Vor zehn Jahren entwickelten vier Menschen im Heimatstädtchen eine phantastische Idee. Sie wollten ein Fotofestival mit besonderem Aspekt schaffen. Das Konzept sah so aus: An einem einzigen Wochenende im April – wenn man schon frohgemut draußen herum wandeln kann, aber noch nicht im Schwimmbad liegen möchte – sollten sich über die ganze Stadt feine oder fulminante aber immer relevante Fotoausstellungen ergießen, die die Menschen an die verschiedensten Orte führen würden. Dort sollten sie nicht nur die Kunst sondern auch die Künstler antreffen. Gesagt, getan. (Also, im Schweiße und mit den Tränen unzähliger mühevoller Wochen organisiert.)
Eine kunstvolle Konzentration, die seitdem ein Aprilwochenende in Darmstadt zu etwas wirklich Spektakulärem macht. Aus inzwischen bis zu 500 internationalen Bewerbungs-Einsendungen kuratieren die Erfinder und Organisatoren des Festivals 12 Ausstellungen mit 50 Künstlern. Die Hauptausstellung findet man im Designhaus an der Mathildenhöhe. Die Firma Merck hat im Rahmen des Ganzen den Merkpreis ausgelobt, der mit insgesamt 10.000 Euro dotiert ist. Vorträge, geselliges Beisammensein und Künstlergespräche ergänzen das Programm. Wer nicht gut zu Fuß ist, kann den kostenlosen Skoda-Shuttle-Service nutzen.
Inzwischen erfreuen sich die Darmstädter Tage der Fotografie (DTDF) internationaler Bekannt- und Beliebtheit. In diesem Jahr wird das Festival vom 25. bis 27. April unter dem Motto "Reflexion – Ästhetische Referenzen" stattfinden. Ich freue mich schon darauf.
So weit, so wunderbar.
(Kleiner privater Einschub: 2009 entdeckte ich auf der Ausstellung im Designhaus eine Künstlerin, die mich restlos begeisterte – Mimi Youn. Sie belichtet alte Polaroids und kratzt anschließend Notes und Gedanken in das Material. Hier findet Ihr sie im Archiv auf der Seite der DTDF. Warum ich das einschiebe? Sogleich, sogleich ...)
Kultur zu vermitteln, zu managen und zu organisieren kostet Geld. Obwohl viele Kultur letztendlich genießen und sich darüber freuen, wenn sie gratis angeboten wird (wie die Ausstellungen der DTDF), ist das den meisten nicht bewusst. (Anders kann ich es mir einfach nicht erklären, dass jeder und jede ständig neue Smartphones mit und ohne Ei, neue Schuhe und Taschen herumträgt, aber Kulturmacher verzweifelt die Hände ringen müssen.)
Die Fototage (Kurzform für DTDF) haben aus der Not eine Tugend gemacht und sich etwas ganz Wunderbares ausgedacht. (Und damit zu dem Geschenk an mich selbst.) Sie bieten nämlich eine Fördermitgliedschaft und in Verbindung damit eine Fördermitglied-Edition: je ein Motiv dreier Künstler als einen von 100 signierten 30x24 Print im stabilen Passpartout. Wunderbarerweise haben sie dafür neben
Jan von Holleben (Kongo aus der Serie Superdog)
und Frank Rothe (Waiting for bus)
– Tada! – Mimi Youn (Not this sad) ausgesucht.
Für 120 Euro bin ich nun für ein Jahr Fördermitglied. Das Bild hänge ich in mein Schlafzimmer. Mal sehen, wie die Edition im nächsten Jahr aussieht. Wer auch ein einzigartiges Foto begehrt und die DTDF unterstützen möchte, findet alle weiteren Infos hier.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen