Dienstag, 20. Mai 2014

Huch, ein Buch! – das Darmstädter Jugend- und Kinderliteraturfestival


Lange hatte ich mich darauf gefreut und nun ist es schon wieder vorbei. Zurück bleiben einige große Zahlen doch hauptsächlich die Erinnerung an die fünf großartigen Lesungen, die ich besucht und fotografisch begleitet habe.
Zum 4. Mal haben die Kulturmanagerin Meike Heinigk, die Autorin Ilona Einwohlt und der Buchhändler Alfred Hofmann dieses spannende Lesefest organisiert. Nicht nur waren brillante Autoren mit ihren Büchern zum diesjährigen Motto "Das Leben ist nicht totzukriegen" geladen sondern auch die Besonderheit der Darmstädter Variante, nämlich eine Woche lang an sehr ungewöhnlichen zumindest aber besonderen Orten lesen zu lassen, begeisterte mich.
Kurz zu den Zahlen: 12. bis 17.5.2014 / 15 Lesungen / 20 Veranstaltungen / 2300 erreichte Kinder, Jugendliche und Erwachsene / größte Lesung: 330 Besucher (Andreas Steinhöfel)

Ich selbst suchte mir aus dem inhaltlich wie optisch Klasse-Programm meine fünf besonderen Veranstaltungen heraus.



1. Finn-Ole Heinrich – Maulina Schmitt


Die Lesung aus dem Buch "Die erstaunlichen Abenteuer der einzigartigen, ungewöhnlichen, spektakulären, grenzenlos mirakulösen Maulina Schmitt – Mein kaputtes Königreich" war genau so, wie es der knackig kurze Titel versprach. Wenn Finn-Ole Heinrich mit herrlichen Worten um sich schmiss (auch solchen, die es gar nicht gibt), wenn den Kindern die lustigsten Vergleiche um die Ohren flogen, dann wurde gelacht und gegiggelt. Zum Glück. Und zum Glück ist Maulina so frech, wortgewandt und stark. Sonst wäre das traurige Ende vielleicht gar nicht zu verkraften gewesen. Und zum allergrößten Glück gibt es nicht nur das blaue sondern auch noch das grüne (und ab September das dritte) Buch. Denn erst dann wird die wunderbar witzige aber auch unglaublich traurige Geschichte der Paulina Klara Lilith Schmitt (auweia) fertig erzählt sein. Danke, Finn-Ole Heinrich!



2. Maja Nielsen – Feldpost für Pauline




Dafür steht "Huch, ein Buch" eigentlich, Lesungen an ganz besonderen Orten zu präsentieren. Doch die Lesung von Maja Nielsen aus ihrem berührenden Roman "Feldpost für Pauline" fand in einem wahrlich spektakulärem Ort statt: im Raum der Stille der Ausstellung über den Tod "Leben.Aus.Gestorben". Ein nahezu perfektes Zusammenspiel. Nachdem sich die Jugendlichen im Keller das alten Krematoriums dem Tod genähert hatten, beeindruckte sie Maja Nielsen mit ihrer wunderbar inszenierten Show aus Erzählen, Vorlesen, Fotoprojektionen und Hörspielbeiträgen zum Schrecken des ersten Weltkriegs am ganz persönlichen Liebesschicksal von Pauline und Wilhelm. 
Nicht nur die Autorin dieser Zeilen hatte Tränen in den Augen.




3. Christine Fehér – elfte Woche


In der pittoresken Atmosphäre des Darmstädter Schlossmuseums, umgeben von altehrwürdigen Ölportraits und großen Wandteppichen, las Christine Fehér aus ihrem Buch "elfte woche". Mit den Gedanken und Sorgen, die sich ein Teenypärchen um eine ungewollte Schwangerschaft macht, zog die sympathische Autorin ihr Publikum in den Bann. Vielleicht lag das daran, dass sich die Jugendlichen im gleichen Alter befanden, wie die Protagonisten. Das große Interesse am Thema zeigte sich auch im anschließenden Autorengespräch.



4. Ursula Podnanski – Die Verschworenen / Die Vernichteten


Ursula Poznanski begeisterte mit ihrer Lesung aus ihrer dystopischen Trilogie um die Lieblinge und Prims die Kinder und Jugendlichen, die sich zum späten Nachmittag in der Centralstation eingefunden hatten. Doch offensichtlich hatten auch die Eltern ihre Sprösslinge nicht nur begleitet. Viele interessierte Fragen ließen ein spannendes Gespräch der Lesung folgen. Die Wiener Autorin beantwortete alle Fragen ausführlich und mit einem fröhlichen Lächeln. Und dann gab es noch eine tolle Überraschung: Extra und ausschließlich zum Festival konnte man den dritten Band "Die Vernichteten" bereits erstehen und das über einen Monat vor dem eigentlich Verkaufsstart. Dafür war sogar ein Vater extra aus Österreich nach Darmstadt angereist, der seine Tochter mit einem Exemplar überraschen wollte.




5. Andreas Steinhöfel – Rico, Oskar und die Tieferschatten



Diese tolle Lesung hatte das Organisationsteam vom Carlsen-Verlag gewonnen. "Das ist der Hauptgewinn", freuten sie sich und hatten recht. 330 Kinder, Jugendliche und Erwachsene waren am Samstag ins Foyer des Staatstheaters gekommen und sie alle durften lauschen, grinsen, lachen und losprusten. Die Lesung mit Andreas Steinhöfel war ein wahrlich amüsanter Knüller – auch wenn ich hier verraten muss, dass wir Großen vielleicht noch viel mehr Spaß hatten als die Kleinen. Ein wirklich schöner Abschluss einer ereignisreichen und tollen Lesewoche.
Und ich habe einen neuen Helden gefunden, ;-).



Im nächsten Jahr findet "Huch, ein Buch" – das Darmstädter Jugend- und Kinderliteraturfestival vom 18. bis 22. Mai zum 5. Mal statt.
Wer noch näher ran möchte oder noch weitere Fotos des Festivals und der Lesungen sehen möchte, kann das hier tun.

1 Kommentar:

  1. Vielen Dank für den Bericht und die Fotos. Die Lesung im Krematorium finde ich beeindruckend. Ebenso das Motto des Festivals. Einfach gut.

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