Es gibt ein kleines Wesen, das ist etwas länger als eine Dekade auf dieser Welt (11 Jahre, um genau zu sein), in seinem Bau riecht es öfter streng, das Wesen selber manchmal auch. Eigentlich ist es gern draußen, aber jedesmal muss man es aus dunklen Ecken hinaus scheuchen. Dort warten schon andere seiner Art. Irgendwann werde ich sie mal heimlich verfolgen, um zu erfahren, was sie dann gemeinsam machen. Das Wesen spricht eine seltsame Sprache und aus seiner Höhle dringen oft beängstigende Geräusche. Kommt es dort heraus, trägt es immer das gleiche Shirt, egal ob Tag oder Nacht. Gern starrt es auf ein kleines leuchtendes Ding in seiner Hand oder in ein buntes Buch, das lustig sein soll. Manchmal macht es auch schlimme Fotos von einem und dann muss man bitten und betteln und furchtbar schimpfen, dass die nirgendwo öffentlich eingestellt werden. "Hätte ich doch nie gemacht", grinst es einen endlich mit ungeputzten Zähnen an. Oft sieht man das kleine Wesen tagelang nur als Schatten oder verwechselt es mit einem unbeweglichen, schmatzenden Sofakissen. Doch dann liegt es auf einmal im mütterlichen Bett, macht sich dort ganz breit, beschmiert alles mit Nutella und möchte kuscheln. Und vorgelesen bekommen. Meistens schicke ich es erst einmal zum Füße Waschen bevor wir es uns dann gemütlich machen. Dabei wollte ich ihm doch auch noch die ganze Welt zeigen. Und mit ihm basteln.
Für meinen ersten Auftrag als Redakteurin des Familienmagazins Fratz darf ich in Bastelbüchern schmökern. Eines fiel mir sofort ins Auge, versprach es doch, das kleine Wesen aus dem Bau und von Fernseher und Computer wegzulocken mit Bauen, Tüfteln, Selbermachen.
Doch so einfach ist das gar nicht. Mit selbstgemachten Pappmaschée-Helmen, Holz-Schwertern und Schilden kann ich es nicht mehr so richtig locken. Höchstens, wenn es mit einigen Gleichartigen für einige Tage damit in die Wälder verschwinden dürfte und die selbstgebaute Friedenspfeife dann auch wirklich mal am Lagerfeuer ausprobieren könnte.
So ist das nämlich. Ein Bastelbuch allein kann einen nicht retten, wird das Söhnchen nicht begeistern oder gar zum Basteln motivieren – solange die Basteleien sich nicht der Wirklichkeit stellen dürfen. Die richtige Kombination ist also das tolle Bastelbuch + ein Wochenende voller Kinderzeit, Sonne, Campingzelt, Feuerstelle, Taschenmesser, Flüsschen und Kahn. Hört sich erst einmal nach sehr viel an. Ist es aber gar nicht wirklich. Vielleicht könnte man ja das Bastelbuch zuhause lassen, ;-). Obwohl das wirklich ein paar sehr schöne Ideen anbietet, besonders für draußen.
Letztens sagte das Töchterchen: "Mami, du arbeitest doch immer." Auweia. Und ich denke immer, ich käme zu gar nichts. Also raus, zusammen Spaß haben oder gemeinsam etwas basteln und das dann auch benutzen und damit spielen.
Die Sachen aus den Konservendosen finde ich beispielsweise klasse.
Oder die Kronkorkenrassel. Die kann man mitnehmen und Bären vertreiben. Abends dann am Feuer, auf dem die Fische grillen. So ungefähr jedenfalls.
Heute regnet es ja, aber bald sind Ferien. Ich schärfe schon mal die Klingen an den Taschenmessern. Und werde in den nächsten Wochen immer mal wieder tolle Bastel- und Draußentipps für kleine Wesen und das "Pflegepersonal" geben, ;-). Auch weil diese Zeit einfach viel zu schnell vergeht.
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