Freitag, 30. Mai 2014

Antje.Herden.Kinderbuchautorin – Wie alles begann

Immer wieder treffe ich Menschen, die ihre Anfänge vergaßen. Das finde ich verwirrend und seltsam. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie alles begann. "Alles" ist das aufregende Kapitel "Autorin", das sich nun (hoffentlich) bis zu meinem Lebensende ziehen wird.


Auf Lesungen werde ich oft gefragt: "Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?" Den Satz "Ich habe schon immer gerne geschrieben", versuche ich mir dann zu verkneifen. Obwohl es stimmt. Ich schrieb schon immer kurze Texte über mein Leben, besonders dann, wenn ich traurig war oder etwas nicht verstand. So entstand auch der allererste Text, den ich öffentlich vorlas. Vor 1000 Leuten!
Dabei war das alles ein großer Zufall.

Auf einer Party draußen und Ende September, umstanden wir ein brennendes Ölfass und ich erzählte einer Freundin von einer schwierigen Situation mit einem Mann und dass ich ihm zum besseren Verständnis meine Gedanken aufgeschrieben hatte. Diese Worte hatte ich ihm vorgelesen, er hatte sie aber trotzdem nicht verstanden. Dafür gefiel ihm ein Text zwei Seiten zuvor in meinem Notizbuch ausnehmend gut. Der behandelte ein seltsames vergangenes Wochenende, das mich etwas überfordert hatte, und trug die Überschrift: "Ein Versuch in lustig".
All das erzählte ich also meiner Freundin, als sich ein Mann an einem Nachbarölfass umdrehte und sagte, er würde die Darmstädter Dichterschlacht organisieren und ob ich eben jenen Text dort vorlesen wolle. Ach, ja, und sorry, das er gelauscht habe. Ich war nicht sauer. Ich habe eine sehr laute Stimme. "Na, ich weiß nicht", antwortete ich. Meine Freundin schrieb mich dann auf die Leseliste.


Ich war mit dem Rad zur Dichterschlacht in die Centralstation unterwegs, als sie mich anrief, dass ich am Abend also auch vorlesen würde. Um Himmels Willen! Schnell radelte ich wieder nach Hause und suchte den Text heraus. Zur Sicherheit auch noch einen zweiten, falls ich die Vorrunde gewinnen würde. Wer es nicht weiß, die Darmstädter Dichterschlacht ist ein Poetry Slam.
Vor der Tür fragte mich einer, ob ich noch eine Karte hätte, denn die Veranstaltung sei ausverkauft. Kurz überlegte ich, ob ich ihm einfach meine Karte geben und schnell wieder nach Hause fahren sollte.


1000 Leute! Es war furchtbar. Ich war noch niemals so aufgeregt. Vielleicht noch bei meiner Fahrprüfung, als ich meinem Fahrlehrer tumb vor Angst aus Versehen mit in die Klokabine folgte, bevor er mich freundlich darauf hinwies, dass er dort ganz gerne alleine wäre. Da wäre ich während des Lesens auch gerne ganz alleine gewesen. Vor lauter Verzweiflung machte ich mir beinahe und überaus sprichwörtlich fast in die Hose.
Ich gewann die Vorrunde. Ich las wie ein D-Zug, hin und wieder machte meine Stimme einen unkontrollierten Kiekser, nur eine hennarot gefärbte dicke Frau buhte, weil sie meinen Text sexistisch und unwürdig fand, die anderen freuten sich. Ein Poet schenkte mir ganz begeistert sein Buch, das Dichterschlacht-Team rief kurzerhand einen Nachwuchspreis aus und ich gewann meine liebe Freundin Katinka Buddenkotte, die mit mir im Finale stand. Das und dass ich nun tatsächlich Autorin geworden bin, war das Allerschönste.
Wer mag, hier ist die Aufnahme meines ersten Auftritts:
Wenn mir das Schicksal einen One-Night-Stand offerieren sollte, muss ich dankend ablehnen


Die Bilder zum Ereignis machte übrigens Rüdiger Wenig.

2 Kommentare:

  1. Zufälle sind manchmal etwas wunderschönes! =)
    Ganz Liebe Grüße
    Dany

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  2. klasse :) musste gerade so lachen. Genau so ist es :)))

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