Freitag, 20. März 2015

Solar eclipse of my heart



Wisst Ihr noch, wie es vor 16 Jahren war?
Wir sind extra ins Elsaß gefahren, denn dort hatte man den besten Blick, hieß es. Wir, das waren vier vollgestopfte Autos. Das nigelnagelneue Töchterchen und ich saßen mit zwei anderen auf dem Rücksatz. Ausgestattet waren wir mit Folienbrillen, warmen Jacken, Decken und Picknickkörben. Ich war eigentlich nur mitgefahren, weil alle fuhren. Zwei Stunden Autofahrt hin und zwei zurück, dachte ich, das ist doch etwas übertrieben. Es wurden dann sogar insgesamt sieben Stunden, weil wir natürlich nicht die einzigen gewesen waren, die diese Idee gehabt hatten.

Total Eclips of the heart, sangen wir mit Bonnie Tylor.
Es war nahezu unmöglich noch ein schönes Plätzchen zu finden. Vielleicht wenigstens eines zum Stehen, hoffte ich und ließ meinen Blick traurig zwischen unseren Picknickdecken  im Kofferraum und den mit tausenden Campingstühlen gesäumten Straßen hin und her wandern. Einen Truck müsste man haben, dann hätten wir es uns auf der Ladefläche bequem machen können, dachte ich.

Endlich, endlich fanden wir einen Parkplatz, wenigstens das. Irgendwo in zehnter Reihe auf einem Feld. Wir packten unseren Bims und Babel und zogen Vertriebenen gleich los, verfolgt von den mitleidigen Blicken derer, die schon am Abend zuvor ein Plätzchen okkupiert hatten. Das Töchterchen zappelte unruhig im Tragetuch herum und krähte laut seinen Unmut heraus. Es hätte seit Stunden eine neue Windel gebraucht.
Doch dann, oh Wunder, fanden wir hinter einem Wäldchen einen grünen Weidenrand mit Kühen und freien Blick in den Himmel Richtung Sonne! Dort lagerten wir und alles wurde gut, ja geradezu magisch.

Wir bauten im lautstarken Jubilieren der Vögel, die die Dämmerung begrüssten, unser Picknick auf, wir zogen unsere Jacken über, als sich die Kühe zur Ruhe legten, wir aßen und schauten dabei durch die Brillen in den Himmel und als der kalte Wind aufkam, der die Dunkelheit vor sich herscheuchte wie einen schwarzen Mantel, der sich über alles legte, fasste etwas nach meinem Herzen und ich begann haltlos zu weinen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Und wenn ich sage, das Tremdeum hatte mich erfasst, dann ist das die Wahrheit.

Heute habe ich keine Brille. Sie waren ausverkauft, weil das Schulamt unvorsichtigerweise dermaßen vor den Netzhautschäden warnte, dass daraufhin die Schulen in Panik gerieten. Manche sagten sogar den heutigen Unterricht ab. Meine Kinder hoffen, dass die dritte und vierte Stunde ausfällt oder sie wenigstens mal kurz in den Pausenhof dürfen, um die Sonnensichel mit dem Handy zu filmen. Ich werde in den Park gehen und den Vögeln zuhören und wünsche uns allen einen magischen Moment.

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