Donnerstag, 9. Februar 2012

Räume der Kindheit - eine Inspiration

Während meines Architekturstudiums belegte ich einst ein Seminar über Wohnen. Ein Thema währenddessen waren die Räume der Kindheit. Wir sollten einen Grundriss der ersten Wohnung, an die wir uns erinnerten, zeichnen und zwar aus dem Gedächtnis. Dann erst sollten wir unsere Eltern nach den wahren Größenverhältnissen fragen. Das war sehr interessant. 
Die böse Monsterhöhle war demnach nur ein kleiner Besenschrank, das riesige Bad hätte kleiner nicht sein können, der ewig lange Flitze-Flur war der Rede nicht wert und der Schrank, in dem meine liebe Frau Mama die Weihnachtsgeschenke versteckte, war gar nicht das größte Möbelstück der Wohnung.
Das Thema hat mich nie wieder losgelassen - die Räume der Kindheit sind in einige meiner Dinge und Geschichten eingeflossen. So auch im Folgenden.


Letztens brachte eine liebe Bekannte eine Schreibtischschublade vorbei, die sie gefunden hatte. Sie ist über und über mit Namen und Nachrichten bekritzelt – ein Stück, von dem ich lange nicht wissen werde, wie ich es noch "aufwerten" kann. Es brachte mich aber auf die Idee, einen Kessen Kasten mit den Erinnerungen und Räumen der Kindheit zu füllen.


Ich wählte eine alte hölzerne Schreibtischeinlage. Diese reinigte ich zuerst und schliff sie mit feinem Sandpapier etwas an. Dann hämmerte ich zwei Bildaufhänger in die Rückwand. Die einzelnen Fächer stellen je einen Raum dar. Mit Acrylfarbe strich ich jeden unregelmäßig in einer entsprechenden Farbe. 


In die noch feuchte Farbe kratzte ich Worte und Sätze, die ich mit den Räumen verbinde. Als alles getrocknet war, gab ich dem Ganzen eine Schicht Sprühlack.


Die süße Möbelkollektion aus dem Osten – woher ja auch ich stamme – fand ich einst auf einem Flohmarkt. Mit Industriekleber klebte ich jedes Teil vorsichtig an Ort und Stelle. 
Lustigerweise ist das Ganze eine Collage der damaligen Wohnung meiner Eltern (wir sind oft umgezogen) – Möbel – und dem kleinen Häuschen meiner Großeltern – Worte – geworden.


Dalli Dalli – Klamottenkiste – Western von gestern – Bibo – Pittiplatsch und Schnatterichnen – am warmen Ofen – Apfelschnitzen – Ab ins Bett


10 Marmeladebrötchen (auf einmal, mein Rekord mit 8 Jahren) – Waschen in der Küche (es gab kein Bad) – auf dem Herd kocht Hühnerfutter (jeden Tag) – immer Sonne (so scheint es mir) – Einmachgläser – Opas Zigarrenqualm – der Pipieimer (es gab nur ein Plumsklo im Hinterhof)


Der Weg zum Klo war ein gefährlicher (man musste durch eine große dunkle vollgestellte Scheune).


Die Süßigkeitenkiste auf Omis Schrank - Omis Zähne im Glas - Unter dem großen Bett steht ein komischer Topf, da ist Pipi drin. – Eisblumen am Fenster im Schlafzimmer – Der auf dem alten Foto soll Opa sein – Kannst du die Mäuse hören?


So, dieser Kesse Kasten wandert jetzt in die Galerie.

2 Kommentare:

  1. Ich habe heute noch Probleme, mich an die Größe einer Wohnung zu erinnern. Ich hatte mal eine Wohnung nach der Besichtigung als ziemlich langes Appartment in Erinnerung - bis ich einzog. Dann waren das 3x6 Meter, naja. Und dann noch 12 qm durch Bad und Flur, schon war die Wohnung 30 qm groß, was sich aber nicht so anfühlte wenn man dann drin saß. :(

    Marc

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  2. Ein wirklich toller Kasten, es hat großen Spaß gemacht alles zu lesen.Ich hoffe er findet einen würdigen Liebhaber!
    Liebe Grüße
    Sabine

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