Mir macht diese Kolumne riesigen Spaß und sie fällt mir auch nicht besonders schwer, denn ich kann einfach nur aus meinem Leben mit meinen Kindern erzählen. Irgendwie haben wir nämlich meistens alles etwas anders gemacht, als man es gemeinhin so macht.
Seit der Oktoberausgabe 2015 also in der eltern.family und immer um einen Monat versetzt auch hier. Viel Freude damit!
Patchworkbedingt gab es eine Zeit, da gleich vier Großelternpaare meinen Kindern etwas zur Weihnacht schenkten. Bei meinen Eltern verbrachten wir den Heiligen Abend, die weiter entfernt wohnenden Omas und Opas schickten ihre Päckchen dorthin und während wir dem Krippenspiel in der kleinen Dorfkirche folgten, legte der Weihnachtsmann ungesehen die Geschenke unter den geschmückten Baum. So weit so weihnachtlich.
Leider handhabte die Familie meiner Schwester die Schenkerei ganz anders. Am Nachmittag des 24. kam das Christkind mit seinen Gaben in ihre Wohnung, am Abend wurden ihre Kinder bei meinen Eltern beschert und am ersten Weihnachtstag schließlich überreichte die väterliche Familie die von ihnen gekauften Geschenke. Das sah unterm Weihnachtsbaum im Hause meiner Eltern natürlich denkbar ungerecht aus.
Zurecht fragte mein ältester Neffe, warum der Geschenkeberg der Cousine und des Cousins so ungleich größer wäre.
„Weil eure Eltern sich nicht entscheiden können, ob es den Weihnachtsmann nun gibt oder nicht“, sagte ich natürlich nicht.
Wer würde einem Kind die Mythen rauben? Man darf doch niemandem den Glaube an den Weihnachtsmann nehmen!
Als mein Söhnchen aus dem bunten Geschenkepapierhaufen heraus krähte, dass er und seine Schwester ganz eindeutig die braveren Kinder gewesen wären, hielt ich ihm schnell das schokoladeverschmierte Schnütchen zu.
„Quatsch“, rief jedoch das Töchterchen, „bei uns sind auch noch die Geschenke von deinen Großeltern, von meiner Nonna und von Oma Linde dabei.“
„Das weißt du?“, schrie ich entgeistert.
„Mama, ich bin schon sieben“, erklärte sie, kuschelte sich an mich und tätschelte tröstend meinen Arm. „Ich glaube aber trotzdem an den Weihnachtsmann. Weil ich das nämlich will. Denn wenn das keiner machen würde, dann würde es ihn wirklich nicht mehr geben.“
Gerührt küsste ich den krummen Scheitel auf des Töchterchens Kopf.
In einer ruhigen Minute fragte ich meine Schwester, was es eigentlich mit diesem Christkind auf sich hätte.
„Der Weihnachtsmann ist eine Erfindung von Coca Cola. Das möchten wir nicht unterstützen“, sagte sie.
„Aber wir sind doch auch mit ihm aufgewachsen“, wunderte ich mich. „Damals im Osten gab es doch überhaupt kein Coca Cola ... oder das Christkind.“
„Mein Mann wurde aber vom Christkind beschert.“
Diesem Argument konnte ich nichts entgegensetzen. Einen Mann hatte ich nicht.
Trotzdem gelang es uns, Jahr um Jahr einen schönen und beinahe feierlichen Familienabend zu verbringen, bis nur noch meine kleine Nichte nicht eingeweiht war.
„Dieses Jahr erwische ich den Weihnachtsmann bei Omi und Opo!“, rief sie und rannte wie der Blitz aus der Kirche.
Lachend folgten wir anderen der geliebten Familientradition, natürlich wie in jedem Jahr erfolglos. Denn als mein Vater die Tür öffnete (er hatte wegen schlimmen Bauchgrimmens – zwinker, zwinker – nicht mit in die Kirche gehen können), war der rote Mann schon wieder fort. Die Geschenke lagen unterm Baum und mein lieber Herr Papa hatte von all dem nichts mitbekommen, da er kurz auf dem Sofa eingedöst war.
„Oh, schade!“, rief meine Nichte fröhlich.
Viel später rutschte die Kleine müde an meine Seite.
„Das war schön“, murmelte sie glücklich. „Aber, Tante Antji, für wen haben wir eigentlich alle so getan, als ob es einen Weihnachtsmann gibt?“
Ach Antje,
AntwortenLöschenich lese immer gerne etwas von Dir! Diese Geschichte hat mich fast zu Tränen gerührt und ich habe mich gefragt wann ich den Glauben an der rotgewandten Mann von CocaCola oder auch das Christkind verloren habe, keine Ahnung. Das ist aber auch egal, denn es sind die Erinnerungen die Ich damit verbinde die mir das wohlige Weihnachstfamiliengefühl geben ....
Danke, lieber Sven. Das Schöne ist ja, dass wir immer wieder die Chance haben, etwas aufleben zu lassen. Alles Liebe!
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