Letztens erzählte mir ein Exfreund, ein anderer meiner
Exfreunde hätte ihm mal eine ziemlich verrückte Geschichte über mich erzählt.
Demnach hätte ich mir an einem denkwürdigen Abend die Haare abgeschnitten, sie
in eine Schale gelegt und quasi zeremoniell verbrannt, während er versuchte, seine
Geburtstagsparty zu schmeißen. Alle Gäste seien jedoch geflohen.
Im ersten Moment musste ich ob der Absurdität lachen. So
etwas esoterisch Angehauchtes würde ich niemals tun. Haare in einer Schale
verbrennen, also echt! Außerdem weiß man doch, dass so ein Geruch tagelang in
der Bude hängen bleibt und ich hasse es ja schon, wenn man am nächsten Morgen
noch das gebratene Steak des vorangegangenen Abends riechen kann.
Doch dann begann ich zu grübeln. Nicht darüber, warum sich
zwei meiner Exfreunde Geschichten über mich erzählen, obwohl es das sicher auch
wert gewesen wäre, sondern ob es nicht sein könnte, dass diese Sache
tatsächlich passiert war. Ehrlich gesagt, ich wurde immer unsicherer.
Ich neige zur Hysterie, das gebe ich unumwunden zu. Alles
andere wäre ja auch albern, immerhin gibt es Zeugen. Ich erinnere einige sehr, nun ja, kindische
Handlungen meinerseits im Namen der Liebe.
Die allererste davon war, als ich mit schwarzer Farbe und einem
sehr breiten Malerpinsel „Ich hasse Fußball!!!“ über die gesamte weiße Wand im Zimmer
meiner ersten großen Liebe schrieb, weil die nicht nur selbst spielte sondern
auch noch Fremdspiele anschaute und die Kinder des Vereins trainierte. Damals
war ich fünfzehn und hatte verdammt viel Zeit, das muss man verzeihen, finde
ich. Außerdem war es sehr lehrreich, als der riesige Schriftzug auch nach dem
fünften Mal Überstreichen wieder durchkam.
Einmal erzählte ich selbst solcherlei Erlebnisse einem
späteren Freund. Daraufhin begann er zu hoffen, eines Tages vielleicht auch Ziel
solcher emotionalen Ausbrüche zu sein, denn dann würde ich ihn ja so sehr
lieben, wie ich nur konnte und wie die anderen vor ihm. Als es dann endlich so
weit war, weinte er. Vor Freude, wie ich hoffte. Obwohl er dazu eigentlich
keinen Grund hatte. Er hatte im Vorfeld dermaßen mit meinen Gefühlen gespielt,
dass die sich volle Lotte Bahn brachen, als er das Skiurlaubszimmer im einsamen
Bergdorf endlich Richtung Kneipe verlassen hatte. Ich wusste um seine
Schwächen: Er hasste es, sich nicht rasieren zu können oder trockene Haut zu
haben und liebte seine Schuhe. Also leerte ich den Rasierschaum im Waschbecken
aus, zerbrach alle Rasierklingen und schmiss sie hinterher, dann drückte ich
den kompletten Inhalt seiner Bodylotion in die teuren Lederschuhe. (Wozu er die
überhaupt mit hatte, hatte ich sowieso nicht verstanden.) Irgendetwas schrieb
ich auch noch an den Spiegel, das ist mir aber entfallen.
Nur eine Minute später tat mir sehr leid, was ich getan
hatte. Eine liebe Freundin half mir, das Ganze wenigstens ein bisschen wieder
in Ordnung zu bringen. Er nahm es im Großen und Ganzen mit Humor und schenkte
mir drei Wochen später eine „Ärgerbox“ zu Weihnachten: ein Schuhkarton gefüllt mit Rasierschaum,
Bodylotion und Rasierklingen. Ich fand das unheimlich süß. Damals war ich
siebzehn.
Es gab andere dumme Sachen, die ich aus lauter Liebe tat, und
die mit den Jahren immer ausgefeilter und zum Teil auch spektakulär waren. Die
möchte ich hier jedoch nicht weiter erörtern. Aber das Abbrennen meiner abgeschnittenen
Haare in einer Schale?
Eines Nachts schnitt ich mir tatsächlich mal ganz spontan
die Haare ab. Ich war verzweifelt, es hatte einen schlimmen Streit oder eine
andere Verletzung und etwas zu viel Wein gegeben, und ich weinte vor mich hin.
Dennoch musste ich mal zur Toilette. Als ich vor dem Spiegel stand und mein
verheultes Gesicht anstarrte, wurde ich sehr wütend über diese Frau da drin.
Wie die überhaupt aussah! Ich griff zur Schere. Danach war die Frau im Spiegel
noch immer verheult, hatte aber zusätzlich eine sehr hässliche Frisur.
Doch die Haare dann abbrennen? In einer Schale? Womöglich
eine für den Salat oder aus Edelstahl? Plastik wäre ja ziemlich dumm und mit
überbordender Emotionalität nicht mehr zu entschuldigen gewesen. Außerdem weiß
ich ganz genau, dass ich niemals einen Geburstag mit diesem Exfreund feierte.
Wir zelebrierten nämlich eine Sommerliebe und er wurde dareinst im Winter
geboren.
Trotzdem. Es ist irgendwie gruselig, dass man mir
Geschichten einreden könnte, die ich angeblich erlebt habe, weil ich mich nicht
mehr an alles und jedes ganz genau erinnern kann.
Ich sollte dringend mit meinen Memoiren beginnen.
du liebe zeit ...bist du kreativ...;-D..hahahaha....aber beruhige dich, ich kann mich auch nicht mehr an alles erinnern was früher so passiert ist und grübele auch immer, ob es denn tatsächlich so war, wie es mir da erzählt wird...;-)
AntwortenLöschenliebe grüße brigitte