Montag, 23. Mai 2011

Zum Eintagsladen late night - Antje von Rauschmittel


Ich möchte mich gar nicht vordrängeln, es hätte sich geboten, als Veranstalter hintenanzustehen, doch ich muss eine Lücke füllen. Charmante Mails vertrösteten mich auf später. Heute stelle ich mich also selber meinen Fragen, als Lückenbüßer zu einem Später. Und natürlich wortgewaltig. Kurz und Knapp - das bin nicht ich.

1. Als Kind hatte ich keine Musik außer selbstgesungener Wander-, Kanuten-, Arbeiter- und Pionierlieder.
Wir besaßen ein Radio, dort lief NDR2, und einen Plattenspieler, da drehte sich die Platte von Peter Maffay, die Musik meiner lieben Frau Mama.
Irgendwann brachte jemand die Liedtexte von "Sternenhimmel" mit in die sozialistische Schule. Wir sangen hingebungsvoll im Pausenhof. Die Direktorin untersagte das und wir bekamen einen Tadel, da wir Schund des Feindes verbreiteten.
Meine eigene allererste Musik war eine Kassette, die mir ein späterer Schulkamerad im Westen aufnahm: WHAM! Mein Lieblingslied darauf: Wake me up!



2. Ich muss dringend noch mal an die Westküste Australiens, dort einen Bus und ein Surfboard kaufen und dann losleben. Wie schön, dass der geliebte Mann die Frage, wofür er bis ans Ende der Welt gehen würde, mit der Liebe beantwortet hat. Da habe ich direkt schon einen Reisebegleiter.



3. Erstaunlicherweise trage ich selber ja keinen Schmuck. Trotzdem finde ich meine Stücke unglaublich toll und verstehe manchmal gar nicht, warum sie mir nicht aus den Händen gerissen werden, ;-).
Meine Kessen Kästen finde ich auch dufte, da steckt ganz viel von mir drin.
Richtigen Spaß macht es auch, mit dem geliebten Mann zusammen an ollen Sperrmüllteilen herum zu werkeln und etwas Schönes daraus entstehen zu lassen.
Jedem Tierchen, das ich für das Töchterchen und das Söhnchen produzierte und das dann verkuschelt wurde, gehört meine Liebe.
Ich glaube, ich schmeiße mein Herz viel zu oft weg. Oder ich bin irgendwie willenlos. Denn: Ich habe kein von mir produziertes Lieblingsstück.

4. Es gibt ganz viele Dinge, die ich nie, nie wieder tun würde. Das liegt sicher daran, dass ich ganz viele Dinge getan habe, die andere per se niemals getan hätten.
Natürlich kann man die Dinge hinterher so wenden, dass ihr Passieren ganz wichtig war, weil sonst dies oder jenes nicht eingetreten wäre. Trotzdem. Meine Liste der "Niemals Wieder" ist lang.
Ich werde niemals wieder surfen gehen, wenn am Strand blue bottles herumliegen.
Ich werde niemals wieder nach einer Woche Kennen in Las Vegas heiraten.
Ich werde niemals wieder Rote Beete essen, Pastis trinken oder andere bewusstseinserweiternde Substanzen zu mir nehmen.
Ich werde niemals wieder springen, wenn einer sagt: Spring! Ich fang Dich auf!
...



5. Ich habe so viel von der Welt gesehen und so viele Orte haben sich mir in die Erinnerung gegraben, auch einige, die als die Schönsten gelten. Erst im letzten Sommer sind wir den Highway 101 von Washington bis San Franzisko runtergefahren.
Aber für immer und immer bleibt mir die alte, alte Küche im verfallenen Häuschen meiner lange verstorbenen Großeltern in Erinnerung, wenn die Sonne hineinschien, aus dem Radio seltsame Marschmusik dudelte, Marmeladenbrötchen bereit lagen und draußen Ferien waren.

6. Ich bin eine passionierte Sammlerin und sammle alles: Geschichten, Erinnerungen, Bilder. Mein Leben ist eine Menagerie, allerdings ohne Tiere. Wenn ich Platz habe, sammle ich auch Dinge. Es tut aber nicht weh, die jederzeit wieder herzugeben.

7. Ich esse alles mehr oder weniger gern außer Roter Beete, frischen Korianders und Schweinskopfsülze in Aspik.


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