Sonntag, 27. Februar 2011

Am Vorabend


Morgen dräut also die 40. Da bleiben gewisse Gedanken nicht fern. Und dann fiel mir heute auch noch unteres Bild in die Hände. Erschreckend, aber wunderschön! Ja, vielleicht ist es das.

Natürlich sah ich mich vor zwanzig Jahren am heutigen Abend woanders. Irgendwie angekommener, erfolgreicher, ja, auch reicher, vielleicht sogar mit einer Altersvorsorge und einem Eames Stuhl im großzügigen Loft, und an einem ganz anderen Ort. Damals wusste ich noch nicht, dass ich für etwas bezahlen würde müssen, das mir vor 20 Jahren als so selbstverständlich erschienen war: die persönliche Freiheit.
Manchmal fällt es schwerer, manchmal ganz leicht - aber ich habe gelernt, dass ich immer bereit sein werde, dafür zu bezahlen. (Wer braucht schon diesen tollen, supersüßen Mantel von Noa Noa?)

Und das Äußere, natürlich das Äußere. So lange bezahlte mir mein Äußeres die Miete: als Katalogmädchen hüpfte ich in schicken Nachthemden über Gran Canaria, als Beauty Model duschte ich mir in ständiger Wiederholung für ein neues Duschgel die Haut vom Leib, als Werbefilmfrau trieb ich die Verkaufszahlen der "Bild der Frau" in die Höhe (na ja, so hoffte ich). Und nun das.
Jemand sagte einst, als Frau musst du dich irgendwann entscheiden: entweder Taille oder ein hübsches Gesicht. Ich entschied mich für das Gesicht und übertrieb. Heute weiß ich, man wird nicht hübscher je weniger Taille man hat. Auch hier gibt es ein Optimum. Und gehen lassen geht einfach nicht mehr. Schade. Gerade jetzt, wo das nicht nur Spaß macht, sondern manchmal einfach so nötig wäre.

Doch, die Bilanz: ich bin glücklich - zwei wunderbare Kinder und ein ganz besonderer Mann teilen sich mit mir eine Wohnung, von der aus ich über die Dächer meines Heimatstädtchens gucken kann und den Himmel sehe, über den heute riesige heimkommende Gänseschwärme zogen; ich darf versuchen mit meiner Kreativität Geld zu verdienen und irgendwie kommen wir immer durch, auch wenn es manchmal weh tut; in meinem Herzen drängen sich die Erinnerungen aus Zeiten da ich als Model und Surferin die Welt bereiste; ich habe viele Jahre Architektur studiert, nun lese ich Kindern aus meinen Büchern vor oder kreiere irgendetwas Schönes; ich habe so viele Menschen getroffen, so viele Geschichten gehört, so viele Orte gesehen, Dinge und Winde geschmeckt und Sounds gehört.

Und noch immer habe ich Träume. Denn die Welle meines Lebens bin ich noch nicht geritten. Darum auch heute wieder: Danke dafür!



aus the "The Ruins of Detroit" von Yves Marchand und Romain Meffre

Das Lied zum Tag: aus dem Film "Freundinnen" Queen Bee (mit Ina Müller) "Ich bin noch da" - So isses!



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