Montag, 20. Februar 2012

Beflügelnde Inspiration



Manchmal muss ich aufpassen, dass ich nicht zum Japaner werde. Ich habe gar nichts gegen Japaner. Doch dieses Völkchen, das irgendwie immer in Gruppen auftritt, irritiert mich hin und wieder. Erstens wegen der Gruppen und zweitens, weil es mir das Gefühl vermittelt, als würde es nicht richtig leben. Denn immer tragen Japaner Aufzeichnungsgeräte aller Arten mit sich herum. Und damit sind sie sehr beschäftigt. Sie fotografieren und filmen was das Zeug hält. Dabei können sie doch gar nicht wirklich sehen und hören und merken, wo sie gerade sind und was sie da gerade machen, oder? 
Ich erinnere beispielsweise ein Theaterstück, in dem das noch kleine Töchterchen mitwirkte. Vor lauter Fotografiererei bekam ich gar nicht richtig mit, wie grandios die Kleine damals war, ;-). Das meine ich. Denn sobald ich mich umschaue, beginne ich die Dinge nach fotografischem Potential oder nach Artikelmöglichkeit zu untersuchen oder als Inspirationsquelle zu missbrauchen. Manchmal kann ich gar nicht mehr abschalten oder die Dinge die Dinge sein lassen, die sie eben auch sind – einfach nur Dinge.



Darum habe ich auch gestern bei unserem Ausflug ins Vivarium meine Kamera mit Absicht zuhause gelassen. Das fiel mir richtig schwer. Aber ich wollte nichts anderes tun, als mit den Lieben Tiere angucken. Einfach nur gucken. Und als sich diese riesigen Schmetterlinge in schillerndem Blau auf die blaue Jacke des geliebten Mannes setzten und da gar nicht mehr wegwollten, als ich sie quasi von ganz nah hätte fotografieren können ... Mann, Mann, Mann – da hätte ich wahnsinnig gern meine ... na ja. 
Trotzdem habe ich einige Dinge gefunden und mitgenommen. Dann fiel mir noch die leicht morbide Skizze ein, die ich letztens nach einer Tapete zeichnete und so war das Ganze dann doch beflügelnd inspirierend, obwohl ich das wirklich nicht wollte.



3 Kommentare:

  1. so geht es mir oft auch so. manchmal ergäre ich mich, dass ich die kamera zuhaus gelassen habe, aber die inspiration bleibt nicht aus, nur es wird etwas anders. die kleine kamera im kopf filmt eben anders.
    deine zeichnung sieht schön aus. lg, éva

    AntwortenLöschen
  2. Das selbe Gefühl hat man mit einem Reiseführer in einem anderen Land, man kommt nie dazu die Umgebung in Ruhe anzusehen und zugeniesen :D
    Einmal, und nie wieder :)

    AntwortenLöschen
  3. In einem schönen Film - dessen Titel ich leider nicht mehr weiß - gibt es ein japanisches Pärchen. In ihrem Hotelzimmer angelangt fängt er an zu fotografieren. Sie fragt ihn, warum er das Hotelzimmer fotografieren würde?
    Er antwortet: "Die Zimmer vergesse ich immer, den Rest kann ich mir merken!"

    AntwortenLöschen