Samstag, 19. Mai 2012

Ich hab noch einen Koffer in Berlin

... sang einst Marlene. Wer hätte das nicht gern? 
Hinter mir liegt eine Woche Hauptstadt – davon vier Tage frei und unbekümmert und drei eingebettet in einer politischen Bildungsreise von 49 Frauen. Oh ha!


Da ich mich lieber treiben lasse als festgelegten Wegen zu folgen, genoss ich den ersten Teil der Reise sehr. Wir wohnten in der Oranienstraße / Kreuzberg, eine Straße voller Kneipen, Cafés und Buchläden, die man im Prinzip gar nicht verlassen müsste, bei nur drei Tagen Aufenthalt.


Meine (viel zu wenigen) Tipps rund um die Oranienstraße:
* für diejenigen, die Reiseführer mögen, hier ein ganz toller mit wirklich besonderen Orten:
111 Orte in Berlin, die man gesehen haben muss
* von 12 bis 15 Uhr kann man am Moritzplatz wunderbar zu Mittag essen oder im Garten herumsitzen und Rhabarberschorle trinken – im urbanen Landwirtschaftsprojekt den mobilen "Prinzessinnengärten"
* am Moritzplatz findet sich auch der schöne Laden "schœner.wærs.wenns.schœner.wær" und das Kreativzentrum Aufbau-Haus mit dem phantastischen modulor.
* in der Oranienstraße 25 befindet sich ganz oben das werkbund-Archiv, das Museum der Dinge. Einfach sehenswert. (Außerdem bin ich sicher, dort zwei kleine Lampen entdeckt zu haben, die ich einst im Werkunterricht gebastelt habe. Aus Seifendosen, Gummikätzchen und Plaste-Schwan. Ich bin darüber noch immer ganz erschüttert und wüsste so gern, ob diese Dinge tatsächlich von mir stammen (dann hätte sie jemand, der aus Magdeburg kommt und mich kannte, vor 1983 (als wir auswanderten) von mir geschenkt bekommen und sie später dem Museum zur Verfügung gestellt. Kann das sein?)



* freitags, samstags und sonntags kann man superleckeren Kuchen und andere Köstlichkeiten in der Markt Halle Neun genießen und einmal im Monat dort den Handmade Supermarket besuchen. Den organisieren die lieben Leute vom süßen Laden "supermarché" am Lausitzer Platz. Wer lieber in alten Sachen herumwühlt und sich nicht so schnell ekelt, findet gleich daneben einen ollen 
Flohmarktladen zum Schätze finden.
* drei schöne Buchläden sind mir auf der Oranienstraße aufgefallen: Die Neue
Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK), Modern Graphics und natürlich Dantes Connection, der Laden, der mich zur Lesung ins Kreuzberg Museum einlud.



Meine Lesung im Rahmen der Langen Buchnacht war mal wieder wirklich schön. Da auch viele Erwachsene anwesend waren, las ich etwas anders betont und freute mich auch über die Lacher der Großen. Nun bin ich wirklich geneigt, einen zweiten Teil zu schreiben – also gedanklich tue ich das bereits und warte nur noch auf das Okay meines Verlags, dessen Herbstprogramm übrigens vorliegt – zumal ich mich gestern an den für mein Buch vorgeschlagenen Unterrichtsmaterialien erfreute. Die Verlagsmädels überraschten mich mit einer Tüte "Weltretter"-Buttons, die natürlich weggingen wie warme Semmeln. Im Berliner Stadtbild fand ich später auch einige meiner Figuren wieder (das MetallMonster im Hinterhof des Hauses Schwarzenberg in der Rosenthaler Straße in Mitte und Ratten zu Fuße der Skulptur auf der Gertraudenbrücke). Sehr schön waren auch die "So What?"-Minen der kleinen Kreuzberger, als ich von meiner Kinderrepublik erzählte: Hütten auf den Straßen, Lagerfeuer und (Achtung!) bunt bemalte Häuser. Ich erklärte dann, dass ich aus einer Stadt käme, in der die Häuser normalerweise nicht bemalt seien. Ein Junge fragte mich nach der Lesung, wie denn diese seltsame Stadt heiße, in der die Häuser nicht bemalt sind, ;-).


Spuren der Vergangenheit (auch meiner), die immer mehr verschwinden.


Sonntags ging es natürlich zum Mauerpark. Dort kann man schaukeln. Und auf dem Flohmarkt Schätze suchen. Dieser bietet übrigens auch eine Menge Handmade-Labels, kulinarische Köstlichkeiten aller Art und Musik. Wir durften dem einfach unglaublichen Rob Longstaff lauschen und kauften auch gleich eine CD. Nach vielen Stunden spazierten wir durch die Oderberger Straße zurück. Dort kann man im "Kauf Dich Glücklich" Eisbecher oder Waffeln essen. Wir tranken lieber eine Weinschorle und aßen dann ganz aufgeräumt in einem elegant minimalistisch eingerichteten vietnamesischen Restaurant Sushi. Das passte irgendwie auch.





Ich finde ja, die sogenannte "Schwangere Auster" – also das Haus der Kulturen, das die Amerikaner 1957 den Deutschen schenkten und das ganz wunderschön gelegen ist zwischen Spree und Tierpark – sieht aus wie eine Eule. 


Die wundersamen Erfahrungen des zweiten Teils der Reise werde ich irgendwann in einer launig-schwarzhumorigen Kurzgeschichte verarbeiten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen