Meine kleine Ansprache zur Eröffnung des Eintagsladen 4



Nach dem Dank und der Begrüßung:

Warum  eine Vernissage zum Eintagsladen - eine feierliche Kunstausstellungseröffnung?

Das Motto unseres Eintagsladens 4 ist: Handmade, Kunst und Design. Darin ist die Begründung einer Vernissage eigentlich schon gegeben. Doch auch die Handmade-Fraktion, die Kreativen und Werkenden, die nähen, stricken, craften (ich benutze hier das englische Wort craften, da der deutsche Begriff basteln, dessen, was da in den Heimateliers passiert einfach nicht gerecht wird), häkeln,  drucken, Gold schmieden und Silber biegen, die Perlen fädeln, Papier falten und gefundene Objekte zu Neuem arrangieren, die up- und recyclen, sie alle machen Kunst - inspiriert, mit dem Herzen, in liebevoller Handarbeit und unkonventionell.
Nicht jedes Stück mag seinen Sinn nach Erich Fromm finden, der da sagte: „Man soll nur besitzen, was man wirklich zum Leben braucht.“
Doch halt.
Schon in der Bibel steht: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ ... natürlich geht das Zitat in der Versuchung Jesu anders weiter, doch nehme ich mir die Freiheit, sie in einen abgewandelten, weltlichen Kontext zu setzen – obwohl heute Sonntag ist.
2004 war das schönste deutsche Wort „Habseligkeiten“.  Habe, also materieller Besitz, der selig, also glücklich, macht.
Dass sich diese Seligkeit nicht durch schieren Besitz einstellt, erfahren wir jeden Tag, wenn wir irritiert und angewidert all die Dinge betrachten, die eigentlich keiner braucht, die unsere Wohnungen, unser Leben, unsere Welt zumüllen.
Doch wenn es darum geht, bescheiden zu sein - und dazu zwingt uns ja momentan so Manches - dann bekommt das Wort Habseligkeiten eine ganz neue, feine Bedeutung. Denn dann begreift man, dass es nicht um Masse geht, die es zu besitzen gilt, sondern um das Besondere. Um Schätze, die unser Leben bereichern.
Alle wissen, Schätze sind schön.
Doch jeder definiert Schönheit auf seine Weise.
Wenn viele unterschiedliche Menschen auf ihre Weise etwas entwerfen, etwas zeichnen, etwas herstellen, dann entsteht Vielfalt – eine Vielfalt aus der die Gäste unseres Eintagsladens schöpfen dürfen.
Alle wissen, Schätze, sind wertvoll und  auch deshalb Schätze, weil sie eine besondere Geschichte haben.
Die Schätze des Eintagsladens sind wertvoll, weil sie mit Liebe, mit Bedacht und mit Aufmerksamkeit entwickelt und gefertigt wurden, weil sie von Anbeginn, von der ersten Idee bis zum fertigen Stück, wertgeschätzt wurden.
Hier dürfen Sie die Kreativen und Künstler nach ihren Ideen, Inspirationen, nach den Geschichten hinter ihren Produkten und ihrer Kunst fragen. Denn sie sind alle hier, jene, die die Dinge entwickelten und auch produzierten. Es wird sich lohnen, denn  Sie werden lauter Schätze entdecken.
Und das alles auch noch in nachhaltig.
Nachhaltigkeit, ein Wort, mit dem wir alle so gern um uns schmeißen und dessen Umsetzung doch oft hapert.  Denn schwer fällt es, zu Verzichten, den unbequemen Weg zu gehen, den höheren Preis zu zahlen. Nur einige Aspekte, die wichtig wären, um nachhaltig zu handeln.
Hier und heute müssen Sie gar nichts davon tun - vielleicht ein wenig das Letztere. Denn Kinderhände, die eigentlich mit Puppen spielen sollten, haben an den Dingen hier auf dem Eintagsladen nicht mitarbeiten müssen.
Trotzdem wäre jeder Kauf auf dem Eintagsladen nachhaltiger, als so manches Produkt, das in speziell deklarierten Läden angeboten wird.

Aber niemand soll hier ausschließlich liebevolle und kostbare Sachen und Sächelchen konsumieren.
Es gibt den Strickpavillon, die Diplom-Arbeit von Claudia Diehl, an dem Sie einige Reihen stricken können.
Es gibt tolle Gewinne an der Tombola zu gewinnen.
Unterhalten Sie sich mit den Künstlern und lassen Sie sich inspirieren, den der Trend des D.I.Y. geht um. Wie ein frischer Wind, der gerade durch die Welt und um alle Ecken fegt, bietet er Alternativen zu Bestehendem und Überkommenem. Er wird auch Sie erfassen, machen Sie sich bereit!

Aber zuerst einmal und vor allem: Viel Spaß auf dem Eintagsladen 4!