Donnerstag, 7. Dezember 2017

Die Mutterkolumne: Adventszeit und Besinnlichkeit – Ha! Von wegen!

Kennt Ihr den Papalagi? Das bist Du, das seid Ihr und wir und ich betrachtet durch die erstaunten Augen eines fiktiven Südseehäuptlings. Alltäglichkeiten, die schon immer so waren, die man einfach so macht, die doch richtig sind, erscheinen in dessen Worten plötzlich gar nicht mehr so normal und logisch, allenfalls witzig oder absurd manchmal sogar falsch. So etwas versuche ich
auch. Jeden Monat in der eltern.family nehme ich mir eine Selbstverständlichkeit aus dem Leben mit Kindern vor und frage mich: Klar, alle machen oder sagen das, aber wieso eigentlich?



Wir sangen. 
O, du fröhliche, O, du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit.
„Was heißt das?“, fragte mein Sohn.
„Dass die Weihnachtszeit besinnlich und voll Spaß ist, und dass sie uns Gaben bringt“, krähte das Töchterchen.
„Also eigentlich–“
„Wir kriegen Plätzchen und Schokolade, Vorlesegeschichten und Weihnachtsmarkt, Kerzen und Marshmallows, wir basteln und singen mit Mama“, zählte meine Süße auf.
„O, basteln auch?“, murmelte mein Söhnchen. Doch dann hellte sich sein Gesicht auf. „Das wird schön.“
Seine Schwester nickte begeistert. Ich versuchte, meine Beklommenheit weg zu atmen. Denn es ist nicht leicht mit dieser besinnlich fröhlichen Weihnachtszeit. Wenn man sich dafür nicht einen festen Plan macht, ist sie plötzlich vorbei und man selbst liegt erschöpft und drei Kilo schwerer in einer Sofaecke. Ich persönlich bin eher in den Tagen zwischen den Jahren besinnlich.

Dieses Mal sollte es anders sein.
„Sind wir heute besinnlich?“, fragte mein Sohn morgens.
An den geöffneten Klappen seines Adventskalenders sah er genau, dass es langsam knapp wurde. Bis zum 16. Türchen war nicht recht Muße für die Gaben dieser besonderen Zeit gewesen.
„Aber heute“, bestimmte darum das Töchterchen.
„Ja“, sagte ich. „Heute.“
Wir wollten Weihnachtslieder hören, Plätzchen backen, süßen Kakao trinken und Geschichten erzählen. Mit strahlenden Augen standen Bruder und Schwester in der Küche.
Und dann ging alles schief.

Zuerst fielen die Tütchen mit den bunten Zuckerperlen runter.
„Nicht schlimm!“, riefen meine Kinder von unterm Küchenschrank hervor, wo sie die Hunderte winzigen Perlen wieder aufsammelten. Sie brachten auch andere Sachen von dort unten mit. Zwei davon gingen sogar als Gaben durch. Der Rest war eher eklig.
Ich hatte die Eier vergessen. Doch meine beiden rannten die Stufen zum netten Nachbarn hinunter. Der war ob der dreckigen Pullis der Kinder etwas erschrocken, hatte aber noch Eier übrig. Er kam gleich auf einen Kaffee mit hoch. Vielleicht dachte er, wir bräuchten Hilfe bei irgendetwas.
Mit Eifer stachen wir Pinguine, Herzen und Elche aus. Dabei sangen wir Piratenlieder, weil der Nachbar nichts anderes kannte.
Stolz blickten meine Kinder, der Nachbar und ich auf die ausgestochenen Teiglinge. Beim Hineinschieben in den heißen Ofen verbrannte ich mir dann den Handrücken. Der Nachbar revanchierte sich für den Kaffee mit Brandsalbe und einem Verband. Das schaffte er in sieben Minuten und zur beinahe vorgeschriebenen Zeit holten wir das Blech aus dem Ofen. Darauf lag eine blechgroße Keksplatte, die war an den Rändern etwas schwarz. Mir schossen Tränen in die Augen.
„Ein Monsterkeks!“, jubelten jedoch meine Kinder.

Wir waren gerade dabei, den Monsterkeks mit allem, was die süße Schublade hergab, zu verzieren, als es klingelte. Die Nachbarin suchte ihren Mann.
„Jetzt schimpft sie ihn aus“, erklärte mein Töchterchen.
„Weil er Spaß mit uns hatte und nicht mit ihr“, bekräftigte mein Sohn.
„Spaß?“, fragte ich matt.
Die beiden nickten.
„Weihnachtszeit ist supertoll, Mama! Und wir haben noch sieben Tage übrig.“

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