Eigentlich bin ich nicht der Typ, der alles aufhebt und konserviert. Hier gibt es keine Kistchen und Kästchen mit alten Konzert- oder Kinokarten, keine Briefesammlungen, meine SMS Liste wird gelöscht, wenn sie voll ist, die ausgedienten Kinderspielzeuge entweder für eventuelle Enkel auf den Dachboden geschoben oder auf Flohmärkten verhökert.
Und doch ... es gibt sie, die kleinen Strampler, Kleidchen, Lieblingspullis und Schlafanzüge, die, ach, so viele Erinnerungen tragen, und "Weißt du noch?", und ach und ach ... Dieser Blaukarierte ist so einer. Der war viel zu viele Jahre des Söhnchens Liebster und wie eingebrannt in mein Herz ist das Bild des Sechsjährigen, dessen dünne Arme, Beine und Bäuchlein aus dem Schlafanzug des Dreijährigen staken. So etwas kann man nicht wegschmeißen. Aber nun wird das Söhnchen bald 11. Alles kann man auch nicht aufheben, das einen ein "Ach" seufzen lässt.
Gestern hatte ich die Idee, daraus ein Häschen zu nähen.
Zuerst habe ich die kleine Jacke aufgeschnitten. Der Stoffgröße entsprechend habe ich auf einem Tapetenmuster (oder anderem festen Papier) die Silhouette eines Wesens entwickelt. Da ich keine große Nähkünstlerin bin, habe ich dessen Gestalt einfach gehalten, quasi in dem Bewusstsein, dass die Nadel der Linie folgen muss während ich auf ein Pedal trete. Sehr scharfe Kurven sollte man also lieber weglassen, sie sehen am Ende sowieso ganz anders aus als man dachte.
Dann habe ich auf die linke Seite des Stoffes (wie man sieht, habe ich mir das Bügeln gespart, was ich weiterempfehlen kann, denn es machte nichts) das Muster einmal rechts herum und einmal links herum auf den Stoff übertragen (wegen der nicht wirklich vorhandenen Symmetrie). Mit jeweils 1 cm Nahtzugabe habe ich die zwei Seiten ausgeschnitten, rechts auf rechts mit Nadeln zusammen geheftet (mit sehr vielen Nadeln, weil ich, wie gesagt keine Nähkünstlerin bin und nichts verrutschen sollte) und schließlich langsam (sehr langsam, ;-)) und vorsichtig zusammengenäht. Zwischen den Beinchen ließ ich das Ganze offen. Denn hier hindurch muss man dann wenden. Das ist eine große Fummelei, besonders die Ohren und Ärmchen weigerten sich beharrlich, doch mit einem hölzernen Essstäbchen gewann ich. Dann stopft man, ebenfalls mit Hilfe des Essstäbchens zuerst die Ohren, Arme und Beine aus. Sehr fest, man nimmt also viel Füllwatte. (Dafür eignet sich das Innere dieser kleinen hellblauen Kisseninlets von Ikea für 69 Cent.) Danach stopft man bis zum gewünschten Härtegrad Watte in den Kopf und schließlich in den Körper. Mit einem Matratzenstich (siehe Skizze) schließt man die offene Naht.
Dann haucht man dem kleinen Wesen Leben ein. Ich habe Knöpfe als Augen aufgenäht und ein Näschen und einen Mund gestickt, ein Puschelschwänzchen festgenäht und dem kleinen Kerl ein Halstuch umgebunden. Er wurde sofort geliebt. Vom einstigen Besitzer des kleinen Schlafanzugs, ;-).
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