Heute habe ich mich in meiner Mittwochskolumne einmal mit meinem Verhältnis zum Alten beschäftigt und festgestellt, dass ich trotz allem kein Spießer bin, sondern wahrscheinlich überleben würde.
Wäre das Leben ein Film, dann wäre meine Rolle darin wohl
die eines Bewahrers. Ich betrachte gerne Relikte alter Zeiten, egal ob pompöse
Ölschinken in Prachtsälen oder verrostete Riegel an Ruinen. Dann stelle ich mir
vor, was beispielsweise ein Nagel, der vor 300 Jahre in einen wurmlöchrigen Hausbalken
geschlagen wurde, schon alles gesehen und gehört hat, oder wer, Worte der Liebe
flüsternd, den verzierten Knopf an einem alten Strumpfhalter befingerte.
Inzwischen bin ich auch nicht mehr böse, dass mich meine
Eltern in sämtliche Kapellen, Kirchen, Klöster und Kathedralen (ganz zu
schweigen von den Lustschlösschen und Herrschaftssitzen) zwischen Magdeburg und
dem schwarzen Meer schleppten. Im Gegenteil.
Aber nicht nur in dieser Weise bin ich der Historie und den
Traditionen verhaftet. Habe ich mich im Alltag mit etwas angefreundet und es
als funktionierend erkannt, muss ich es nicht austauschen, nur weil es längst
etwas Neueres gibt. Nicht, dass ich dem Neuen misstrauisch oder gar ablehnend
gegenüber stehe. Nein, ich mag es einfach, mich mit Dingen zu umgeben, die eine
Geschichte haben. Gerne auch eine mit mir.
Außerdem möchte ich nicht wegen des Gebrauchs moderner
Technik einst erlernte und eventuell irgendwann einmal überlebenswichtige
Fähigkeiten einbüßen. Vieles kann ich nämlich auch ohne Hilfsgerät.
Und vielleicht liegt es daran, dass ich mit beinahe
knurrender Verbissenheit mein altes Nokia-Handy verteidige, das ich vor 15
Jahren aus der Not heraus kaufte, als ich das Töchterchen in die Krippe geben
musste, um die Architektur zu studieren.
Dem 13jährigen Sohn entlockt das hin und wieder ein mildes
Lächeln. Letztens musste ich ihm gar das Versprechen geben, vor der nächsten
längeren Lesereise, diesen Zustand zu ändern. „Mamilein, das ist dumm und
unwirtschaftlich, wenn man vor Dekaden geschlossene Verträge einfach immer weiterlaufen
lässt.“ Mamilein bin ich nur in solchen Momenten.
Meine Tochter nimmt das Ganze gelassener und sogar mit etwas
Stolz, will mir scheinen. Sie ist inzwischen in dem Alter, da Eigenheiten manchmal
durchaus als etwas positives wahrgenommen werden.
Vor einer Weile bekam ich am Rande ein Gespräch zwischen ihr
und einer Schulkammeradin mit.
„Den Straßennamen gebt ihr dann einfach in den Navi ein“,
hatte das Mädchen gesagt.
„Wir haben kein Navi“, antwortete meine Tochter.
Die pure Erschütterung im Gesicht der Anderen musste ich gar
nicht erst sehen, als sie fragte: „Wie findet deine Mutter denn dann ihren
Weg?“
Nun ja ...
Am letzten Mittwoch ging es um brechende Mutterherzen.
Ich mag Deine Kolumnen einfach total gerne.
AntwortenLöschenIm Übrigen mag ich das Alte auch sehr. Vielleicht nicht unbedingt in Bezug auf Handys (wobei ich vor diesem Smartphone-Gedöns auch ein uraltes Teil hatte. Das konnte wirklich nur telefonieren *lach*), aber so mag ich alte Dinge ganz arg. Wie Du schreibst das alte rostige Schloss, das alte vergilbte Buch, ganz besonders mag ich alte Häuser und all so Sachen wo man sich in die Vergangenheit träumen kann. Ich sehe mich da manchmal auch... komischerweise (und das klingt jetzt sicher ganz schön albern) so als Küchenmamsell irgendwo "zu Hofe"....
Vielen Dank fürs Entführen da irgendwohin in die Vergangenheit :-)
LG
Pamy
Danke schön.
LöschenUnd wieder mal eine schöne Kolumne. Ich mag das Alte auch, finde mich auch mithilfe neuerer Technik nicht zurecht (nie stimmen Grafik und Realität überein! NIE!) und freue mich auch immer, wenn ich den Leuten bei Wegbeschreibungen sage: "und dann neben dem Stoffladen links" und die mich angucken und fragen: "Hier gibt's ein Stoffgeschäft?"
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