Man sagt, der zweite Platz sei der undankbarste, der ewige
Zweite ein armer Tropf. Ich weiß nicht, ob das auch auf mich zutrifft. Ich
erinnere mein Leben anders: entweder Siegerin oder mit dabei gewesen. Siegerin
war ich auch als Zweite oder Dritte.
Ein Beinahe oder Fast motiviert mich unglaublich. Es spornt
mich an, es noch einmal und dann vielleicht in besser zu versuchen. Nicht
verbissen, aber beflügelt. Das fühlt sich gut an, es macht mir Spaß. Natürlich
musste ich das erst Lernen. Kritik anzunehmen und die eigene Arbeit darüber zu
hinterfragen, ist einem sicher nicht angeboren. Auch ich kenne Wut und Zorn und
Trotz, weil man mich nicht verstanden hatte. Wie ich glaubte.
Mein Buch „Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet“
war erfreulicherweise ein riesiger Erfolg. Das war einfach unglaublich.
Kritiker, nun ja, waren voll des Lobes. Mein Buch wurde an die Seite von „Momo“
gestellt, mit dem Hinweis, dass es zusätzlich erfrischend lakonisch sei. „Der
Dritte Mann“ wurde im Zusammenhang mit meiner Geschichte erwähnt und ich googelte
gleich mal nach, wer dieser Herr überhaupt ist. Ich war platt, dankbar und sehr
froh.
Als der Verlag nach einem weiteren Abenteuer meiner Helden
fragte, stürtzte ich mich sogleich hinein. Im Hinterkopf den Satz, den ich so
oft gehört hatte: „Seltsam, dass der „Letzte Donnerstag“ nicht für den
Deutschen Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert wurde.“ Mir war zwar vom eigenen Übermut ein
wenig übel, aber versuchen konnte ich es doch mal, oder?
Was ich nicht wusste: Ein zweites Abenteuer derselben Helden
findet wenig Aufmerksamkeit bei den Kritikern, in Magazinen und Buchblogs. Den
„Letzten Montag“ besprach niemand mehr. Traurig begann ich zu zweifeln. Als ich
dann den Grund erfuhr, machte mich das zwar nicht glücklicher, doch dann wusste
ich, es lag nicht an meiner Geschichte sondern an seltsamen Strukturen im
Literaturbetrieb.
Wie aber sollte der Leser nun mein Buch entdecken? Sollten
nur die Fans des „Letzten Donnerstag“ den „Letzten Montag“ lesen dürfen? Wie
konnte ich zwischen 8000 jährlichen Neuerscheinungen auf mein Buch aufmerksam
machen, wenn es niemand tat, der per se erhört wird? Für so etwas habe ich doch
eigentlich gar keine Zeit! Ich muss doch die nächsten Bücher schreiben.
Natürlich erzähle ich auf den „Letzten Donnerstag“-Lesungen
vom „Letzten Montag“. Das passt immer ganz gut. Ich beende meine Lesung nämlich
an einer Stelle, da Kurt und Sandro gerade in einer Monsterwelle ertrinken. Daran
kann ich prima anknüpfen: „Schaut, die beiden sterben nicht in der
Kanalisation. Sie haben ja längst das nächste gefährliche Abenteuer im
Dschungel überlebt.“ Einige Male hörte ich dann schon: „Cool. Ich kaufe mir
erst mal das Dschungelbuch (den 2. Band).“
Der Tulipan Verlag und ich entschlossen uns, eine Leserunde
bei Lovelybooks zu starten. Eine schöne Gelegenheit, den Kindern mein Buch
nahezubringen (sie konnten es gewinnen) und sie nach ihrer Meinung zu fragen.
Und was passierte? Es gefiel ihnen so gut, dass sie es für den Leserpreis
„Beste Bücher 2013“ nominierten.
Mich machte das unglaublich glücklich. Denn das ist doch das
Wichtigste, dass ein Buch an allen Regeln des Literaturbetriebs vorbei, seinen
Leser findet.
Danke, Ihr Lieben! Und wer mag, kann heute noch abstimmen.
Hier.
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