Ich bin gerne Frau. Mit allem Pipapo. Mit Begegnungen voller
Zuvorkommenheit und Achtsamkeit, mit Beschütztwerden und
Türaufgehaltenbekommen, mit Ausgeführtwerden und Nichtimmerbestimmenwollen
(außer natürlich, wenn ich recht habe).
„Oh, ha!“, höre ich die Emanzen schimpfen. Aber die
schimpfen immer mal, wenn ich etwas sage. Manchmal auch, wenn sie mich nur
sehen.
Dabei hat das gar nichts mit Gleichberechtigung oder
Emanzipiertsein zu tun. Ersteres erwarte ich, das zweite bin ich. Seit
sechzehn Jahren erziehe ich (mit zwei knapp dreijährigen Unterbrechungen)
meine Kinder alleine. Da bleibt einem gar nichts anderes übrig.
Trotzdem.
Wie schön wäre es beispielsweise, einen Anruf von einem
netten Mann zu bekommen (ich ignoriere hier einmal ganz bewusst, dass dieser
Anruf natürlich erst nach dem Kennenlernen eines netten Mannes erfolgen kann
und spreche einfach mal aus Erfahrung), der mich auffordert, eine Tasche für
drei Tage zu packen – je nach dem mit Badeanzug oder Wanderschuhen, vielleicht
auch einem Buch und meinem Kleid für Gelegenheiten – und einfach damit zu
warten, bis er mich abholen kommt. Alles andere sei schon organisiert.
Vielleicht bin ich etwas maßlos? Nun gut, ein Anruf von
einem netten Mann, der sagt, er würde mich in einer Stunde zum Essen abholen
und ich bräuchte weder das Restaurant raussuchen noch dort einen Tisch
reservieren, denn das hätte er alles schon getan und das Lokal sei eine
Überraschung, würde mich schon unendlich glücklich machen.
Denn so etwas kenne ich aus den Filmen der 50er und 60er
Jahre. Leider nur daher.
Ich selbst habe wunderbare Freundschaften und Lieben leben
dürfen. Aber immer war ich auch ein bisschen der Animateur darinnen gewesen.
Dabei wollte ich das nie sein.
„Na und?“, fragen vielleicht manche und verstehen
meine Not nicht. Darum möchte ich ein Beispiel erzählen.
Einmal, es ist viele Jahre her (etwa die Zeit, aus der das Plakat von mir stammt), da
wollte ich die Probe aufs Exempel machen und beweisen, dass ich für den Mann an
meiner Seite oft sogar denken musste.
Wir waren eingeladen und hatten einen sehr großen Salat
bereitet. Wir setzten uns damit ins Auto. Der Mann fuhr. Ich sagte nichts. Der
Mann fuhr die lange Straße hinunter, durch die ganze Stadt, auf den
Autobahnzubringer. Ich sagte nichts.
Kurz vor Frankfurt fragte der Mann: „Wo müssen wir noch mal
hin?“
Ich sagte es ihm.
Die Adresse lag nur wenige Straßen von unserer Wohnung
entfernt. Das Auto hatten wir eigentlich nur wegen des sehr großen Salats
genommen.
„Warum hast du das denn nicht gleich gesagt?“, wurde ich
angefahren.
Das führte letztendlich zu einem etwas lauteren Gespräch auf
einem Autobahnparkplatz.
„Weißt du, manchmal ist es eben einfacher, dich zu fragen,
als selbst nachzudenken“, ließ er mich ganz unverblümt wissen. Okay, nicht ganz
unverblümt. Er grinste dabei. Und er hatte ein süßes Grinsen.
Versöhnt haben wir dann auch gleich noch dort auf dem
Parkplatz den Salat gegessen.
Ach ja: Eingeladen hatten uns übrigens seine Freunde.
Das letzte Mal ging es um Traditionen. Das passt ja irgendwie zusammen.
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