Dienstag, 28. Oktober 2014

Unterwegs – Frau Herden auf dem LirumLarumLesefest in Freiburg



Um es mal gleich vorweg zu nehmen: Ich bin ziemlich enttäuscht von den Kulturdamen Freiburgs. Die haben sich nämlich in die hübschen Köpfe gesetzt, niemals denselben Autoren ein zweites Mal zum LirumLarumLesefest einzuladen. Na, toll! Ich war schon da und das solls jetzt gewesen sein?
Es war nämlich schlicht und einfach richtig, richtig schön. Ein Lesefest, das nicht nur die Kinder, denen wir vorlasen, genießen konnten, sondern auch wir Autoren.


Das ging schon mit der perfekten Hotelwahl los. Ich hatte den Eindruck, dass die Stadt Freiburg all die Autoren, die je vorbeikamen, in das charmante Park Hotel Post unterbrachte. Die Zimmer tragen die Namen großer Schriftsteller, das Haus quillt über vor Büchern. Und es gibt dicke Gästebücher, in die man sich trotz liebevoller Aufforderung beinahe nicht getraut, hineinzuschreiben, weil dort schon so viele Menschen des Wortes etwas hinterlassen haben. Zum Teil lustige zum Teil aber auch sehr kluge Dinge. Dass ich auch noch eines meiner Bücher signieren sollte, das nun einen Platz im Buchregal der signierten Bücher der illustren Hotelgäste fand, Himmel, das war mir angesichts der Bücher von Daniel Kehlmann, Marcel Reich Ranicki, Uwe Timm, Paul Maar oder Cornelia Funke beinahe peinlich. Darüber tröstete allerdings der Begrüßungssekt und die stetig gefüllten Schalen mit Schokolade und Obst.



Wie geschrieben, ich bin traurig, dass ich dort wohl nicht so schnell wieder hinkommen werde. Und ich habe noch gar nicht den (freien!) Mittagstisch erwähnt, den wir gemeinsam mit den Kulturdamen und den anwesenden Autoren im Theatercafé einnahmen. Sicher nicht die schlechteste Küche der Stadt, außerdem eine wunderbare Gelegenheit zum gemeinsamen Klönen und Quatschen.


Die fünf Lesungen, die ich in den Tagen gab, haben (wie immer) Spaß gemacht. Vor allem wohl mir. Ich bekam sogar ein schönes Kompliment, ganz unabhängig von meinem Tun.
Denn nach einer der Lesungen und dem anschließenden Quiz mit zwei dritten Klassen ergab sich folgendes Gespräch:
Autorin: "Und hat jemand eine Frage an mich?"
Junge 1: "Ja. Wie ist deine Telefonnummer?"
Autorin: "Öhm..."
Junge 2: "Wie alt bist du?"
Autorin "43."
Klasse: "So alt!"
Junge 3: "Hast du sonst noch irgendwie Familie oder bist du noch alleine?"
Junge 2: "Du siehst aber noch süß aus."







Auch die Stadt Freiburg konnte ich beschauen. Sie gefällt mir. 







Gefallen hat mir auch, dass ich in mehreren Buchhandlungen Displays zum Lesefest entdeckte. So zum Beispiel in der Kinder- und Jugendbuchhandlung Fundevogel in der Marienstraße, dem charmantesten Buchladen Freiburgs übrigens, und in der Buchhandlung Rombach in der Bertholdstraße. Für alle, die das nicht wissen: Das ist nicht immer so. 


Trotz allem Schönen: Einen Wehrmutstropfen gibt es immer auf Lesereisen. Und das ist die große Einsamkeit, die einen nach vollbrachtem Tagewerk, nach lustiger Mittagsgesellschaft und nach einem beschaulichen Spaziergang durch die hübsche Stadt erwartet. Zwei Stunden konnte ich jeweils noch mit Schreiben füllen, bis das Hirn nicht mehr mitdenken wollte. Und dann?
Ich bin niemand, der alleine und im Dunkeln in eine fremde Stadt eintaucht. Weder steht mir der Sinn nach einem Einzeltisch im Restaurant noch nach einem Glas Wein an der Bar irgendeines Clubs. Was also tun? Es bleibt das Hotelzimmerbett und die flimmernde Glotze davor. Das dann gerne auch bis zwei Uhr morgens, weil sich Schlaf in der Fremde so schwer einstellt. Manchmal möchte ich dann ein bisschen in mein Kissen heulen, das ich mir immer von zuhause mitnehme. Aber es hilft ja nichts. Im Gegenteil. Ich bin sogar dankbar, dass ich am nächsten Morgen wieder mit vielen Kindern herumalbern und lachen, dass ich ihnen aus meinem Buch vorlesen und so den Lebensunterhalt für mich und meine Kinder verdienen kann. Und das letztendlich mit meinem Traumberuf. Danke dafür!

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