannend wie die neuesten Rezepte von jamie auszuprobieren.


2 Kommentare:

  1. Da hattest du aber viel verschrumpeltes in deinem Kühlschrank!

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  2. resteküche finde ich immer kreativ. ich könnte mir vorstellen, dass es da auch noch einschlägige kochbücher aus der nachkriegszeit gibt... auf jeden fall bemühen wir uns schon seit langer zeit nichts wegzuwerfen. und zeiten, in denen ich süßes oder alkohol weglasse, gibts immer mal wieder-nur nach meinem rhythmus und nicht, wenns vorgegeben oder am kältesten ist;)
    liebste grüße von birgit

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