Aus aktuellem Anlass schrieb ich soeben dies.
Ach ja: Wer nicht über sich selbst lachen kann, der sollte das hier nicht lesen.
Ach ja: Wer nicht über sich selbst lachen kann, der sollte das hier nicht lesen.
Über Nacht habe ich im Facebook wieder einen Fan verloren.
Jetzt sind es nur noch 598. Dabei hatte ich mich vor zehn Tagen noch ganz innig
bei meinen 600 Fans bedanken dürfen. Zum Tag des Kusses natürlich mit
Kussbildern, die zwar etwas peinlich, aber doch von Herzen waren. Nicht nur,
dass es seitdem keinen neuen Freund meiner Autorenseite gibt, zwei Tage später
verließ mich gar einer. Und nun ist das also wieder passiert.
Ich starre auf die Zahl 598, weine leise vor mich hin und
rufe in die Leere des Raumes hinein: „Warum, liebe 599? Warum? Und was war
dein Grund, Nummer 600? Wann und wie habe ich euch so bitter enttäuscht, dass
ihr mich verlassen musstet? Ihr hättet mich doch auch einfach unauffällig ignorieren
können.“
Die ahnen vielleicht nicht einmal, wie sehr ich an sie denke.
Dabei gebe ich mir doch so viel Mühe. Jeden Tag überlege ich
mir etwas, womit ich meine Fans beglücken könnte. Ich mache mir Gedanken über
Wichtiges oder auch mal Unwichtiges, kleide sie in die mir eigenen Worte,
fotografiere oder finde dazu ein Bild, arbeite das Ganze noch mal auf und
präsentiere es dann in möglichst mungerechten Stückchen. Wenn es jemandem
gefällt, dann freut mich das. Wenn gar einer etwas dazu äußert, muss ich ein
aufgeregtes Klopfen meines kleinen, wilden Herzens unterdrücken.
Obwohl es hin und wieder schon
schmerzt, dass Posts, die ich nur geteilt habe, weitaus mehr „Likes“ bekommen,
als solche, die ich mir in der eben beschriebenen Form quasi aus der Seele gerungen habe. Die Frage, was mir das sagen soll, ignoriere ich jedoch tapfer und mit fest zusammengebissenen Zähnen.
Manchmal kann ich mich auf gar nichts anderes konzentrieren,
bis nicht irgendeine Reaktion auf meinen Tagespost gekommen ist. Um die
Wartezeit bis dahin zu verkürzen, telefoniere ich währenddessen gerne mit
meiner Freundin Katinka.
„Warum mache ich das?“, jammere ich dann zum Beispiel.
Eigentlich hatte ich die Seite nämlich einst eröffnet, um
über meine Bücher und auch etwas über mein Leben als Kinderbuchautorin zu berichten.
Für Leute, die das interessiert. Veranstalter zum Beispiel, die nach Autoren
für das nächste Festival Ausschau halten, Lehrer und Bibliothekare, die sich
ein Bild von mir machen wollten, und Buchhändler. Das sollte flott, rein beruflich orientiert, aber sympathisch funktionieren und vor allem nicht viel Zeit kosten.
Als eine Studie der TU meines Heimatstädtchens herausfand,
dass Facebook in den Usern Neid schürt mit all seinen Bildchen, die „Schaut
her! Hier bin ich in meinem wahnsinnig sexy Outfit, an diesem wunderschönen
Ort, gleich beiße ich in diesen unglaublich leckeren Burger, neben mir sitzen diese
ultracoolen Leute und nachher fängt es erst richtig an!“ schreien und ein
höhnisches „Und du so?“ nachschieben, da überprüfte ich alles (Blog, Profil,
Autorenseite) genau darauf hin. Denn das wollte ich nicht. Neidisch sollte
niemand auf mich sein. Beruhigenderweise stellte ich schnell fest, dass ich gar
kein wahnsinnig sexy Outfit besitze und mich so auch nie aus Versehen darin
hätte fotografiert haben können. Ehrlich gesagt, besitze ich auch gar kein
Selfiephone, mit dem man das gemeinhin und eben mal schnell so macht. Und vielleicht auch nicht mal die Figur ... doch das ist ein ganz anderes Thema.
„Letztendlich wollen wir eben alle geliebt werden“, sagt
Katinka. „Darum.“
„Aber bin ich denn so verdammt liebebedürftig, dass ich mich
auf ein „Gefällt mir“ stürze wie ein verhungernder Straßenköter auf einen
angeschimmelten Knochensplitter?“
„Darüber müsstest du vielleicht mal nachdenken“, sagt
Katinka.
„Ja, da hast du recht. Vielleicht läuft ja irgendetwas
schief in meinem Leben.“
Ich lege auf, nicke mit dem Kopf und nehme einen Schluck aus
der Tasse mit kaltem Kaffee. Dann presse ich den Hörer wieder an mein Ohr und drücke
die Wiederwahltaste.
„Katiiiinkaaaa? Aber warum hat mich Nummer 600 nicht mehr
lieb?“
Ohh, genau die Frage hab ich mir gestern gestellt, als Nr. 273 aus meiner Liste verschwand....Doch heute, zu meinem 2. Bloggeburtstag habe ich mich wieder gefangen, denn eigentlich hat mein Blog für mich eine ganz andere Funktion, als möglichst von vielen "geliked" zu werden. Und das ist mir wieder in den Blick geraten, als ich mit dem heutigen Post meine Bloggerei reflektiert habe.
AntwortenLöschenIm Übrigen. Ich mag dich & dein Blog!
Herzlichst
Astrid
Liebe Astrid, herzlichen Dank!
LöschenIch bin nicht Facebookfan (aber ich bin da eh nur eine Karteileiche und werde manchmal von Familienmitgliedern genötigt mich einzuloggen um Bilder zu liken...), aber ich lese schon seit Ewigkeiten deinen Blog und mag ihn sehr (dein Blog hat bisher alle Rausschmeißaktionen überstanden). Letztendlich sagt es ja auch nix aus wie viele Leute "Fan" "Mitglied" oder so sind, mit einigen tollen Promotionaktionen kann man die Anzahl wahrscheinlich schnell steigern, die Frage ist nur ob die Leute sich dann wirklich dafür interessieren, was man macht (obwohl es natürlich toll ist wenn man sich von vielen beachtet fühlt (ich hab meinen Blog irgendwann geschlossen, weil ich nur 30 Follower und wenig Traffic hatte;).
AntwortenLöschenIch hoffe du kannst dich heute noch auf was anderes konzentrieren und genieße den kalten Kaffee (für warmen ist es eh zu heiß)!
LG Ann
Danke schön! Ich trinke ja fast ausschließlich kalten Kaffee, weil ich die Tassen nach dem Zubereiten immer irgendwo hinstelle und sie erst viel später wiederfinde.
LöschenSo, bin eingesprungen! Aber nur, weil ich es auch so meine! :)
Löschenfür diesen wunderbaren post muss ich dich einfach auf facebook liken! vielleicht findet sich so ja auch eine neue 600? :)
AntwortenLöschenherzliche grüße
die frau s.
:-). Danke schön, frau s.!
LöschenOha, ich wußte noch gar nicht, daß Du auch auf Facebook bist. Gleich mal Rauschmittel gesucht und peinlich berührt und in leicht aufsteigender Panik erstmal sämtliche Browserfenster auf einmal geschloßen. Detektivisches Gespühr (hüstel) brachte mich dann aber doch noch auf Deine Seite, der ich natürlich ein "Gefällt mir" gegeben habe. Schließlich lese ich auch hier immer sehr gerne mit.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Tanja
Letztens war auch eine liebe Dame einer Bibliothek etwas irritiert, ob meines Blog-Namens. Dabei ist der doch naheliegend, oder? :D
LöschenDanke!
In jedem Fall ist der naheliegend! Hab mir auch noch nie andere Gedanken darüber gemacht, als ihn mit Dir in Verbindung zu bringen. Bis vorhin. ;-)
Löschen*hihi* Ich lese gerne deine Sachen auf Facebook! =) Und das Selfie war grandios! ;)
AntwortenLöschenGLG Dany
Liebe Antje,
AntwortenLöschenwäre ich bei Facebook, würde ich dich dort lieben – und bestimmt sogar mehrmals pro Woche liken!
Bin ich aber nicht, und so lese ich seit über zwei Jahren, völlig ohne Nummer und Namen, deinen Blog.
Nie schrieb ich dir etwas, obwohl ich so oft dachte:
Was für eine tolle, authentische, kluge Frau!
Wie wunderbar ist dieser Text geschrieben!
Wie herrlich ehrlich ist dieses Essen!
Diese Bastelidee muss ich unbedingt auch mal ausprobieren!
Ist das spannend, den Hintergrund zu den Büchern zu lesen, die ich und meine Kinder so sehr mögen!
Das ganz neidfrei, aber voller Zuneigung für eine Frau, die ich eigentlich gar nicht kenne.
Bestimmt gibt es noch mehr wie mich, die dich einfach so – anonym und nummerlos – lieben.
Deshalb nun ein großes „Dankeschön“ für jedes Wort von dir, du inspirierst und bewegst mich, auch wenn das für dich durch keinen Klick und keinen Kommentar messbar ist.
Marijke
Liebe Marijke, ich bin ganz sprachlos. Danke schön!
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