Montag, 13. Januar 2014

Sydney – ein fulminanter Jahresstart

Zurück aus der Zukunft und tief im Jetlag um vier Uhr morgens auf dem Sofa sitzend den Tag erwarten – so sieht es gerade aus. Aber auch: randvoll! Voller Erlebnisse, voller Bilder, voller Sehnsucht. Sehnsucht zurück in diese Stadt, die eine der schönsten sein soll und eigentlich die Schönste ist.


Ein wunderbares neues Jahr wünsche ich Euch. Wie kann das meine jedoch bei diesem Anfang noch mithalten? Zwei Wochen Sydney, eine Woche Camping in Seal Rocks. Besser geht es nicht.


Zu Beginn: Egal wie und mit welcher Airline – der Flug ist furchtbar und teuer. Außerdem zerfetzt er Euch die CO2-Billanz mehrerer Jahre, das kann man mit ein bisschen Recyceln und Jute statt Plastiktüte nicht mehr ausgleichen. Das heißt für uns nun: Dieses Jahr wird Nachhaltigkeit riesig geschrieben (auch wenn ich das Wort wirklich nicht mag).


Außerdem leidet man drei Tage zu Beginn und die ersten drei Tage wieder zurück unter Jetlag. Da kann man nichts machen. Keine Melatonin-Pille oder geschicktes Schlafverhalten hilft, der Körper nimmt sich, was er will, und man darf darüber nicht ärgerlich werden, sonst wird der Preis sehr hoch.


"Mama, wir waren irgendwie noch nie im Urlaub wie die anderen Leute." Das stimmt und das ist unser ganz großes persönliches Glück. Wir besuchen immer entweder Freunde oder Familie. Dieses Mal meine allerliebste Freundin Regina (und ihre Familie), mit der ich einst studierte, für einen Triathlon trainierte, mit der ich surfte und in Kalifornien lebte. Wir kennen uns bald 20 Jahre. (Dass ich nun wieder 2 Jahre warten muss, bis ich sie wiedersehen darf, brach mir das Herz. Aber der Rückflug war sowieso schlimm.)


Vor 15 Jahren war ich das erste Mal in Sydney, damals mit dem 9 Monate alten Töchterchen, für 8 Wochen. Vor 7 Jahren verbrachte ich etwa 4 Wochen dort ohne die Kids. Dieses Mal also drei Wochen australischer Sommer inklusive Weihnacht (mhm, das war ein bisschen seltsam, aber ein richtig schöner, sehr enthusiastischer Gottesdienst mit fetziger Musik und eine Party von 12 Uhr mittags bis 22 Uhr abends am 25. Dezember) und Jahreswechsel (einfach toll: vom Moore Park aus Richtung Stadt ins Feuerwerk geschaut. Wer tatsächlich am Opernhaus stehen möchte, muss schon am frühen Abend dort sein) zu dritt.


Ich bin kein Mensch der Reiseführer. Immer fuhr ich irgendwo hin und lebte dann dort, tauchte in das fremde Land ein und erkundete mein neues Zuhause. Denn das wurde es ganz schnell. Das muss genetisch sein. Den Kids ergeht es ebenso. Herumlaufen mit offenen Augen und Ohren. So.




Zum Beispiel: Newtown, das alternative Viertel. Da kamen wir hin, weil das Töchterchen zum Zahnarzt musste (übrigens sehr zu empfehlen: Newtown Dental Care). Die King Street ist einfach toll: Restaurants, ausgeflippte Boutiquen, süße Handmade-Läden und schöne Buchhandlungen.


Wir fuhren immer mit dem Bus – egal wohin. Ich liebe Busfahren, setze mich ans Fenster, lasse mich durch die Straßen kutschieren und schaue hinaus. Den Busfahrern muss man übrigens an den Haltestellen zuwinken, sonst fahren sie einfach weiter. Am günstigsten sind 10er Prepaid Tickets, die man in den Zeitungsläden bekommt.


Hier meine ganz persönliche Sydney-Must-Do-Liste:

* joggen oder spazierengehen vom Bronte Beach zum Bondi Beach (Bronte to Bondi Walk). Ein traumhaft schöner Weg! Wer länger laufen möchte, wendet sich in Bronte erst einmal nach rechts, dann kann er sich noch den unglaublichen alten Seemannsfriedhof auf den Klippen von Waverley anschauen. In Bronte gibt es auch eine nette Fish-and-Cips-Bude. Wasser und Toiletten sowie unzählige Bademöglichkeiten findet man am Wegesrand.
Übrigens haben die meisten Strände in Sydney noch einen kleinen Meereswasser-Pool zum Schwimmen. Normalerweise ist der umsonst zugänglich. In Bondi gehört er den Icebergs und kostet Eintritt. Dafür ist er richtig groß und man kann dort auch in die Sauna gehen.


* vietnamesische Fresh Spring Rolls essen! Ach, ach, ach. Die werde ich demnächst mal selbst machen. Aber für mich gehören sie einfach nach Sydney, genauso wie Sushi, das man dort an jeder Ecke bekommt.

* das Museum of Contemporary Art und die Art Gallery besuchen

* einen Tag im Taronga Zoo verbringen. Dazu fährt man vom (furchtbaren) Circular Quay mit der Fähre über die Bucht. Dort kann man mit der Seilbahn nach oben fahren und dann seinen Weg nach unten laufen (oder umgekehrt). Für mich (und ich kenne auch den in San Diego) der schönste Zoo der Welt.



* gegen Abend durch den Hyde Park wandeln und ein Picknick auf einer Wiese machen. Der große Weg hindurch ist mit glänzenden Platten belegt, die Bäume bilden ein hohes grünes Dach. Diese ganz besondere Stimmung verführt so manchen zu wunderbaren, aufsehenerregenden oder selbstvergessenen Darbietungen. (Wo sonst sieht man einen muskelbepackten, tätowierten Mann im Muskelshirt mit einer zarten Frau in einem romantischen Kleid in den Armen Tango tanzen?)

* eine der vielen Shows anschauen. Ich habe vor 7 Jahren das Musical "Hedwig and the angry inch" und dieses Mal im Rahmen des Sydney Festivals das Stück "Scotch and Soda" in einem Zirkuszelt gesehen und war beide Male total begeistert.

* vom Opernhaus durch den Botanischen Garten in die Woolloomooloo Bay laufen und im Andrew "Boy" Charlton Pool ein paar Bahnen ziehen.


Der Deutsche interessiert sich ja auch immer für das Wetter. Lange dachte ich, das sei eine Verlegenheitsgeste, aber inzwischen glaube ich, er meint das ernst. Also: Es ist warm, es weht eine Brise, es ist oft bewölkt, manchmal tröpfelt es vom Himmel, wenn die Sonne scheint, sticht sie mit tausend Messern, wenn sich der Wind legt, fällt es schwer zu atmen.
Immer, immer, immer muss man sich mit Sonnenschutz eincremen und einen Hut tragen. Ichverbrannte trotzdem. Jeden Tag aufs Neue.
Man soll viel trinken. Das fällt mir in Sydney nicht so leicht. Das Wasser schmeckt nicht nur nach Chlor, sondern auch noch muchig. Getränke sind superteuer. Wie eigentlich alles. Doch man gewöhnt sich daran. Das war eigentlich schon alles, was es zu meckern gibt. Ach, nein, da sind noch die Schlangen. Menschenschlangen. Vor dem Restaurant, an der Bushaltestelle, an der Kinokasse – überall. Sydney ist demokratisch, wer zuerst kommt, ist zuerst dran. Mich macht so etwas ja etwas nervös. Ich reserviere gerne. In Sydney geht das nicht und die Bewohner nehmen es gelassen – sie holen sich zum Warten ein Glas Wein oder ein Bier und plaudern die Zeit weg. Eigentlich ja doch irgendwie nett.


Und Seal Rocks? War unser Urlaub im Urlaub. Etwa vier Autostunden nördlich von Sydney gelegen. Camping, Beach (vier Strände), Surfen.



Wer mag: Weitere Fotos findet Ihr hier.

1 Kommentar:

  1. buuuuhuuuuhuuuuuu! *heul*
    bei deinem bericht bekomme ich ein schweres herz. ich hab auch mal für ein halbes jahr in sydney gewohnt und es hat mir so gut gefallen. und wenn ich das hier lese, werde ich ganz melancholisch. und bekomme fernheimatweh. es ist viel zu lange her, dass ich nicht mehr da war. ich habe auch in so einem reihenhäuschen mit rostigem eisenbalkongitter gewohnt. hach... das war so eine schöne zeit!
    danke für's erinnern. ich schwelge heute ein bisschen im sydneyweh. :)
    herzliche grüße
    die frau s.

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