Montag, 9. Januar 2012

Ateliergeschichten – Kathrin Ullrich



Kathrins Monster lernte ich auf dem Eintagsladen late night kennen. Dann auch Kathrin selber. Und weil ich es sowieso nicht mehr lange für mich behalten kann, verrate ich es einfach hier schon einmal: gemeinsam mit vier weiteren Mitstreitern starten wir ab dem 5. Februar einen wunderbaren zuckersüßen Kaufladen im Heimatstädtchen. Doch dazu ein Andermal. 
Kathrin wohnt mit Freund und Monstern gleich um die Ecke. Dort ist auch ihr Atelier. Vorgestern habe ich sie besucht.


Eigentlich stammt Kathrin aus der Nähe von Bamberg. Sie studierte Industriedesign in Coburg. Die feste freie Mitarbeit  für die Agentur ID4 führte sie ins Heimatstädtchen. Für diese entwarf Frau Ullrich eine Weile "logstoff"–Taschen.


Doch dem Handarbeiten gehört ihre eigentliche Leidenschaft. Mit 16 Jahren strickte sie mit Hilfe ihrer Oma eine erste Jacke und erschuf sicher eine interessante Mischung aus Tradition und Revolte. Denn die Designerin befand sich damals mitten in ihrer "Punk-Phase".
Auch die Liebe zu Monstern war quasi angeboren. 
"Ich hatte immer den Kopf voller Monster, die unbedingt raus wollten", erzählt sie mir.


Zuerst gezeichnet, dann in einem Filzversuch, aber schließlich genäht erblickten sie das Licht der Welt. Und die Welt war begeistert. Das war zu der Zeit, als genähte Monster durch die Autowerbung flitzten. Die richtige Zeit, sozusagen. Frau Ullrichs Schwester riet zu einem kleinen Label.


Seit 2008 gibt es also das charmante Monsterlabel ka-fee
Inzwischen hat Kathrin dafür 17 verschiedene Designs – was schreibe ich da – natürlich Persönlichkeiten entwickelt. Jede hat ihre eigene Charakteristik, ihre Vorlieben und Frechheiten. Beispielsweise Bruce: "Zugegeben, Bruce ist zurückhaltend. Er beobachtet gerne erst mal aus dem Hintergrund, was passiert. Aber wenn er sich erst mal eingewöhnt hat wird man feststellen, dass er ein unglaublich netter Kerl ist, der gut zuhören kann und sich sehr viele Gedanken um Gott und die Welt macht."


Schnell stellte Kathrin fest, dass besonders Männer die Monster kauften. Vielleicht fühlten sie sich verstanden? 
Doch auch viele Kinder verlieben sich spontan in die kleinen Gesellen, was immer wieder zu niedlichen Diskussionen zwischen Mama und Kind vor dem Marktstand führt. Irgendwie ja auch so eine Art Applaus für die Künstlerin. Und auch der ist ja des Künstlers Brot.



Aber eben nicht allein. Darum arbeitet Frau Ullrich vier Tage die Woche als Projektmanagerin und einen Tag widmet sie den kleinen Kerlen. "Ich brauche die Handarbeit als Ausgleich zur Kopfarbeit im Job", sagt sie. Etwas mit den Händen zu gestalten, etwas das nicht perfekt sein muss und dadurch persönlich wird, das ist das Schöne.


Für das Jahr 2012 hat sie große Pläne (einen davon erwähnte ich oben, stelle ihn aber später vor, ;-)).
Sie möchte ein zweites Label gründen – "Sünaha". Das bedeutet "süchtig nach Handarbeit" und wird genau das repräsentieren. Unter diesem Namen möchte Frau Ullrich tausende Ideen, die sie in einem Skizzenbuch festhält in allen möglichen Handarbeitsformen umsetzen. 
(Frau Ullrich ist tatsächlich jemand, der immer ein Skizzenbuch dabei hat. Wie wunderbar ist das denn? Dazu geraten, nein, es regelrecht verlangt, haben meine damaligen Architekturprofessoren. Und ja, ich kaufte Unmengen an Skizzenbüchern. Ich habe sie noch alle. Innen sind sie blütenrein. Schade.)
Ich bin gespannt und werde die Sache verfolgen.


Frau Ullrichs allererstes Monster.


Auf dem Sofa sitzen einige, die irgendwie nichts geworden sind, aber schon ein Gesicht hatten.

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