Mittwoch, 28. Mai 2014

Entspann dich mal! – Frau Herden versucht, die Ruhe zu bewahren


Mal sehen, ob es klappt, die Idee ist da, die Idee der persönlichen Kolumne hier auf dem Blog, vielleicht jeden Mittwoch. In der letzten Woche begann ich mit dem ganz großen Glück. Heute und an den nächsten beiden Mittwochstagen gibt es hier je einen Text, den ich als Kolumne für das Familienmagazin Fratz schrieb.


Nur die Ruhe

Das Jahr ist noch sehr nicht alt, darum weiß ich auch noch sehr genau, wie meine zwar heimlichen aber auf alle Fälle leichtfertigen Vorsätze für eben jenes klangen. Darum stehe ich nun auch hier und wische mir ein Tränchen der Verzweiflung fort. 
„Entspann dich mal!“, sagt meine kinderlose Freundin. 
Ha!

Dabei hatte es so gut begonnen. Voller Tatendrang wollte ich 
* das Söhnchen in Französisch auf Vordermann bringen, 
* die Küchenschränke ausmisten, 
* den Keller aufräumen, 
* mit den Kindern durch die Winterschlaf haltende Natur stromern, überhaupt, der Natur in ihrem Jahresverlauf folgen und ganz viel draußen sein, 
* täglich etwas Frisches kochen, 
* aus den 100 Einzelsocken 50 Sockenpaare krempeln, 
* die neuen Spielkartons auspacken und einen wöchentlichen Familienspielabend einführen, 
* den Staub unter den Betten wegsaugen, 
* dem Töchterchen das Nähen mit der Maschine beibringen, 
* jeden Dienstag eine kreative Bastelstunde – gerne auch mit den Freunden der Kinder und selbst gebackenem Kuchen und Limonade – abhalten und als Familie das Wort Nachhaltigkeit nicht nur buchstabieren, sondern auch umsetzen können. 
Es gab noch einige Vorsätze mehr, die hatten etwas mit mir zu tun, die sind mir aber gerade entfallen.
Ich habe es versucht. Wirklich und wahrhaftig.

Inzwischen alpträume ich von Malicka et Emma, les filles très sympa, verteidige den aufgeräumten Küchenschrank, damit dort niemand unüberlegt etwas hineinstellt, denn dazu sind die anderen, die unaufgeräumten Schränke da, und verstecke mich vor den Nachbarn, weil die Dinge, die nun nicht mehr in den Keller passen, vor dessen Tür stehen. Ob die Natur schon erwachte, versuche ich an den Winters zerplatzten Balkonkästen zu erkennen. Die Idee eines täglichen Besuchs im Gemüselädchen lässt mich müde lächeln. Mit den dort nicht getätigten Einkäufen auch noch etwas zu kochen, will mir nahezu infam erscheinen. Im Strumpf-Beutel tummeln sich jetzt 113 einzelne Socken. Einen scheint die Waschmaschine tatsächlich gefressen zu haben. Den Spieleabend letztens erinnere ich mit Grausen. Die Nähmaschine steht noch immer dort, wo ich sie vor vielen, vielen Monaten einst hinstellte. Ich weiß aber nicht mehr so genau, wo das ist. 

Nur das Nachhaltige setze ich – zwar alleine, aber immerhin – sehr gewissenhaft um: Ungeduscht, in eine alte Jogginghose gewandet, sitze ich im Dunkeln und weine leise vor mich hin.

Meine Freundin kocht einen löslichen Kaffee, das Töchterchen schlägt mit einem lapidaren „Hab dich lieb“ die Zimmertür hinter sich zu. Wir legen die Beine hoch.
„Gemütlich“, sagt meine Freundin. 
Stimmt, denke ich, greife unter das Sofa, ziehe ein Staubgewöll hervor und beginne, daraus eine flotte Mütze zu häkeln.

(Letzte Woche in meiner Kolumne: Das ganz große Glück)

1 Kommentar:

  1. Liebe Antje,
    vielen Dank für Deinen Beitrag..... der kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt.... meine Soll-Liste (will/muss ich noch tun) ist um einiges länger als die Ist-Liste (hab ich schon getan).... Das Hamsterrad dreht sich und man strampelt und strampelt und trotzdem geht es nicht wirklich voran.

    Durchschnaufen, das Schöne im Alltäglichen suchen und vor allem finden und sich bewusst werden, wie schön das Leben doch ist.... und vor allem dann, wenn es eben nicht perfekt (arrangiert) ist!

    Darauf kommt es an am Ende doch an.

    Hab Dank für Deine ehrlichen Worte.

    Liebe Grüße
    Pamy

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