Donnerstag, 19. Januar 2012

Kürzungen und Tütensuppen


Gerade sitze ich an den Kürzungen in meinem neuen Buch. Der Hörbuchverlag möchte, dass alles auf 3 CDs passt. Darum müssen 30% der Worte raus! 30%! Da darf man nicht die Nerven verlieren, da muss man durch und darf nicht zimperlich sein. 
Letztens erwähnte ich mal, dass ich die Miete zeitweilig auch mit Model-Gagen bestritt. Eine liebe Leserin fragte, ob ich einmal davon berichten würde, sie fände das spannend. 
Darum also hier eine kleine Anekdote. Ich habe sie gerade überarbeitet, sie steht im Kinderbuch. 
(Damit ist auch ein bisschen die Frage geklärt, ob sich ein Schriftsteller immer alles nur ausdenkt. Oder umgekehrt.)


... Zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendbrot kochten wir uns Tütensuppen. Es war die Idee der Prinzessin gewesen, sie auf Vorrat zu kaufen, weil die billig waren und schnell zu kochen. Und weil es ein kleines Bild auf den Rückseiten der Tüten gab. Auf dem war eine Frau mit einer roten Küchenschürze zu sehen. Die Prinzessin pustete die leeren Suppentüten auf und stellte sie auf den Tisch.
„Warum machst du das?“, fragte ich.
„Es ist wichtig, mit der Familie zu essen“, erklärte mir die Prinzessin.
„Aha“, meinte ich und guckte die Frau mit der roten Küchenschürze auf den aufgeblasenen Suppentüten an.
„Das ist meine Mama“, sagte die Prinzessin leise. „Sie ist ein Fotomodell. Peinlich, wenn die eigene Mutter auf einer Suppentüte drauf ist, oder?“
„Nein, finde ich nicht“, erwiderte ich. „Deine Mama sieht aus, als könnte sie voll gut Suppen kochen.“
Die Prinzessin schniefte. Dann lächelte sie. „Meine Mama kann überhaupt gar nicht kochen. Noch nicht einmal Tütensuppen.“
Wir setzten uns an den Tisch und begannen zu essen. ...


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