Vor drei Jahren waren wir das letzte Mal an der französischen Atlantikküste. Zeit zu erkunden, ob noch alles da ist. Ich wünsche Euch einen schönen Spätsommer!
Berauschendes aus Kultur, dem Leben, der Küche und der Natur – erdacht, erlebt oder gefunden von Antje Herden
Mittwoch, 20. August 2014
Freitag, 15. August 2014
Smucke Steed – die wunderbare Pension in Glücksburg
Urlaub sollte ja schon am ersten Tag beginnen. Das ist manchmal gar nicht so einfach, zum Beispiel wenn man zwei Tage hinfahren muss in diesen Urlaub im allernördlichsten Zipfel Dänemarks.
Als mir meine liebe Kollegin Alice Panthermüller, die ja bekanntlich aus Flensburg kommt, die nigelnagelneue Pension "Smucke Steed" in Glücksburg (also auf 2/3. Weg) empfahl, freute ich mich sehr. Ich reservierte flott ein Freundschaftszimmer mit Zustellbett für die Kids und mich.
Ein wenig über Straßenniveau in einem Park liegt die feine alte Villa. Beigefarbene Hortensien weisen den Weg zum Eingang oder direkt auf die romantische Terrasse hinterm Haus. Ein wahrhaft "schöner Ort". Auf einer Wiese unter Bäumen stehen gemütliche Liegen, auf die ich mich sofort niederlassen und schmökern wollte.
Die hohe Eingangshalle begrüsst mit freundlichem, naturnahem, skandinavischem Design: Leinenlampen, Birkenäste, Kissen, Kerzenleuchter, Körbe, Betonschreibtisch passend dazu die Farbkompositionen von Johanna Putensen.
Hinterm Schreibtisch sitzt Sönke Roß ganz leger in Jeans und Shirt und begrüßt uns mit einem verschmitzten Grinsen. Wir fühlen uns sofort sehr wohl.
Unser Zimmer ist genauso schön wie die Halle: großzügig, mit liebevollen Details versehen und mit zwei herrlichen Betten bestückt. Und einem, zwar bequemen, aber eben doch nur Zustellbett. Das gibt einen kurzen Disput, bis uns einfällt, dass wir ja auch auf der Rücktour wieder hier pausieren werden und dann eben das andere Kind im "Königsbett" schlafen darf. Die Königin darf natürlich beide Male.
Die Tochter duscht noch schnell im modernen Bad und ich freue mich über die Seife, auf der genau das steht, was ich jeden Morgen predige.
"Haste gesehen?", frage ich.
Sie grinst nur.
Als es sich die Kids später (nach einem langen abendlichen Spaziergang am direkt um die Ecke liegenden Strand) auf dem Sofa vor dem Fernseher mit Hollunder- und Rhabarber-Limonade gemütlich gemacht haben, sitze ich noch ein Weilchen auf der Terrasse in einem der schönen Bambussessel, schaue über die wilde Wiese unterhalb des Hauses zur Bucht hinüber, sehe den letzten orangefarbenen Strahlen der Sonne zu und trinke ein Glas Rotwein, das ich mir ebenso wie die Biolimo aus dem Kühlschrank neben der Küche genommen habe.
Am nächsten Morgen erwartet uns nicht nur die hübsche charmante Frau Roß, sondern auch ein richtig tolles Frühstück. So eines, das man seinen Freunden servieren würde. Typisch nordisch gibt es vielerlei Arten von Räucherfisch mit Sahnemerettich und Currysoßen, eine wunderbare Käse- und Wurstauswahl, zur Freude der Tochter einen richtig leckeren Avocado-Dipp, Marmeladen, Müsli, Obstsalat aus frischen Früchten, Quark, Brot und Brötchen und natürlich auch Schokoladencreme. Auch Eier aller Arten können wir bei Sönke Roß bestellen, dazu Cappuccino, heiße Schokolade und Milchkaffee.
Wem der Stil des Hauses gefällt, der findet überall im Haus ausgelegte Design- und Architekturbücher und schöne Sitzgelegenheiten, um darinnen zu schmökern.
Ich selbst habe auch mal unter die Zahnputzbecher nach dem Namen geschaut.
Alle weiteren Informationen findet Ihr hier. Vielleicht sollte ich schon mal das Zimmer für den nächsten Sommer buchen. Nicht, dass es sich noch rumspricht, wie wunderbar diese kleine feine Pension ist. Danke, liebe Familie Roß!
Mittwoch, 13. August 2014
Stöcke, Äste, Bäume – Frau Herden schleppt den Kids das Lieblingsspielzeug nach Hause
Gestern haben wir Stockbrot über dem Feuer geröstet. Ich mag
Stockbrot eigentlich nicht so gerne. Dreizehn Jahre lang musste ich das für
meine Kids quasi ständig über der Glut drehen, darauf achten, dass das Äußere
nicht verbrannte und das Innere nicht roh und zäh verblieb. Auch die
Varianten mit eingewickelten Marshmallows und Schokostückchen oder die mit dem
äußeren Bacon waren nie wirklich so toll, wie ich es erhofft hatte. Oder eben
die Kinderschnute. Hier soll es auch gar nicht um Stockbrot gehen, sondern um
Stöcke an sich. Ahhh! Ein Thema, das Eltern über viele Jahre begleitet.
Stöcke sind großartig. Sie sind Pistole, Laserschwert,
Speer, Zauberstab, Feenwesen, Wegweiser, stummer Kumpel, geheimer Gesell,
Rösthilfe – während teure Legosets und Anziehpuppen in den Kinderzimmerecken
verstauben, sind Stöcke einfach elementarer Teil der ersten 9 Lebensjahre. Und:
Stock ist nicht gleich Stock. Ein jeder sieht ganz anders aus als der andere.
Darum muss man sie ALLE aufheben. Und mit nach Hause nehmen. Weil Kinderhände
nicht all das fassen können, was Kinderaugen begehren, tragen die Eltern. In
unserem Fall trug ich. Manchmal versuchte ich eine Auswahl zu erzwingen, die
Notwendigkeit jeden Exemplars zu diskutieren. Ein völlig sinnloses Unterfangen.
Letztendlich schleppte ich sie tatsächlich alle in die Bude.
Als meine, dem Stockalter inzwischen entwachsenen, Kids
gestern stockbeladen mit der klitzekleinen dänischen Verwandtschaft aus dem
Wald traten, obwohl wir nur noch einen gebraucht hatten, musste ich vor mich
hingrinsen und ich erinnerte mich eines sonnigen Samstagnachmittags:
Eigentlich wollte ich nur schnell in die Stadt, um einige
überlebenswichtige Dinge zu kaufen. Mehr war sowieso nie drin.
Das damals fünfjährige Töchterchen erklärte sich ausgehfertig.
„Wir können losgehen“, rief es. „Ich habe mein Lieblingskleid angezogen. Das
mit den kleinen Blümchen.“
Ich kleidete gerade das noch hilflose Brüderchen an und
wunderte mich über die kleinen Blümchen. So etwas hatte ich nie erstanden. Das
Ganze klärte sich jedoch schnell auf.
„Aber Schatz, das ist doch dein Nachthemd.“
„Na, und? Es ist mein schönstes Kleid. Es hat kleine
Blümchen, sonst kaufst du mir nichts mit kleinen Blümchen“, sagte das
Töchterchen und schaute frech zwischen seinen Zöpfen hervor. Der eine davon war
sehr kurz. Aus irgendeinem mir nicht verständlichen Grunde, hatte die Süße den linken über dem Ohr abgeschnitten. Der andere baumelte wie sonst beinahe bis
zum Bauchnabel. Nun gut.
„Und die neuen Schuhe“, erklärte das Kind gerade. Die neuen
Schuhe waren Gummistiefel. Warum nicht.
Wir liefen los. Auf dem Weg in die Innenstadt mussten wir
einen Park passieren. In der Nacht hatte ein Sturm gewütet. Alles war schon
wieder aufgeräumt. Nur einen abgekrachten unglaublich großen belaubten Ast hatten die Menschen
von der Stadtreinigung wohl für einen kleinen Baum gehalten und übersehen. Nicht jedoch das Töchterchen.
„Den brauche ich“, erklärte es kurzerhand und schleppte das
große Baumteil mit sich.
Ich wusste, Widerstand war zwecklos. Ich hoffte auf
erlahmende töchterliche Armmuskeln. Heute weiß ich, dass das schon damals eine
völlig sinnlose Hoffnung war.
Das Brüderchen im Sportwagen krähte los. So einen Stock, so
einen Ast, ja so einen Baum, wollte es auch haben. Und während das Töchterchen
mit kurzem und langem Zopf in Nachthemd und Gummistiefeln einen ausgewachsenen
Minibaum mit sich herumschleppte, geriet ich langsam in Panik.
Ich erklärte quasi alles, was ich hatte einkaufen wollen zur
Unwichtigkeit. Bis auf die Windeln. Ich wollte nur ganz schnell in die Drogerie
und dann nichts wie nach Hause.
Doch dann sah das Söhnchen den ausgegrabenen Bambus.
„Da! Da! Tock! Tock!“, rief es.
Ich beschleunigte, doch das nutzte nichts. Es wurde so lange
lauthals protestiert, bis ich zurücklief und den Herrn vom Gartenamt bat, mir
das etwa drei Meter hohe Bambusgewächs zu überlassen.
In die Drogerie wollte man uns nicht einlassen.
„Nicht mit dem Ast und dem Riesenbusch“, erklärte die
Kassiererin. Ich konnte sie sehr gut verstehen.
„Darf ich dann wenigstens meine Tochter und die Gewächse
kurz hier in der Ecke abstellen und nur schnell Windeln kaufen?“, fragte ich.
Zögernd gab die Frau im Kittel nach. Ich fetzte durch die
Gänge, griff die Windeln und sehr spontan noch eine Flasche Ökowein für später.
Dann schleppten wir uns nach Hause. Schließlich erlahmten
die Arme der Süßen dennoch. Doch inzwischen war mir alles egal. Ich hängte die
Windelpakete links und rechts an den riesigen belaubten Ast, schulterte ihn wie
Herkules irgendetwas sehr Schweres, klemmte mir das Bambusgewächs unter den Arm
und stupste das Söhnchen im Sportwagen mit der Hüfte voran.
Das Töchterchen bahnte uns den Weg durch die samstäglich
gefüllten Straßen. Strahlend und stolz rief es so laut es konnte: „Achtung,
Platz machen! Hier kommt meine Mama. Die stärkste Mama der Welt.“
Und ich grinste etwas dümmlich unter meiner Last. Aber ich war sehr glücklich. Denn
plötzlich wusste ich wieder, warum ich mir all das antat.
Mittwoch, 6. August 2014
Was sollen die Lügen? – Frau Herden wird alt und mag das nicht
Ich bin ein Sommerkind. Allerdings bin ich kein Kind mehr
sondern eine Frau. Eine Frau in mittleren Jahren. Mit anderen Worten: Ich werde
alt.
Dass ich den Sommer liebe, kann man sehr gut an meiner Haut
ablesen. Auch dass sich in den 70er und 80er Jahren niemand für Sonnencreme
interessierte und dass ich die 90er auf meinem Surfbrett liegend im Ozean
verbracht habe. Letztens sagte meine Freundin, die Hautärztin ist: „Antje, für
diese Sonnenschäden bist du eigentlich zu jung. Die können wir weglasern.“
Ich finde ja, ich bin nicht nur für diese Sonnenschäden zu
jung. Ich scheine sowieso viel zu jung für diesen Körper und dieses Gesicht zu
sein. Darum erschrecke ich auch immer, wenn ich mich mal zufällig in einer
Schaufensterscheibe gespiegelt sehe. Aber das kann ich ja nicht alles weglasern
lassen. Und dann verstehe ich die irritierten Blicke der Menschen auf der
Straße ob meines Auftretens. Das entspricht nämlich in seiner Art und Weise eher
meinem innerlich gefühlten Alter, sagen wir mal: 27. Allerhöchstens.
Im Gegensatz dazu stehen meine Falten, die drei grauen
Haare, die ich letztens ausriß, und auch diese relativ ausladende Figur, die
ich niemals haben wollte. Weiblich, nennt das ein lieber Freund. Weiblich kannte
ich früher nicht. Nicht bei meinen mageren Armen oder den herausstehenden
Hüftknochen und auch in den Doppel A-Körbchen war die nicht zu entdecken
gewesen. Nun ist sie da und lässt sich herumschleppen. Das geht auf die
Gelenke. Die schmerzen, als bekämen sie dafür einen Orden. „Genetisch bedingte
Arthrose. Frau Herden, es tut mir leid“, sagte der Arzt vor etwa sieben Jahren
zu mir. Ich weiß schon, warum ich dort sonst nicht hingehe. Allerdings konnte
er ja gar nichts dafür. Genauso wenig wie meine liebe Frau Mama, die sich wegen
der ungünstigen Gen-Weitergabe bei mir entschuldigte. Also echt.
Ich sage mal: Ich mag das Altern nicht! Das lasse ich mir
auch nicht schön reden. Von niemandem. Weder von klugen Menschen noch von
Frauenmagazinen, die die Jugend hofieren und dann schreiben, das Alter sei das
eigentlich Feine. Ha! Alles Lüge. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe
jahrelang für die als Model gearbeitet.
Ich fühle mich weder irgendwie entspannter als früher noch
weiser werdend. Im Gegenteil. Ich mache noch immer dieselben blöden Fehler, nur
dass es jetzt viel mehr Vorbereitung bedarf, bis mir die Möglichkeiten dafür
begegnen. Und ich traue mich nicht mehr so viel. Aber nicht, weil ich heute klüger bin, sondern weil ich Schiss habe. Heilt ja nicht mehr so gut, so ein Oberschenkelhalsbruch.
Altern tut weh und sieht doof aus (zumindest bei mir). Klar, erzählen Falten
Geschichten. Und ich mag Geschichten. Aber auch ich fasse lieber glatte Haut
und straffe Muskeln an und will mich dafür nicht entschuldigen müssen. Morgens
würde ich lieber aus dem Bett in den Tag hinaushüpfen, statt erst mal meine
steifen Glieder zu mobilisieren, um dann auf allen Vieren ins Bad zu kriechen.
Und nachts möchte ich tanzen! Tanzen, trinken und die Sonne aufgehen sehen. Oh
ja! Manchmal mache ich das tatsächlich. Aber nur, wenn ich weiß, dass ich die
darauf folgende Woche weder irgendetwas zu tun habe, noch überhaupt mein Bett verlassen
muss.
Ich bin so gierig nach dem Leben und muss so oft durch eine
Schutzscheibe zuschauen, eine Schutzscheibe, die mir das Alter aufzwingt. Dabei
weiß ich, dass es noch schlimmer werden wird. Eine 92jährige Frau sagte einmal
über das Alter, sie säße in ihrem Sessel und könne sich kaum mehr bewegen. Aber
in ihrem Kopf, da sei sie noch immer das 23jährige Mädchen, da höre sie die Musik und möchte dazu tanzen, tanzen,
tanzen. Na, bitte! Ich musste heulen.
Ich weiß, dass es ein Tabu ist, sich so äußern. Ich weiß,
dass sich nun viele aufregen und über mich schimpfen werden. Nun, vielleicht
kriegen die das irgendwie besser hin? Vielleicht hatten sie bereits genug vom
Leben oder sind bescheidener als ich? Vielleicht können sie sich auch einfach
nur leichter selbst belügen? Ich bewundere das ja und wünsche ihnen, dass es
bis zum Ende funktionieren möge. Für mich kann ich sagen: Es tut verdammt gut, da
einfach auch mal ehrlich zu sein und nicht immer so tun zu müssen, als wäre es
anders.
Aber, hey: Draußen ist Sommer. Die Sonne scheint und der Gesang der Vögel hat mich aus dem Schlaf geholt. Ich schlüpfe in ein Kleid und schwinge mich auf mein Rad. Wegen des holprigen Pflasters in unserer Straße fahre ich verbotenerweise auf dem Bürgersteig. Als der ältere Herr hinterm Hibiskusbusch mir vors Rad springt, bin ich mir sicher, dass er mich zuvor aus seinem Fenster gesehen, schnell Hut und Stock gegriffen hatte, die Treppe hinuntergestürmt war und im Vorgarten hinterm Busch hockend den richtigen Moment abgepasst hatte. Elegant weiche ich aus. Nun gut, vielleicht nicht wirklich elegant. Ich fahre ein schweres Herrenrad mit einem Korb hinten und einem dieser holländischen eisernen Gestelle mit Kiste vorne. Aber ich habe ihn definitiv nicht berührt.
Trotzdem brüllt er mir nach: "Das ist ein Fussweg! DUMME GÖRE!"
Und ich?
Hätte ich mich getraut, ich hätte jubelnd die Arme hochgerissen. So aber rufe ich nur: "Ihnen auch einen schönen Tag! Und vielen, vielen Dank! You made my day!"
Trotzdem brüllt er mir nach: "Das ist ein Fussweg! DUMME GÖRE!"
Und ich?
Hätte ich mich getraut, ich hätte jubelnd die Arme hochgerissen. So aber rufe ich nur: "Ihnen auch einen schönen Tag! Und vielen, vielen Dank! You made my day!"
Montag, 4. August 2014
Searching For Sugar Man
"Wer ist das?", fragte ich meine Freundin im letzten Herbst.
Sie war für einige Zeit zu Besuch, lebt ansonsten in Sydney. Aus den Lautsprechern im Haus ihrer Eltern kam Musik, die ich nicht kannte, die mich aber sofort ganz tief berührte.
"Rodriguez", antwortete meine Freundin.
Von dem hatte ich noch nie gehört.
"Da bist du nicht die einzige. Niemand in Europa oder Amerika kennt ihn, aber bei uns und in Südafrika ist er ein Superstar."
Als wir zu Weihnachten nach Sydney kamen, hatte sie die CD für mich gekauft. Ich freute mich sehr. Seitdem begleitet uns die Stimme und die Worte Rodriguez´ durch die Tage und selbst das 16jährige Töchterchen singt begeistert mit.
Sixto Rodriguez ist Amerikaner. Mit seiner Gitarre zog er durch die eher abgehalfterten Viertel Detroits und trat in schmierigen Clubs auf. Dort sang er mit dem Rücken zum Publikum. Anfang der 70er brachte er zwei wunderbare Alben heraus: poetisch, ehrlich, verblüffend und sehr sehr klug. Aber niemand wollte die hören. Also arbeitete er weiter auf dem Bau.
Hinter den Mauern, die die Apartheit um Südafrika aufgebaut hatte, wurde er währenddessen unbemerkt zum Superstar. Eine eingeschmuggelte Kassette brachte die Texte in das gebeutelte Land. I Wonder wurde zur Hymne, das Album Cold Fact vielleicht millionenfach verkauft. Doch bis auf das Bild auf dem Cover, gab es keine weiteren Lebenszeichen des Sängers. Irgendwann kursierten die Gerüchte, Rodriguez sei lange tot, hätte sich während seines letzten Konzerts auf der Bühne erschossen oder wahlweise auch angezündet. Was Legenden eben so machen.
Dieser Legende auf die Spur kommen, wollte der schwedische Regisseur Malik Bendjelloul Ende der 90er Jahre. Also schickte er die südafrikanischen Musiker und Journalisten, Stephen "Sugar" Segermann und Craig Bartholomew Strydom, auf die Suche. Anhaltspunkte gab es eigentlich keine. Nur einen Satz im Song Inner City Blues ließ sie stutzen: "Met a girl from Dearborn, early six o'clock this morn. A cold fact." Dearborn ist eine Stadt in unmittelbarer Nähe von Detroit, der Stadt des Motown-Labels. Detroit, wo Rodriguez unendlich bescheiden lebte und noch immer auf dem Bau arbeitete. Sie holten ihn "nach Hause" auf die Bühne, wo er vor komplett ausverkauften Hallen seine Musik einem frenetischem Publikum schenkte. "Danke, dass ihr mich am Leben gehalten habt", sagte er zum Schluss, während alle, alle weinten. Das Geld seiner Auftritte schenkte er seinen Töchtern und wohltätigen Einrichtungen.
Sie war für einige Zeit zu Besuch, lebt ansonsten in Sydney. Aus den Lautsprechern im Haus ihrer Eltern kam Musik, die ich nicht kannte, die mich aber sofort ganz tief berührte.
"Rodriguez", antwortete meine Freundin.
Von dem hatte ich noch nie gehört.
"Da bist du nicht die einzige. Niemand in Europa oder Amerika kennt ihn, aber bei uns und in Südafrika ist er ein Superstar."
Als wir zu Weihnachten nach Sydney kamen, hatte sie die CD für mich gekauft. Ich freute mich sehr. Seitdem begleitet uns die Stimme und die Worte Rodriguez´ durch die Tage und selbst das 16jährige Töchterchen singt begeistert mit.
Sixto Rodriguez ist Amerikaner. Mit seiner Gitarre zog er durch die eher abgehalfterten Viertel Detroits und trat in schmierigen Clubs auf. Dort sang er mit dem Rücken zum Publikum. Anfang der 70er brachte er zwei wunderbare Alben heraus: poetisch, ehrlich, verblüffend und sehr sehr klug. Aber niemand wollte die hören. Also arbeitete er weiter auf dem Bau.
Hinter den Mauern, die die Apartheit um Südafrika aufgebaut hatte, wurde er währenddessen unbemerkt zum Superstar. Eine eingeschmuggelte Kassette brachte die Texte in das gebeutelte Land. I Wonder wurde zur Hymne, das Album Cold Fact vielleicht millionenfach verkauft. Doch bis auf das Bild auf dem Cover, gab es keine weiteren Lebenszeichen des Sängers. Irgendwann kursierten die Gerüchte, Rodriguez sei lange tot, hätte sich während seines letzten Konzerts auf der Bühne erschossen oder wahlweise auch angezündet. Was Legenden eben so machen.
Dieser Legende auf die Spur kommen, wollte der schwedische Regisseur Malik Bendjelloul Ende der 90er Jahre. Also schickte er die südafrikanischen Musiker und Journalisten, Stephen "Sugar" Segermann und Craig Bartholomew Strydom, auf die Suche. Anhaltspunkte gab es eigentlich keine. Nur einen Satz im Song Inner City Blues ließ sie stutzen: "Met a girl from Dearborn, early six o'clock this morn. A cold fact." Dearborn ist eine Stadt in unmittelbarer Nähe von Detroit, der Stadt des Motown-Labels. Detroit, wo Rodriguez unendlich bescheiden lebte und noch immer auf dem Bau arbeitete. Sie holten ihn "nach Hause" auf die Bühne, wo er vor komplett ausverkauften Hallen seine Musik einem frenetischem Publikum schenkte. "Danke, dass ihr mich am Leben gehalten habt", sagte er zum Schluss, während alle, alle weinten. Das Geld seiner Auftritte schenkte er seinen Töchtern und wohltätigen Einrichtungen.
Mit Searching for Sugar Man entstand ein absolut berührender Film, der die unfassbare Geschichte Rodriguez´ erzählt. Dafür bekam Malik Bendjelloul im letzten Jahr einen Oscar. Gestern hatte ich das große Glück diesen Film schauen zu dürfen. Er hat mich dermaßen beeindruckt, dass ich heute darüber schreiben muss. Wie ein leises wehes Glück zieht dieser Eindruck durch meinen Bauch und ich hoffe, er bleibt noch etwas. Denn diese Geschichte ist etwas, das meiner Meinung nach das Leben ausmacht. Dazu gehört aber auch, dass sich der Regisseur, der uns dieses berührende Märchen, diese fantastische Geschichte schenkte, vor gut 2 Monaten mit 36 Jahren das Leben nahm. R.I.P.
If there was a word
But magic's absurd
I'd make one dream come true
It didn't work out
But don't ever doubt
How I felt about you
But thanks for your time
Then you can thank me for mine
And after that's said
Forget it
Sonntag, 3. August 2014
Zucchinis in rauen Mengen – ein feines Zucchini-Relish
Erzählte mir jemand, dass eines Tages die Zucchinis die Weltherrschaft übernähmen, ich würde es glauben. Himmel, wie ist das möglich, dass innerhalb weniger Tage aus den zauberhaften Blütenfeen solche Baseballkeulen werden?
Das einzig Problematische am Acker ist der Überreichtum einer einzigen Sorte Gemüse, wenn sie denn reif ist. Jeden Tag Zucchini möchte man ja auch nicht speisen. Nachdem ich gestern schon etliche Kilo mit Ölivenöl, Salz und einer Menge Knoblauch grillte und einlegte, kochte ich heute einige Gläser Relish (etwa 2,5 Liter).
Aus verschiedensten Rezepten und Vorgehensweisen erstellte ich meine eigene. Lecker, muss ich sagen. Wer´s auch probieren möchte, bitte schön.
Man braucht (ich gebe die Mengenverhältnisse mit an, weil Ihr vielleicht sehr viel mehr oder auch weniger Zucchinis habt. Ist ein bisschen Mathe, aber geht schon):
* grüne oder gelbe Zucchini und Zwiebeln im etwaigen Mengenvehältnis 2:1. Also, eine Tasse Zwiebeln auf zwei Tassen Zucchini. Ich nahm etwa 10 Tassen Zucchinis und 5 Tassen Zwiebeln.
* braunen Zucker und Weißweinessig im Verhältnis 2:1 und zu den Zucchinis 1:2, also bei meinen 10 Tassen Zucchinis sind das 5 Tassen Zucker und 2,5 Tassen Essig
* 1 grüne Chilischote / 3 Knoblauchzehen
* 5 EL Salz / 1 TL Muskat / 1/2 TL gemahlenen Koriander / 1 EL scharfer Senf
So geht´s:
Einige Rezepte empfehlen das Kleinschneiden von Zucchini und Zwiebeln, salzen und über Nacht abtropfen lassen. Ich fand eine schnellere Lösung: Die Zucchini und die Zwiebeln habe ich in der Moulinette kleingehäckselt, in ein Haarsieb gegeben und abtropfen lassen. In die letzte Runde gab ich die Chilischote, den Knoblauch und noch etwas Essig, damit das Ganze schön fein wird.
In einem großen Topf mischte ich das Gemüse den Essig und den Zucker. Dann gab ich die Gewürze hinzu und mischte alles noch einmal gut durch. 15 Minuten wurde das Ganze dann gekocht, heiß in Schraubgläser gefüllt, kurz auf den Kopf gestellt und fertig. Nun muss das Relish noch einige Zeit (etwa 6 Wochen) am besten im Kühlschrank durchziehen, bis es perfekt schmeckt.
Es ist ganz wunderbar auf Sandwiches, zu gegrilltem Fleisch, Fisch oder auch Käse.
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