Samstag, 7. Juli 2012

Urlaubslesetipps – Oder: Kindle? Nicht mit mir!

Eigentlich wollte ich nur einige Lesetipps für den Sommer geben – und dann die Frage: Wie stehst du zum Kindle? Und das in den letzten Tagen gleich dreimal! Ha, da packt mich das Pathos!
Ganz kurz: Hinfort damit!
Warum?
Darum:
* Lesen ist nicht grau, nicht glatt, nicht glänzend, es hat Struktur, es hat Tiefe und fühlt sich an. Es riecht. Es ist rau und manchmal kratzig, manchmal hell und fröhlich, man kann es spüren – wie das Leben. Manchmal ist es zum Lachen, manchmal zum Heulen. Man isst dabei, das macht Flecken. Die erinnern einen später an diesen Moment. Der Sand, der dann zuhause aus dem Buch rieselt. Oh, weißt Du noch? Es war so schön. Der plötzliche Regenschauer oder eben die Tränen, sie sind festgehalten in den nun welligen Seiten, tropften auf die papierene Sehnsucht. Oder hier, dieses Wort, jener Satz, die waren so schön, die unterstrich ich, dazu schrieb ich etwas eigenes. Und hier steht die Nummer von ihm, wir wollten uns mal treffen. Schön, dass es nie klappte, so blieb der Traum einer Begegnung. Dorthin sprühte ich sein Parfum, damit er mir in der Nase bleibt, wenn ich von der Liebe lese. Und dieses Buch, siehst du, das mit den geknickten Ecken, inzwischen weich wie ein Fellchen, das fand ich im Bücherregal dieses kleinen Cafés mit dem tollen Käsekuchen unten am Fluss und wir dachten noch, dort käme nichts mehr. Ich tauschte es gegen eines von mir, das ich schon gelesen hatte. Niemals hätte ich mir so eines zuvor gekauft. Irgendwie ja peinlich. Und welch Wonne diesen, hier schau, diesen Autoren entdecken zu dürfen, den kannte ich gar nicht. Vielleicht schreibe ich mal demjenigen, dem das Buch gehörte. Hier steht eine Adresse.
Das Söhnchen zeigt mir stolz die Stelle des Lesebändchens, guck mal, so viel habe ich schon gelesen. Seine Finger messen die gelesenen Seiten – doppeldaumendick. Das Töchterchen schaut erschrocken auf den kläglichen Rest seiner noch ungelesenen. Oh, je. Es soll nicht aufhören, dieses Buch.
Einst lernten sie das Lesen. Das ist noch nicht lange her, es war anstrengend, man musste sich darauf einlassen, sich verlocken und entführen lassen. Wie soll das gehen mit einem Gerät, einer Maschine, die die Augen anstrengt, egal wie beruhigt das Bild ist? Die einen immer dazu verleitet mal schnell die anderen anzuchatten. Was machst du? Nix, und du? Ich mache auch nichts.
3000 Bücher schaffen nur Menschen, die ihr Leben lang jeden Tag lesen. Wer hat dazu die Zeit, die Muße? Wozu also ständig die kalten, glatten Dateien von 3000 Büchern mit sich herumtragen?
Warum machen da alle mit? Lassen sich alles Lustvolle, alles Sinnliche nehmen? War das graue, glatte, Karge nicht irgendwann einmal das gruslige Endzeitszenario, dem wir entkommen wollten?
Mein Bücherregal? Oh ja, das ist auch mein Leben. Die Jahre die vergingen, die Geschichten und Gefühle, die mich berührten, damals jenes und heute dieses. Komm, setz dich zu mir, blättere ruhig ein bisschen und ließ dich fest!

Drei wunderbare Bücher für den Sommer:

* Erin Morgenstern "Der Nachtzirkus" – ein phantastisches Meisterwerk über Träume, die Liebe und wahre Magie.



* Hakan Nesser "Die Einsamen" – ein seltsam stiller Roman mit unendlich viel Tiefgang und trotzdem ein Krimi.
Hier das wunderbare Cover der Ausgabe der Büchergilde.



* T.C.Boyle "Wenn das Schlachten vorbei ist" – kalifornisch, lakonisch und verwirrend wunderbar. Ebenfalls das Büchergilde-Cover.


Schade, dass ich die drei schon fertig las. 
Viel Vergnügen!

2 Kommentare:

  1. genau ! Ich liebe meine Bücher und kann mir keine Alternative vorstellen. Und zum Glück konnte ich diese Leidenschaft an meine Kinder weitergeben !
    liebe Grüße
    Inga

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  2. Lieben Dank für diese Posting, Du sprichst mir aus der Seele!
    Ich liebe meine Bücher und kann mir auch nicht vorstellen, in einer Maschine zu lesen.
    Vielen Dank!

    Andrea

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