Mittwoch, 27. November 2013

Warum ich auf Facebook auf Stimmenfang gehe – eine Erklärung


Man sagt, der zweite Platz sei der undankbarste, der ewige Zweite ein armer Tropf. Ich weiß nicht, ob das auch auf mich zutrifft. Ich erinnere mein Leben anders: entweder Siegerin oder mit dabei gewesen. Siegerin war ich auch als Zweite oder Dritte.
Ein Beinahe oder Fast motiviert mich unglaublich. Es spornt mich an, es noch einmal und dann vielleicht in besser zu versuchen. Nicht verbissen, aber beflügelt. Das fühlt sich gut an, es macht mir Spaß. Natürlich musste ich das erst Lernen. Kritik anzunehmen und die eigene Arbeit darüber zu hinterfragen, ist einem sicher nicht angeboren. Auch ich kenne Wut und Zorn und Trotz, weil man mich nicht verstanden hatte. Wie ich glaubte.
Mein Buch „Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet“ war erfreulicherweise ein riesiger Erfolg. Das war einfach unglaublich. Kritiker, nun ja, waren voll des Lobes. Mein Buch wurde an die Seite von „Momo“ gestellt, mit dem Hinweis, dass es zusätzlich erfrischend lakonisch sei. „Der Dritte Mann“ wurde im Zusammenhang mit meiner Geschichte erwähnt und ich googelte gleich mal nach, wer dieser Herr überhaupt ist. Ich war platt, dankbar und sehr froh.

Als der Verlag nach einem weiteren Abenteuer meiner Helden fragte, stürtzte ich mich sogleich hinein. Im Hinterkopf den Satz, den ich so oft gehört hatte: „Seltsam, dass der „Letzte Donnerstag“ nicht für den Deutschen Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert wurde.“  Mir war zwar vom eigenen Übermut ein wenig übel, aber versuchen konnte ich es doch mal, oder?
Was ich nicht wusste: Ein zweites Abenteuer derselben Helden findet wenig Aufmerksamkeit bei den Kritikern, in Magazinen und Buchblogs. Den „Letzten Montag“ besprach niemand mehr. Traurig begann ich zu zweifeln. Als ich dann den Grund erfuhr, machte mich das zwar nicht glücklicher, doch dann wusste ich, es lag nicht an meiner Geschichte sondern an seltsamen Strukturen im Literaturbetrieb.

Wie aber sollte der Leser nun mein Buch entdecken? Sollten nur die Fans des „Letzten Donnerstag“ den „Letzten Montag“ lesen dürfen? Wie konnte ich zwischen 8000 jährlichen Neuerscheinungen auf mein Buch aufmerksam machen, wenn es niemand tat, der per se erhört wird? Für so etwas habe ich doch eigentlich gar keine Zeit! Ich muss doch die nächsten Bücher schreiben.

Natürlich erzähle ich auf den „Letzten Donnerstag“-Lesungen vom „Letzten Montag“. Das passt immer ganz gut. Ich beende meine Lesung nämlich an einer Stelle, da Kurt und Sandro gerade in einer Monsterwelle ertrinken. Daran kann ich prima anknüpfen: „Schaut, die beiden sterben nicht in der Kanalisation. Sie haben ja längst das nächste gefährliche Abenteuer im Dschungel überlebt.“ Einige Male hörte ich dann schon: „Cool. Ich kaufe mir erst mal das Dschungelbuch (den 2. Band).“

Der Tulipan Verlag und ich entschlossen uns, eine Leserunde bei Lovelybooks zu starten. Eine schöne Gelegenheit, den Kindern mein Buch nahezubringen (sie konnten es gewinnen) und sie nach ihrer Meinung zu fragen. Und was passierte? Es gefiel ihnen so gut, dass sie es für den Leserpreis „Beste Bücher 2013“ nominierten.
Mich machte das unglaublich glücklich. Denn das ist doch das Wichtigste, dass ein Buch an allen Regeln des Literaturbetriebs vorbei, seinen Leser findet.
Danke, Ihr Lieben! Und wer mag, kann heute noch abstimmen. Hier.

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