Im Heimatstädtchen findet der Architektursommer statt – und fast niemand sah und sieht es. Hallooooo! Dabei ist doch dieses Wochenende und das Konzept "Let´s talk about Darmstadt" eine wunderbare Gelegenheit, mal nachzudenken über seinen Lebensraum, Vorschläge zu machen und sich im wahrsten Sinne Gehör zu verschaffen. Und ganz nebenbei kann man einen Ort entdecken, den man so sicher noch nicht kannte – der Friedensplatz: betonüberlastetes, vollgemöbeltes und ungeliebtes Stiefkind der Darmstädter und das mitten drin. Mit nur kleinen Eingriffen, der eigenen Aufmerksamkeit sowie einem klitzekleinen Bisschen Umdenken könnte man ihn tatsächlich mögen.
Nichts Neues (nicht nur) im Heimatstädtchen: Die Stadt hat kein Geld. Aber das muss nicht bedeuten, dass man Unschönes einfach so links liegen lassen kann und darf. Es muss nicht immer die große Geste oder ein bauliches Monsterprojekt sein. Veränderungen werden auch durch kleine Eingriffe im Bestehenden geschaffen. Manchmal nur dadurch, dass man einfach mal stehenbleibt und richtig hinguckt. Alle müssen / können / dürfen mitmachen, sollen zum kreativen Täter werden und nicht nur tumb konsumieren. Und das macht sogar Spaß. Weil es Lebenslust vermittelt.
Los geht´s:
Darmstädter Studentinnen hatten ein wichtiges, noch nie da gewesenes Expertenteam gebildet bestehend aus: Expertinnen für Pflege als Gestaltung, für Großzügigkeit, für Geschichten als Orte, für Koexistenz unverträglicher Nutzungen, für übersehene Details, für Urbarmachung und für Mehrwert durch Authentizität.
Fünf Ideen des Expertenteams in Zusammenarbeit mit muf architecture London und den platzumgebenden Geschäften sowie ein Kunstprojekt entstanden.
Neben dem erhabenen Reiterdenkmal gab es eine kleine Bühne in ähnlichem Look sogar mit Pferd für jeden, der etwas zu sagen hatte. Unter anderem sprach Gartenmeister Strauch über Rosen. Einige davon hatte er auf dem Platz gepflanzt.
Mein Lieblingsprojekt, das sofort zu einem Lieblingsort werden würde, wäre er nicht temporär: In Zusammenarbeit mit dem Orientalischen Restaurant Haroun´s und Gärtnermeister Strauch wurde ein charmanter Außensitzplatz geschaffen, mitten in den hohen Betonrabatten. Hier bediente Haroun mehr als 18 Leute mit seinen Köstlichkeiten bis der Regen kam.
Im Kleidungsgeschäft Gegenüber kann man an der Kasse einen Blumentopf abholen und die Pflanzen dann auf dem Platz einpflanzen. Eine "Schatzkarte" erinnert an den Pflanzer und verbindet ihn mit dem Platz. Was wohl mein Blümchen so macht?
Im Gegensatz zu vielen anderen, mag ich ja den Beton und die Kübel und Möbel auf dem Platz. Doch Beton wird wohl nicht mehr lange verbaut werden dürfen – nur noch bis zum Jahr 2050, so dieses Projekt. Beton wird also zu einem archäologischen Schatz, den es zu entdecken und bewahren gilt.
Der Sandspielplatz wird rege benutzt – allerdings nur von Kindern. Darum wurde im Sand ein abgeschlossener Bereich geschaffen und gemütlich mit Kissen ausgestattet – hier konnte man Geschichten zu Plätzen lauschen.
Die Fahrradwippe soll den über den Platz jagenden Fahrradverkehr entschleunigen. Außerdem werden Radler und Zuschauer zu Akteuren, die den Platz bespielen und aufwerten.
Die Galerie Earl Street realisierte dazu eine ganz eigene Aussage: drei Tage wohnten SUPER KULTURSPARSCHWEINE im Schlossgraben – lagen faul in der Sonne, hatten nachts zwei Schweinehirten, rochen streng und waren mit Logos bedruckt.
Herzlichen Dank an alle, die dieses Wochenende möglich machten!
an die schweine im graben haette ich mich gewoehnen koennen ;)
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